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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Frances steht im Flur, den Wasserkocher in der einen Hand, einen Eimer in der anderen. Ihre Füße stecken in weißen Gummistiefeln, die sie aus dem Schrank vor dem OP -Raum geborgt haben muss. Wir benutzen sie hin und wieder bei Operationen.
    Wir haben keinen Strom, kaum noch Wasser, und wir stehen bis zu den Knöcheln in einer stinkenden Brühe aus Abwässern und Hochwasser. Wir brauchen einen Plan.
    Ich sage Frances, sie solle vor dem Schrank warten, hole die Sandbeutel, mit denen wir unsere Patienten beim Röntgen stabilisieren, und rufe Shannon zu, dass sie zu uns kommen soll, sobald sie Jack guten Gewissens allein lassen kann. Glücklicherweise hat sie daran gedacht, ihn in einen der oberen Käfige zu quetschen. So ist er wenigstens außer Reichweite des Wassers, das schon einen dünnen Film auf unserem normalerweise so makellos sauberen Fußboden bildet. Der Käfig ist zu klein für ihn, aber zumindest hat er sich offenbar von der Operation wieder erholt, sitzt aufrecht und scheint mit seiner Lage nicht allzu unzufrieden zu sein.
    Ich nehme die Sandbeutel mit in den Flur und drücke sie gegen den Spalt unter der Kellertür.
    »Ich glaube nicht, dass das funktioniert, Maz«, kommentiert Frances.
    »Aber irgendwas müssen wir ja tun«, erwidere ich schnippisch. »Wir können schließlich nicht nur rumstehen und zusehen.«
    Ich berufe eine außerordentliche Mitarbeiterversammlung im Flur ein, obwohl Frances und ich Stück für Stück vor dem sich immer weiter ausbreitenden Wasser zurückweichen.
    »Igitt, das ist ja total ekelhaft«, sagt Shannon, als sie aus dem Behandlungsbereich kommt. Mit zugehaltener Nase stapft sie durch die Überschwemmung. »Mir wird gleich schlecht.«
    »Wir müssen die Tiere evakuieren«, beschließe ich und bringe Shannon mit einem strengen Blick zum Schweigen. »Wie viele haben wir hier?«
    »Jack und zwei Katzen – die mit Diabetes und das gebrochene Becken«, antwortet Shannon, die sich allmählich wieder beruhigt. »Und natürlich Tripod und Ginge. Die müssen hier irgendwo rumlaufen.«
    »Wo sollen wir sie denn hinbringen?«, erkundigt sich Frances.
    »In der Wohnung sind sie wahrscheinlich am besten aufgehoben«, entgegne ich und frage mich besorgt, wie hoch das Wasser wohl noch steigen wird.
    »Ich besorge ein paar Kerzen für später«, wirft Frances ein. »Shannon, deine Mutter hat doch sicher welche.«
    »Sie hat Unmengen davon, in allen möglichen Farben und Düften.« Shannon lächelt. Wenigstens eine von uns lässt sich nicht die Laune verderben, denke ich, denn mir selbst erscheint die Überschwemmung wie ein Omen, das das nahe Ende des Otter House verkündet. Selbst wenn Emma es sich noch anders überlegen sollte, ist die Praxis völlig zerstört. Es könnte Monate dauern, hier wieder sauber zu machen und die Schäden zu beheben.
    »Ich rufe bei der Feuerwehr an und frage, ob sie herkommen und unseren Keller leer pumpen können«, sagt Frances.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass das helfen würde, wenn man bedenkt, wie schnell das Wasser steigt. Ich weiß, dass es maximal ein, zwei Meter hoch kommen kann, aber trotzdem habe ich das Gefühl zu ertrinken. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
    In meiner Tasche klingelt das Handy. Als ich rangehe, scheuche ich Shannon und Frances mit einem Wink fort.
    »Maz, wie geht’s dir?« Trotz der Umstände fühle ich mich gleich besser – es ist Alex. »Ich bin auf dem Weg zu Stewart. Der Strom ist ausgefallen, und ein paar seiner Rinder haben den Elektrozaun durchbrochen. Sie haben eine üble Massenkarambolage auf der Zufahrtsstraße verursacht.«
    »Wie furchtbar. Wurde jemand verletzt?«
    »Nur Knochenbrüche, glaube ich. Stewart zufolge sind die Rinder nicht so gut weggekommen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Der Fluss ist über die Ufer getreten, und das ganze Tal sieht aus wie ein riesiger brauner See. Ich wollte mich nur vergewissern, dass es dir gut geht.«
    »Wir sind überschwemmt.« Irgendwie erleichtert es mich, Alex davon zu erzählen. »Es kommt vom Keller hoch. Wir waten durch mehrere Zentimeter hohes Wasser, und der Strom ist ausgefallen.«
    »Warum bringst du eure Patienten nicht rauf ins Herrenhaus? Du kannst vorerst unsere Praxis mit benutzen. Ich bin mir sicher, dass wir noch ein Plätzchen für dich finden werden.«
    Da bin ich mir nicht so sicher. In der Praxis über den Stallungen des Talyton Manor herrscht ein unbeschreibliches Chaos. Man weiß kaum, wo man hintreten soll, und das meiste von dem Zeug stammt

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