Dann muss es Liebe sein
ändern im Otter House. Ich spüre es in meinem Magen und in meinem pochenden Daumen: Emmas Baby kommt bald, Izzy wird heiraten, und eine neue Auszubildende – eine Nachwuchsvampirin mit kriminellen Neigungen noch dazu – soll unser Team verstärken.
3
Prosit Neujahr!
Der Silvesterabend ist da, und ich stehe geschniegelt und gestriegelt im kleinen Schwarzen, Bolero und High Heels im Salon des Herrenhauses und frage mich, wo das Pony abgeblieben ist, das beim letzten Mal, als ich hier war, seelenruhig hinter einem der abgenutzten Sofas über den Axminsterteppich spazierte.
Vielleicht haben es die Gäste vertrieben – heute Abend ist hier die Crème de la Crème von Talyton St. George und Umgebung versammelt. Inzwischen kenne ich die meisten von ihnen: Mr Lacey von Laceys Exquisitem Weinhandel (mit entsprechend exquisiten Preisen), die Inhaber der örtlichen Anwaltskanzlei, die den Gesellschaftervertrag für Emma und mich aufgesetzt haben, und die Pitts von der Barton Farm. Lynsey Pitt winkt zu mir herüber. Ihr Mann Stewart zwinkert mir zu. Er ist ein hart arbeitender Milchbauer und Vater von sieben Kindern, und er gilt als eifriger Schürzenjäger, aber ich weiß genau, dass er mich nicht im Visier hat. Alex und er stehen sich so nahe wie Brüder.
Die übrigen Gäste sind Kunden der Tierarztpraxis im Talyton Manor, diverse Grundbesitzer, Angehörige der Reitschickeria und Mitglieder des Frauenvereins.
Der Kronleuchter wirft ein schwaches, staubiges Licht auf die Gemälde früherer Generationen von Fox-Giffords, die in rotem Reitrock und Reithosen neben ihren Pferden posieren und hochmütig aus ihren vergoldeten Rahmen herabschauen. Überall stehen Antiquitäten, und vor dem riesigen Marmorkamin, in dem ein baumstammgroßes Holzscheit Funken sprüht, balgen sich sechs, sieben Hunde.
Doch alle Blicke sind auf den Mann gerichtet, der neben dem Kamin steht, ein Glas Brandy in der einen Hand, einen Gehstock in der anderen. Auch er scheint Funken zu sprühen, während er vor seinem Publikum doziert und es aufhetzt, wie ein Jäger seine Meute scharfmacht, bis sie nach Blut lechzt.
»Wir wären alle besser dran, wenn wir diese Idioten in Westminster in ihren Bau zurückjagten und ausräucherten.« Mittlerweile brüllt er regelrecht. »Was wissen die denn schon vom Leben auf dem Land? Verbieten uns die Jagd und lassen Krethi und Plethi auf unsere Ländereien.«
Die Kleidung des alten Fox-Gifford, ein Jackett in schmutzigem Cambridgeblau und eine senffarbene Cordhose mit abgewetzten Bügelfalten, hätte den Eindruck eines erschöpften Mannes vermitteln können, der seine besten Zeiten längst hinter sich hat, aber trotz der krummen Beine und des gebeugten Rückens scheint noch immer reichlich Kampfgeist in ihm zu stecken. Er hat die gleichen tiefblauen Augen wie Alex, graues Haar, Koteletten und ein von siebzig Jahren frischer Luft, Alkohol und kontinuierlichen Wutanfällen gerötetes Gesicht. Kaum zu glauben, dass er erst vor ein paar Jahren bei einem Hofbesuch von einem Stier auf die Hörner genommen und so schwer verletzt wurde, dass man um sein Leben fürchtete.
»Und was tun wir dagegen?« Der alte Fox-Gifford knallt seinen Stock auf den Boden. »Erschießen sollte man die Mistkerle, sage ich. Die ganze verdammte Bande erschießen.«
Es gibt Applaus und einige »Recht so«-Rufe, bevor sich die Umstehenden allmählich zerstreuen und kleinere Gruppen bilden.
»Halloooo, Maz. Wie schööön, Sie zu sehen.«
Fifi Green, Stadträtin, Vorsitzende des Komitees für den kommenden »Blühendes Dorf«-Wettbewerb, Schatzmeisterin des Frauenvereins und Inhaberin verschiedener weiterer höchst wichtiger Posten, stürzt sich auf mich. Letztes Jahr hat sie in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Talytoner Tierschutzvereins Spenden gesammelt und Freiwillige zusammengetrommelt, um mir dabei zu helfen, die Tiere zu versorgen, die wir aus dem brennenden Buttercross Cottage gerettet hatten.
Heute Abend ist sie ein Traum in Scharlachrot. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt, von den Strähnchen in ihrem Haar bis hin zu den Schleifen an ihren Schuhen.
»Hallo, Fifi. Wie geht es Ihnen?«, frage ich, als sie sich vorbeugt und mich auf beide Wangen küsst.
»Ach, dauernd auf Trab – wie immer.«
»Ich weiß gar nicht, wie Sie das alles schaffen.«
»Es macht mir einfach so großen Spaß«, antwortet sie. »Ich bin nun mal mit Leib und Seele eine Stütze unserer Gemeinschaft. Wie steht’s denn bei Ihnen im Otter
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