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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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mich, nicht nach unten zu sehen, während ich versuche, den Captain davon zu überzeugen, mich wieder auf den sicheren Boden zu begleiten.
    »Komm schon, Kleiner«, sage ich lockend.
    Der Captain wendet mir den Rücken zu und bewegt sich langsam den First entlang von mir weg.
    Wir schweben etwas näher an ihn heran, aber das passt dem Captain überhaupt nicht. Wütend sträubt er die Federn und plustert sich zu einer erbosten Kugel auf.
    »Verpiss dich! Verpiss dich!« Seine kleinen Augen schleudern zornige Blitze, und er streckt den Schnabel vor, mit dem er mir im Bruchteil einer Sekunde einen Finger abbeißen könnte. Die nette Tour zieht bei ihm offensichtlich nicht.
    »Verpiss dich doch selbst!«, schimpfe ich zurück.
    Der Captain legt den Kopf schräg.
    »Verpiss dich!«, wiederholt er, diesmal etwas freundlicher.
    Ich zeige ihm eine Litschi und halte sie an den Rand des Korbs.
    »Wenn du sie haben willst, musst du schon herkommen und sie dir holen.«
    Er reckt den Hals. Ich sehe, dass sein Interesse geweckt ist.
    »Verpiss dich«, flötet er zuckersüß und fliegt auf den Rand des Leiterkorbs, wo er mir die Litschi vorsichtig aus den Fingern nimmt. Während er abgelenkt ist, werfe ich ihm ein Handtuch über den Kopf, packe ihn, drücke seine Flügel fest gegen seinen Körper und halte mich von seinem wütend hackenden Schnabel fern.
    »Hab ich dich!«
    Die Feuerwehrleute holen die Leiter ein, woraufhin die Menge in Beifall ausbricht, und ich seufze erleichtert, als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen habe. Zitternd übergebe ich den Captain an Mr Victor, und ich zittere nach wie vor, als sich die Gaffer allmählich zerstreuen. Nur ein paar bleiben noch und trinken den Tee, den Frances im Austausch gegen eine Spende für den Talytoner Tierschutzverein ausschenkt. Der Feuerwehrmann, der mit mir im Korb hochgefahren ist, wird zum Helden des Tages und redet mit der rasenden Reporterin des Chronicle, die einen Tipp bekommen hat und eilends hergefahren ist.
    »Dem Vogel wurde keine Feder gekrümmt – geschweige denn gestutzt«, sagt er grinsend.
    »Das wollen Sie doch nicht etwa drucken, Ally?«, mische ich mich ein. Ich kenne die Reporterin des Chronicle gut – sie gehört zu unseren Kunden.
    »Aber natürlich, Maz. Das ist eine tolle Story«, antwortet sie. »Mein Herausgeber liebt Tiere. Das kommt auf die Titelseite.«
    Na großartig. Aber Ally ist offenbar fest entschlossen, und es wäre zwecklos zu versuchen, ihr den Artikel auszureden. Diese Publicity ist nicht gut für die Praxis, und das haben wir einzig und allein Drew zu verdanken.
    »Mr Victor sagte, die Flügel sollten nur ganz leicht gestutzt werden«, rechtfertigt dieser sich, als Emma und ich ihn zu einer »kleinen Unterredung« ins Büro zitieren – so hat Emma sich ausgedrückt. Ich hätte eine etwas stärkere Formulierung gewählt. »Wie es aussieht, ist es wohl etwas zu leicht geraten. Es tut mir leid, okay. Das wird nicht noch mal vorkommen.«
    »Nein, wird es nicht, weil Mr Victor ab jetzt wieder zu mir in die Sprechstunde kommt.« Emma dreht sich auf dem Bürostuhl hin und her und klopft mit der Spitze ihres Kugelschreibers auf die Schreibtischplatte. »Hatten Sie nicht gesagt, Sie hätten Erfahrung mit Exoten?«
    »Habe ich ja auch, aber Leguane sind eher mein Fall.«
    »Wenn Sie das nächste Mal auf ein Tier treffen, das nicht so ganz Ihr Fall ist, fragen Sie gefälligst«, schimpft Emma, ehe sie ihn in die Mittagspause schickt und wir beide allein zurückbleiben.
    »Wenigstens haben wir den Captain heil wieder runterbekommen.« Ich ziehe einen zweiten Stuhl heran. Es kommt mir vor wie in alten Zeiten.
    »Stimmt. Es hätte viel schlimmer kommen können.« Emma blickt mich an, und ein Lächeln tritt auf ihre Lippen. »Wenn er abgestürzt wäre, hätte er nun womöglich eine Augenklappe und ein Holzbein.«
    »Haha«, erwidere ich trocken, »sehr witzig.«
    Emma wird wieder ernst.
    »Habe ich bei Drew richtig reagiert?«, fragt sie.
    »Ich muss gestehen, wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir ihn vor die Tür gesetzt.«
    »Es wird schwierig, einen Ersatz für ihn zu finden – Vertretungstierärzte scheinen ausschließlich in Großstädten arbeiten zu wollen. Es war doch nur ein Fehler, Maz, ein einziger, mehr nicht. Lass es uns einfach vergessen.«
    Vermutlich hat sie recht, aber so schnell werde ich nicht vergessen, wie ich da oben in dem Leiterkorb gestanden habe.
    »Hast du gesehen, dass die Ergebnisse von Ginges

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