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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Emma.
    »Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht«, versuche ich ihr zu erklären. Es fühlt sich an, als hielte sie Drew für besser geeignet, diese Amputation durchzuführen, dabei bin ich eine gute Chirurgin und habe mehr Erfahrung als er.
    »Ich wollte dich nicht kränken.« Emma stockt. »Hör zu, Maz, ich will keine Zeit und Energie mit Streiten verschwenden. Ich habe Drew gefragt, weil du es nicht gemacht hättest, wenn ich dich darum gebeten hätte.«
    »Was gemacht?« Meine Haut beginnt zu kribbeln, und mich beschleicht ein unguter Verdacht. »Hast du Mrs Dyer gesagt, dass du nicht selbst operierst?«
    »Nein, nicht direkt. Aber ich habe sie nicht angelogen. Ich habe ihr nur nicht die ganze Wahrheit gesagt. Mir blieb keine andere Wahl, sonst hätte sie die Operation verschieben wollen. Ich habe nur an Brutus’ Wohl gedacht.«
    »Zu schade, dass du daran nicht schon früher gedacht hast«, entgegne ich vorwurfsvoll. »Du hättest die Operation nicht so lange hinauszögern dürfen.«
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    »Das war vollkommen unethisch von dir. Du hast uns in eine unmögliche Lage gebracht. Ist dir unser Ruf eigentlich völlig egal?«
    »Keine Panik, Maz. Es wird alles gut gehen. Mrs Dyer wird nichts davon merken. Niemand wird je etwas erfahren.«
    »Außer dir, mir, Drew, Shannon … und Frances. Natürlich kommt das raus, und wie stehen wir dann da? Alle werden sagen, die Tierärzte vom Otter House sind Lügner.« Ich stehe auf und laufe nervös hin und her.
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass dieser Tumor so schnell wie möglich entfernt werden muss.« Emmas Stimme ist eisig. »Wenn ich Mrs Dyer von der Planänderung erzählt hätte, hätte sie die Operation womöglich abgesagt.«
    »Aber immerhin hätte sie die Wahl gehabt«, kontere ich. »Was ist los mit dir, Em? Es kommt mir vor, als würdest du allmählich durchdrehen.«
    »Ich komme mit dem Stress nicht klar«, antwortet Emma ruhig. »Ich habe derzeit Wichtigeres im Kopf – wir haben diesmal drei Embryos.«
    »Gratuliere.«
    »Das klingt nicht so, als würdest du es ernst meinen.«
    »Doch, das meine ich ernst. Ich freue mich für dich. Aber das Otter House ist genauso wichtig. Unsere Kunden. Unsere Patienten. Unsere Mitarbeiter.«
    »Das Otter House wird auch noch stehen, wenn ich das alles hier hinter mir habe«, entgegnet Emma. »Die Behandlung, die Besuche in der Klinik, die Spritzen, die Embryos – für mich ist das im Moment das Einzige, was zählt. Ich muss alles tun, um ihnen die bestmögliche Ausgangssituation zu bieten, und wenn das bedeutet, dass ich dir oder Mrs Dyer nicht immer alles recht machen kann, dann ist das eben so. Tut mir leid.«
    Emma legt auf, und ich starre das Telefon in meiner Hand an. Was passiert mit uns? Bin ich ihr die Stütze, die sie braucht? Verhält sich Emma irrational? Werde ich sie irgendwann in nächster Zukunft anschauen und sie nicht mehr wiedererkennen – so wie ein Mann seine langjährige Ehefrau? Ich verspüre ein stechendes Gefühl des Verlusts. Empfindet so auch ein Liebender, wenn Stress und die Belastungen des Alltags die Beziehung zu überwältigen drohen?
    Gegen Ende meiner Mittagspause erwacht Brutus allmählich aus der Narkose. Zitternd liegt er unter einer Decke, und sein halber Rumpf ist mit Binden umwickelt, was mir ungewöhnlich vorkommt. Aber vielleicht ist das ja in Australien so üblich. Was auch immer Drew gemacht hat, ich hoffe, er hat nicht vergessen, es Mrs Dyer in Rechnung zu stellen.
    »Drew hat den Verband angelegt, um die Blutung zu stoppen«, sagt Shannon, als ich mich danach erkundige.
    »Ich hoffe, es hat nicht so stark geblutet, dass du wieder umgekippt bist«, entgegne ich leichthin.
    »Es ist nur ein bisschen rausgesickert«, antwortet sie.
    »Und wo ist Drew jetzt hingesickert?«, frage ich, denn mir ist aufgefallen, dass er nirgends zu sehen ist. »Ich hätte schon erwartet, dass er hierbleibt, bis Brutus wieder halbwegs wach ist.«
    »Er ist gegangen. Ich habe ihm versprochen, auf Brutus aufzupassen.«
    Dazu bist du aber nicht qualifiziert, will ich schon sagen, doch dann verkneife ich mir die Rüge.
    »Ist alles in Ordnung? Du siehst ein bisschen blass aus.«
    »Nein, alles okay«, beteuert sie mir, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mir nicht die Wahrheit sagt. Vielleicht hat sie Probleme zu Hause.
    »Ich wollte Drew nach der unbeschrifteten Probe im Kühlschrank fragen, aber das muss jetzt wohl bis heute Nachmittag warten.«
    »Er

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