Dann muss es Liebe sein
heute Nachmittag als Notration im Supermarkt gekauft habe, zum zweiten Mal in die Mikrowelle. Doch noch bevor es warm ist, stehen schon wieder zwei Männer vor der Tür. Sie tragen abgewetzte Regenhüte und gewachste Jacken und erinnern mich an zwei Wilddiebe, die nichts Gutes im Schilde führen.
Es sind Alex und sein Vater. Alex hat Hal, den großen schwarzen Labrador, auf dem Arm und hält einen Infusionsbeutel zwischen den Zähnen. Im Fell des Hundes funkeln Wassertropfen.
»Nimm mir den verdammten Beutel ab, Vater«, knurrt Alex mit zusammengebissenen Zähnen.
Der alte Fox-Gifford dreht sich steif um, nimmt den Beutel, hängt ihn über seinen Stock und hält ihn hoch.
»Du fragst dich bestimmt, warum wir hier sind, vor allem bei diesem fürchterlichen Wetter«, sagt Alex.
Ich streite nicht ab, dass ich mich ein wenig wundere, immerhin haben sie selbst eine voll ausgestattete Praxis zur Verfügung.
»Habt ihr einen Termin?«, erkundige ich mich betont fröhlich, um meine wahren Gefühle zu verbergen: dass ich nämlich ganz und gar nicht erfreut darüber bin, sie zu sehen. Nein, nicht einmal Alex.
»Ich glaube kaum, dass wir einen brauchen, wir gehören ja praktisch zur Familie«, entgegnet der alte Fox-Gifford, und ich will gerade anmerken, dass er das vor Kurzem noch ganz anders gesehen hat, als Hal vor Schmerz aufstöhnt.
»Was ist passiert?« Ich lasse sie herein und knipse auf dem Weg nach hinten die Lichter wieder an.
»Ich verstehe nicht, wieso ich ihn nicht tragen sollte«, schimpft der alte Fox-Gifford vor sich hin, »dazu bin ich durchaus noch in der Lage.«
»Würdest du jetzt bitte endlich den Mund halten«, erwidert Alex. »Schließlich ist es deine Schuld, dass wir hier sind.«
»Der alte Knabe war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort«, entgegnet der alte Fox-Gifford unterwürfig, und mir fällt auf, dass die Rollen von Vater und Sohn vertauscht sind, seit Alex gedroht hat, anderswo eine eigene Praxis zu eröffnen. Nun hat er die Kontrolle übernommen.
Ich bringe sie nach hinten. Alex legt Hal seitlich auf eine Unterlage auf dem Behandlungstisch, das verletzte Vorderbein nach oben. Keuchend blickt Hal ins Leere, seine Augen sind glasig vor Schmerz. Sein Bein ist mit einem dicken Verband umwickelt, die Binden sind schmutzig und von frischem Blut durchtränkt. Er riecht nach Feuchtigkeit, vermischt mit dem typischen Mundgeruch alter Hunde, und es ist schwer zu glauben, dass dieser Rüde Sabas Welpen gezeugt haben soll.
Alex berührt meine Hand.
»Ich weiß, wie viel du zu tun hast, Maz, und wie erschöpft du sein musst, und ich weiß auch, dass ich dir ständig sage, du sollst dir nicht so viel zumuten, und unter normalen Umständen würde ich dich auch nicht darum bitten, aber ich weiß mir einfach keinen anderen Rat«, sprudelt es aus ihm heraus.
»Schon gut, Alex«, antworte ich lächelnd, »es macht mir nichts aus. Ehrlich.«
»Machen Sie ihn wieder gesund.« Der Stock des alten Fox-Gifford knallt gegen den Behandlungstisch. »Ich will ihn so gut wie neu zurückbekommen.«
»Das wird wohl kaum möglich sein«, wende ich ein und wäge hastig Hals Chancen ab. Ich kann keine Wunder wirken.
»Ich habe dir ja gesagt, dass es zwecklos ist.« Eine schmutzige Mischung aus Dung, Schlamm und Blut tropft von seiner Jacke. »Ich habe dir gesagt, die tut nur so, als wäre sie Tierärztin. Was versteht die denn schon von Hunden?«
»Eine Menge, glauben Sie mir«, unterbreche ich ihn, fest entschlossen, mich diesmal nicht von ihm unterbuttern zu lassen. »Erinnern Sie sich noch an Hals romantisches Tête-à-Tête auf der Gemeindewiese? Ich wette, Sie haben keine Ahnung, was ein Labradoodle-Welpe wert ist.«
»Aurora, dieses verfluchte Weibsstück. Sie hat mir eine Rechnung für zusätzliches Futter, Körbchen und Käfige geschickt – nicht, dass ich vorhätte, jemals zu bezahlen.«
»Alles in allem hat sie trotzdem einen ziemlich guten Schnitt gemacht«, kontere ich und kann meine Freude darüber, ihm endlich auch einmal eins reinzuwürgen, nicht verbergen. »Sie hat zwölf Welpen verkauft, und zwar zu jeweils tausend Pfund. Sie können ja selbst ausrechnen, wie viel ihr das eingebracht hat.«
»Ein Tausender pro Stück?« Der alte Fox-Gifford wird blau um den Mund, torkelt ein paar Schritte und wankt.
»Halt dich fest, Vater«, sagt Alex und greift nach seinem Arm.
»Das ist ungeheuerlich. Die Hälfte von diesem Geld gehört mir.«
»Ruhig, ganz ruhig«, meint Alex leise, als
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