Dann muss es Liebe sein
House?«
»Ganz gut.« Ich lächle und nehme ein Papiertaschentuch aus der Handtasche, um mir diskret Fifis Lippenstift aus dem Gesicht zu wischen. »Das Geschäft läuft von Tag zu Tag besser.«
»Ach, Maz, Sie wissen genau, dass ich nicht vom Geschäft rede.« Fifi tippt sich an die großzügig gepuderte Nase. »Ich will den ganzen Klatsch hören – über Emmas Schwangerschaft, Izzys Hochzeitsvorbereitungen … und Sie und Alex Fox-Gifford. Ist es etwas Ernstes?«
»Fifi! Das geht Sie überhaupt nichts an.« Ich weiß genau, wenn ich ihr auch nur ein Sterbenswörtchen verrate, weiß es morgen ganz Talyton St. George. Gerüchte verbreiten sich in dieser Stadt schneller als die Maul- und Klauenseuche.
»Frances erzählt mir zwar, was in der Praxis so alles passiert, aber irgendwie habe ich immer das Gefühl, dass sie mir das Interessanteste verschweigt.« Fifi sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Sie haben doch bestimmt etwas für mich. Nur ein winzig kleines Häppchen.«
Ich frage mich gerade, ob es klug wäre, einfach etwas zu erfinden, da werden wir unterbrochen.
»Madge, Sie suchen Alexander, nehme ich an?«, fragt Sophia, Alex’ Mutter, neben mir. Sie ist groß und schlank und trägt einen echten Fuchspelz mitsamt Kopf um den Hals, der mich aus seinen gruseligen Glasaugen anstiert. Ihr Haar starrt vor Haarspray, und sie hat einen derart knalligen Lippenstift aufgetragen, dass es aussieht, als wäre sie am Ende der Fuchsjagd mit dem Blut des getöteten Tieres beschmiert worden. »Wie nett, dass Sie die Zeit gefunden haben, zu unserer Soiree zu kommen. Fox-Gifford und ich sind natürlich bereit, die beruflichen Rivalitäten für einen Abend ruhen zu lassen, aber ich hatte schon befürchtet, Sie wären dazu nicht in der Lage, Madge«, fügt sie mit einem vernichtenden Blick hinzu.
»Maz, ich heiße Maz«, erwidere ich spitz, denn inzwischen sollte Sophia meinen Namen eigentlich kennen.
Ihr Blick fällt auf meinen Hals, und ich taste Halt suchend nach der Platinkette und dem dazugehörigen Anhänger – Alex’ Weihnachtsgeschenk.
»Alex hat Astra am Anfang ihrer Beziehung fast genau die gleiche Kette geschenkt. Ich fand sie ziemlich gewöhnlich, und das habe ich ihm auch gesagt.«
»Das kann ich mir denken«, entgegne ich und bin mir Fifis frohlockender Miene bewusst, die nun doch noch ihr heiß ersehntes Häppchen Klatsch aufgeschnappt hat. Sophia fixiert mich unterdessen mit schräg geneigtem Kopf. Ich wünschte, Alex hätte sich etwas mehr Gedanken bei der Wahl seines Geschenks gemacht. Er muss schließlich gewusst haben, dass es seiner Mutter auffallen würde.
»Ich freue mich, dass wir offen zueinander sein können, Madge. Hier auf dem Land reden wir nicht lange um den heißen Brei herum.« Sophia lächelt mich strahlend an, ihre Körpersprache lässt mich allerdings vermuten, dass sie hinter dem Rücken bereits das Messer wetzt. »Ich hoffe, Sie haben sie versichern lassen.«
Versichern? Darauf hätte ich auch selbst kommen können. Alex ist nicht der Typ, der ins nächstbeste Kaufhaus rennt und billigen Modeschmuck kauft.
Sophia besorgt mir ein Glas Champagner mit Orangensaft, ehe wir zusammen zum alten Fox-Gifford hinübergehen. Sein Hund, ein alter schwarzer Labrador mit vom grauen Star getrübten Augen und Beinen, die genauso krumm sind wie die seines Herrn, stellt sich selbst vor, indem er erst meine Hand leckt und anschließend die graue Schnauze zwischen meine Beine drückt und den Saum meines Kleids hochschiebt. Ich versuche ihn wegzustoßen, aber er lässt nicht von mir ab, und der alte Fox-Gifford ruft ihn einfach nicht zurück.
»Du kennst doch Alexanders Freundin Madge, nicht wahr, Liebling?«, fragt Sophia. »Ihr beide wart letzten Sommer zusammen in der Jury für den Haustierwettbewerb bei der Landwirtschaftsschau.«
»Ich heiße Maz«, werfe ich ein.
»Die neueste Gespielin?« Der alte Fox-Gifford starrt mich aus zusammengekniffenen Augen an. Sein Atem riecht nach eingelegten Zwiebeln.
Ich wende mich ab, damit er nicht merkt, wie verletzt ich bin. Ich werde ihm nicht die Genugtuung geben zu sehen, dass er einen wunden Punkt getroffen hat. Außerdem ist es schwierig, sich darüber zu beschweren, als Gespielin bezeichnet zu werden, wenn einem gerade ein Labrador mit seiner kühlen, feuchten Nase im Schritt herumschnüffelt. Ich schaue mich Hilfe suchend nach Alex um, kann ihn allerdings nirgends entdecken.
»Essen Sie einen Happen, Maz«, drängt mich der alte
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