Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman

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aber nicht vollständig.«
    »Ich dachte auch eher daran, sie ohne Narkose durchzuführen.« Sie seufzt. »Ich kann nicht fassen, dass ich auf seine Lügen reingefallen bin. Dieses ganze Gerede darüber, dass er zu Hause keine Freundin hat.«
    »Das war ja nicht unbedingt gelogen. Sie war nicht seine Freundin, sie war seine Verlobte.«
    »Ich weiß … Tut mir leid, dass ich nicht auf Sie gehört habe, Maz. Wenn Sie so an mir rumnörgeln, klingen Sie genau wie meine Mutter, und auf die höre ich auch nie.«
    »Männer! Mütter! Wer braucht schon so was?«, sage ich leichthin, um das Thema abzuschließen.
    »Ich werde nie wieder mit jemandem zusammen sein«, verkündet Shannon. »Mit Männern bin ich endgültig durch.«
    Wie oft habe ich das schon gesagt?
    Beziehungen – auch Freundschaften – brauchen Bereitschaft zur Bindung auf beiden Seiten, wenn sie funktionieren sollen, aber Drew hatte nie auch nur die geringste Absicht, sich an Shannon zu binden.
    Nachdem wir alle Operationen hinter uns gebracht haben, helfe ich Shannon noch beim Aufräumen, dann gehe ich zu Emma ins Büro. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch, und ihr Gesicht sieht im Schein des Bildschirms ganz grau aus.
    »Wenn du heute Abend nichts vorhast, könnten wir doch zusammen essen gehen, um die gute Nachricht zu feiern. Ich lade dich ein.«
    »Nein, Maz. Lass.«
    Erst jetzt fällt mir auf, dass Emma vornübergebeugt auf dem Stuhl sitzt und die Hände auf ihren Bauch presst. Sie stöhnt wie eine verendende Katze, und das Geräusch fährt mir durch Mark und Bein.
    »Es ist w-wieder schiefgegangen«, stammelt sie.
    Ich nehme sie in die Arme und drücke meine Wange an ihre; ihr Haar ist feucht, ihre Haut ist kalt. Sie stößt mich weg, als könnte sie meinen Anblick nicht ertragen.
    »Ich blute«, sagt sie leise.
    »Das heißt doch nicht, dass …« Man kann auch noch während der Schwangerschaft bluten, das bedeutet ja nicht notwendigerweise, dass man sein Baby verliert. »Ich rufe Ben an.«
    »Nein.«
    »Oder einen der anderen Ärzte? Deine Frauenärztin?«
    »Nein …«
    Unter Tränen rufe ich Ben trotzdem an. In weniger als fünf Minuten ist er da.
    »Ich bringe sie nach Hause«, erklärt er, und ich sehe ihm nach, als er die völlig erstarrte Emma zu seinem Wagen führt und ihr auf den Beifahrersitz hilft. Er fährt mit ihr vom Parkplatz, und mir wird klar, wie groß unsere Probleme tatsächlich sind.
    Wieder durchkämme ich die Angebote der Agenturen, aber es ist Sommer, die arbeitsreichste Zeit des Jahres, und es suchen mehr Praxen Urlaubsvertreter als Tierärzte Vertretungsstellen. Das Baby bewegt sich, und ich streichle meinen Bauch. Mir bleiben noch immer ein paar Monate bis zur Geburt. Irgendetwas wird sich schon ergeben, und bis dahin muss ich durchhalten. Das bin ich unseren Angestellten, unseren Kunden und vor allem unseren Patienten schuldig.

22
    Ein Schuss im Dunkeln
    Der Gedanke an Brutus’ Einschläferung ist nicht die einzige dunkle Wolke am stürmischen Himmel über Talyton St. George, doch ausnahmsweise bin ich dankbar für den Regen. Es ist Ende August, und dem Chronicle zufolge ist es der nasseste Sommer seit zwanzig Jahren. Ich habe den Eindruck, das schlechte Wetter schreckt einige unserer Kunden ab, was bedeutet, dass ich alles gerade so schaffe, wenn ich ein paar Überstunden für die Büroarbeit und die täglichen telefonischen Anfragen hintendranhänge.
    Emma ist wieder da, aber es ist nicht mehr so wie früher. Und ich bezweifle, dass es jemals wieder so wird.
    Ich übernehme ihre Termine, wenn es ihr schlecht geht, wenn sie spontan beschließt, dass sie der Arbeit doch nicht gewachsen ist, und sich freinimmt. Ich dachte immer, dass sie dann nach Hause geht, aber mindestens drei unserer Hundehalter haben sie beim Gassigehen unten am Fluss gesehen. Ich mache mir Sorgen um ihren Geisteszustand.
    Und ich mache mir Sorgen um Alex. Wie lange wird er sich noch damit abfinden, dass ich erst spätabends nach Hause komme – und manchmal überhaupt nicht?
    Und ich mache mir Sorgen um mich. Wie lange werde ich noch so weitermachen können?
    Eines Abends bringt jemand ein junges Kaninchen vorbei, das plötzlich angefangen hat, im Kreis zu laufen. (Genauso fühle ich mich manchmal auch, ich laufe und laufe und komme doch nirgendwohin.) Nachdem ich dem armen Tier Antibiotika verabreicht, eine vorsichtige Prognose gewagt und mit seinem Besitzer einen Termin für den nächsten Tag vereinbart habe, stelle ich das Fertiggericht, das ich