Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
Vom Netzwerk:
wieder ab. »Ich habe Gillian versprochen, nichts davon zu sagen, aber wahrscheinlich weiß es ja sowieso jeder.«
    Jeder außer mir und Emma, denke ich sarkastisch.
    »Das Mädchen und seine Freunde haben sich an die Absperrgitter gekettet, als die Bulldozer anrückten, um mit der Arbeit im Neubaugebiet anzufangen, und davor haben sie Graffiti quer über das Schaufenster des Metzgers gesprüht, um gegen die Misshandlung von Tieren zu protestieren.«
    »Sie ist nicht vorbestraft«, gebe ich zurück. Emma hätte sie niemals zum Vorstellungsgespräch eingeladen, wenn dem so wäre.
    »Die jungen Leute haben sich entschuldigt, und ihre Taten wurden jugendlichem Idealismus zugeschrieben«, antwortet Frances. »Mit anderen Worten, man hat sie laufen lassen.«
    Ich bin zwar nicht für Sachbeschädigung als Ausdruck des Protests, doch ich habe bestimmt nichts dagegen, wenn jemand für seine Überzeugungen eintritt – obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass Shannon für irgendetwas eintritt.
    »Sie sieht aus, als könnte sie keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    »Sie ist nicht schüchtern, sondern eingeschnappt. Sie hat ein Problem mit Autorität«, erklärt Frances. »Wenn Sie mich fragen, ging das ganze Unglück los, als das arme Ding seinen Vater verloren hat. Shannon war da gerade mal acht Jahre alt. Es kam völlig überraschend. In seinem Gehirn ist eine Ader geplatzt. Lange Rede, kurzer Sinn, er wurde auf dem Friedhof beigesetzt, und ein paar Monate später hat man Shannon und zwei ihrer Freundinnen dabei erwischt, wie sie versuchten, ihn wieder auszugraben. Wie um Himmels willen kommt ein Kind auf so eine Idee?«
    Ich denke an meinen eigenen Vater und daran, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, ob er noch lebt oder nicht. Der vertraute Klumpen aus Wut und Trauer ballt sich in meiner Brust zusammen und schwillt immer weiter an. Mein Vater hatte nicht die Güte, einfach tot umzufallen, sodass wir wenigstens wussten, was mit ihm passiert war. Er hat uns verlassen und ist spurlos verschwunden, als ich elf war.
    Ehe Frances weiterreden kann, klingelt das Telefon. Während sie den Anruf entgegennimmt – sie verfügt über zwei vollkommen unterschiedliche Stimmlagen, einen schärferen, herablassenden Ton fürs Telefon und einen weichen Devon-Akzent für normale Unterhaltungen –, sehe ich die Telefonnotizen durch.
    Ein Zettel informiert mich über die Fortschritte von Jack, einem Springer Spaniel, dem ich eine Plastikperle aus dem Nasenloch entfernt habe, die er versehentlich eingeschnüffelt hatte. Außerdem entdecke ich eine Erinnerung daran, dass ich noch herausfinden muss, wie viel es kosten würde, eine Ratte – Samuel Whiskers, auch einer meiner Patienten – mit Chemotherapie zu behandeln. Und schließlich noch die Bitte um Reisetabletten für Archie Smith – einen von Emmas Patienten –, den sein Besitzer über die Feiertage mit nach Schottland nehmen will.
    »Mrs King kommt in einer halben Stunde, um Cleo abzuholen«, sagt Frances und lässt den Hörer wieder sinken. »Ich muss sie unbedingt mit Emma bekannt machen – anscheinend gibt sie bei sich zu Hause Geburtsvorbereitungskurse. Oh, fast hätte ich es vergessen – als zweite stellvertretende Vorsitzende des Frauenvereins wurde ich gebeten, Sie einzuladen, noch einmal einen Vortrag vor unserer Ortsgruppe zu halten.«
    »Frances, ich habe wirklich viel zu tun.« Ich dachte, ich hätte die Damen mit meinen blutrünstigen, vielleicht ein klitzekleines bisschen übertriebenen Schauergeschichten abgeschreckt, doch offensichtlich sind sie dadurch erst richtig auf den Geschmack gekommen.
    »Es muss ja nicht in diesem Monat sein. Sie sollten wirklich bei uns Mitglied werden«, fährt Frances fort, während ich mich im Stillen frage, warum mir ein einfaches »Nein« nicht über die Lippen kommt. »Jeder sollte Blumen pressen und einen perfekten Biskuitteig backen können. Auch viel beschäftigte Karrierefrauen wie Sie.«
    Der Talytoner Frauenverein ist ein sympathischer Haufen. Seine Mitglieder sind bei Weitem nicht so verstaubt, wie ich befürchtet hatte, sie erinnern mich ein bisschen an die Calendar Girls. Aber selbst wenn ich ein paar nützliche hausfrauliche Fertigkeiten erlernen wollte, ich habe einfach keine Zeit dafür. Um dies Frances unmissverständlich klarzumachen, gehe ich wieder nach hinten und setze Cleo in ihre Transportbox. Ich muss sie rückwärts hineinverfrachten, weil sie sich beharrlich weigert, vorwärts reinzugehen.
    Es wird sich etwas

Weitere Kostenlose Bücher