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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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wieder, und ihre Wangen haben Farbe bekommen. Vielleicht ich es doch gut, dass Drew bei uns ist …
    Zumindest denke ich das, bis sich eine Menschentraube vor dem Otter House bildet und ein Feuerwehrtrupp seinen großen Löschwagen mit Drehleiter auf unserem Parkplatz abstellt. Emma, Frances und ich gehen neugierig vor die Tür, um herauszufinden, warum die ganzen Leute da draußen in der eisigen Kälte stehen und blinzelnd zum Dach hochschauen.
    Oben auf dem First sitzt ein Vogel, und es ist kein gewöhnlicher Feld-Wald-und-Wiesen-Spatz.
    »O nein«, stöhnt Emma leise, »das ist der Captain.«
    »Was macht er denn da oben? Ich dachte …«
    »Da hat offensichtlich jemand Mist gebaut.« Emma sieht sich um. »Wo ist Drew?«
    »Warte eine Minute.« Ich halte sie am Arm zurück, weil einer der Feuerwehrmänner auf uns zukommt.
    »Sie sind doch die Tierärztinnen, nicht wahr?«
    Ist das nicht offensichtlich? Es kommt mir so vor, als deuteten alle Umstehenden mit dem Finger auf uns.
    »Wir wurden von einem besorgten Bürger angerufen, der einen Papagei auf dem Baum in seinem Garten gemeldet hat. Wir sind so schnell wie möglich hingefahren, doch er hat sich erschreckt und ist in diese Richtung geflogen. Wir können zwar die Leiter bis zum Dach ausfahren, aber wie sollen wir verhindern, dass er wieder wegfliegt?«
    »Wenn ich seine Flügel gestutzt hätte, wäre uns das erspart geblieben.« Emmas Wangen sind knallrot. »Das ist ja sooo peinlich.«
    »Das konntest du doch nicht wissen«, versuche ich sie zu beruhigen.
    Ich bin nicht unbedingt dafür, Vögeln die Flügel zu stutzen – meiner Meinung nach sind sie dazu geschaffen zu fliegen, und ich finde es falsch, sie daran zu hindern. Aber die Flügel des Captains werden schon seit Jahren gestutzt, und ich habe gesehen, wie er im Laden auf seiner Stange sitzt oder auf Mr Victors Schulter hockt, den Kopf verdreht und mit dem Schnabel vorsichtig eine Erdnuss packt, die Mr Victor sich zwischen die Lippen geklemmt hat. Alles in allem scheint er mit seinem Dasein nicht unzufrieden zu sein.
    Dafür wirkt er jetzt extrem zufrieden. Er kostet seine Freiheit in vollen Zügen aus, pfeift vom Dach herunter, stolziert auf und ab und breitet immer wieder die Flügel aus.
    »Lass uns das Verhör auf später verschieben, Em. Zuerst müssen wir den Captain heil von da oben runterbringen.«
    »Und wir sollten Mr Victor informieren.« Emma schaut mich an, und ich schaue sie an. Keine von uns reißt sich darum, ihm die schlechte Nachricht zu überbringen. »Wir gehen zusammen.«
    Während die Feuerwehrleute ihre Leiter vorbereiten, gehen Emma und ich Seite an Seite zum Eisenwarenladen wie zwei verängstigte Schülerinnen auf dem Weg zum Büro des Direktors. Unglücklicherweise hat Mr Victor gerade bemerkt, dass sein Vogel weggeflogen ist.
    »Ich lasse die Hintertür morgens immer eine Weile angelehnt«, sagt er und greift mit vor Ärger und Sorge gerötetem Gesicht nach seinem Mantel. »Er geht gerne ein bisschen im Hof spazieren.«
    »Können Sie etwas von seinem Lieblingsfutter mitnehmen?«, bittet Emma Mr Victor, der sofort in den hinteren Räumen verschwindet und mit einer Tüte voll frischem Obst und Nüssen zurückkommt.
    Als wir beim Otter House eintreffen, sieht er nach oben und pfeift, woraufhin der Captain zurückpfeift, aber keinerlei Anstalten macht, von seinem neuen Ausguck herunterzukommen.
    Die Menschenmenge wird immer größer. Der Verkehr schiebt sich langsam um das Löschfahrzeug herum. Die Feuerwehrleute kommen zu dem Schluss, dass die einzige Möglichkeit, den Captain vom Dach zu holen, darin besteht, einen ihrer Männer im Korb an der Spitze der Leiter hinaufzuschicken. Mr Victor soll mit ihm hochfahren und den Vogel mit ein paar Litschis anlocken, dieser behauptet allerdings, er vertrage aus medizinischen Gründen keine Höhe. Emma schlägt vor, Drew solle hochfahren, doch Mr Victor will Drew nie wieder auch nur in der Nähe seines Papageis sehen.
    »Der Junge hat nicht die geringste Ahnung von Papageien«, schimpft er, und ich kann verstehen, dass er vor Wut schäumt. Mir würde es genauso gehen, wenn das da oben mein Tier wäre.
    Ich schaue Emma an, und mir wird klar, dass sie in ihrem Zustand auf keinen Fall in den Korb steigen kann – also bleibe nur noch ich.
    Ich lege Gurt und Helm an, packe Schutzhandschuhe, ein paar Handtücher, ein Netz und etwas Futter zusammen, und schon schwebe ich mit einem der Feuerwehrmänner über dem Dach des Otter House. Ich bemühe

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