Dann muss es Liebe sein
gebackene Bohnen serviert haben.« Sie senkt die Stimme. »Es sind einfache Leute, das ist das Problem. Die wissen gutes Essen nicht zu schätzen. Nicht so wie Sie, Alex.« Mir fällt auf, dass sie mich nicht mit einbezieht, doch das ist mir im Moment egal, denn Alex sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, und ich muss mir das Lachen verkneifen.
»Aber wo Sie schon einmal hier sind«, fährt Fifi fort, »könnte ich Sie vielleicht für eines unserer Sonderangebote begeistern? Preisknüller der Woche ist ein Sonnenschirm, den passenden Fuß gibt es gratis dazu. Wir haben sie in Terracotta und Dunkelgrün.«
»Ist es nicht ein bisschen früh für Sonnenschirme?«, gibt Alex zu bedenken. »Wir haben erst Februar.«
»Stimmt, aber im Sommer kosten sie womöglich das Doppelte.«
»Ich glaube, das Risiko gehe ich ein, Fifi«, entgegnet Alex, und ich höre den Spaß in seiner Stimme. »Besteht beim Essen eventuell Aussicht auf einen kleinen Preisnachlass?«
Ich halte mir hastig eine Serviette vor den Mund, um mein Lachen zu verstecken. Letztes Jahr hat Fifi versucht, unsere beiden Praxen gegeneinander auszuspielen, um einen Nachlass für die Behandlung der Tiere herauszuschlagen, die der Talytoner Tierschutzverein in seine Obhut genommen hat.
Ich fand das ziemlich dreist von ihr, vor allem weil sie selbst ständig mit Designerhandtaschen und in Designerschuhen herumstolziert.
Fifi hat es die Sprache verschlagen.
»Oh, das weiß ich nicht«, stottert sie. »Da müsste ich Peter fragen … Vielleicht beim nächsten Mal.«
»Dann hoffe ich bloß, dass ich genug Bargeld dabeihabe«, sagt Alex trocken.
»Wir sind doch kein Pub«, erwidert Fifi, die sich offenbar unsicher ist, ob Alex das tatsächlich ernst meint. »Hier kann man nicht anschreiben lassen.«
»Aber spülen werde ich nicht«, erklärt Alex, ehe er grinst. Fifi kichert.
»Alex, Sie sind genauso schlimm wie Ihr Vater. Bei ihm weiß ich auch nie, wann er mich auf den Arm nimmt.« Fifi legt eine Hand auf Alex’ Schulter und präsentiert dabei ihre perfekt manikürten Fingernägel.
»Wir bestellen an der Theke, wenn wir uns entschieden haben, danke«, sagt Alex.
»Ach, ich bin ja so froh, dass Sie vorbeigekommen sind«, bemerkt Fifi so überschwänglich, als könnte sie sich kaum von uns losreißen. »Aber ich lasse Sie jetzt wohl lieber allein.«
»Bitte«, antwortet Alex nachdrücklich, streckt den Arm über die Wachstuchtischdecke aus und nimmt meine Hand. Fifi versteht den Wink und entfernt sich. »Puh«, seufzt er. »Eigentlich wollte ich dich ja ins Barnscote einladen, aber da dauert es immer so lange.«
»Ich wünschte, wir wären nicht immer so in Eile«, entgegne ich und streichle seine Finger. Die Haut ist rau und mit blauen Flecken von antibiotischem Spray gesprenkelt.
»Dann lass uns doch versuchen, im Sommer zusammen wegzufahren«, schlägt Alex vor und küsst meinen Handrücken, woraufhin sich vom Nebentisch ein kollektiver Seufzer erhebt. Offenbar werden wir beobachtet, und als ich mich umdrehe, sehe ich zahlreiche Augenpaare auf uns gerichtet. Die Rentner lächeln und nicken uns aufmunternd zu.
»Junge Liebe. Wie schön«, meint eine der älteren Damen. »Ich weiß noch, wie …«
Sie schnattern und kichern und schwelgen gemeinsam in Erinnerungen an ihr früheres Liebesleben. Lächelnd hält sich Alex die Ohren zu, während ich mir uns beide sehnsüchtig an einem Strand mit blauem Himmel, funkelndem Meer und Kokospalmen vorstelle.
»Ich wette, du weißt gar nicht mehr, was Urlaub ist, oder?«, sage ich leichthin.
»Hm, ich glaube, das letzte Mal bin ich mit Seb und Lucie weggefahren – wir haben einen Tagesausflug nach Talymouth gemacht. Es ist nicht so leicht, ein paar Tage freizunehmen, wenn man selbstständig ist – man kann den Laden ja nicht einfach zusperren.«
»Ich weiß. Mir brauchst du das nicht zu erklären.« Ich hatte auch keinen richtigen Urlaub mehr, seit ich als Emmas Partnerin ins Otter House eingestiegen bin.
Wir essen, reden und machen Witze über die an der Wand aufgereihten Gartenzwerge und die winzige Portion Butter, die zu der Suppe und den Brötchen serviert wird.
»Ich bin an Weihnachten mit Seb und Lucie hergekommen, um den Weihnachtsmann in seiner Höhle zu besuchen«, sagt Alex. »Es war ein ziemlicher Reinfall. Der Weihnachtsmann saß in einem zugigen Schuppen, fragte sie, was sie sich zu Weihnachten wünschen, und schenkte Seb ein Plastikauto und Lucie eine Puppe, die aussah wie die aus dem
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