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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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vorbei mit dem selbstbestimmten Leben – da muss ich dann auch mal die Zähne zusammenbeißen. Sorry!

    Während Soli versucht, des Dramas ersten Akt wieder in geordnete Bahnen zu lenken, kümmere ich mich derweil um den restlichen Kreißsaalwahnsinn: um das seltsame CTG zum Beispiel, welches sich minütlich skurriler entwickelt. Ich schraube also – gemeinsam mit Hebamme Ludmilla, einer entzückenden, russischen Version meiner Lieblingsoma – ein bisschen am weiteren Verlauf herum: Tröpfchen hier, Blutuntersuchung da. Wehen rauf, Wehen weg. Man hat so seine Tricks und Mittelchen. Ludmilla ist obendrein quasi die Mutter aller Hebammen: 20 Jahre lang hat sie in einem Haus mit der sagenhaften Anzahl von 5500 (in Worten: fünftausendfünfhundert) Geburten pro Jahr gearbeitet, ehe sie beschloss, vorruhestandsartig in ein Haus mit nur noch einfach vierstelliger Geburtenzahl jährlich zu wechseln. Mit ihr zu entbinden ist wie royal sein mit der Queen. Es gibt niemanden, der mehr Ahnung davon hat als sie. Millie wird das Kind schon schaukeln.

    Frau Glück, meine angestrebt unkomplizierte Spontangeburt erweist sich unterdessen als Silberstreif am Horizont. Die junge Frau rotiert zwar ventilatorgleich auf ihrem Kreißbett herum, schnauft dabei wie ein Walross, während sie hemmungslos Schimpftiraden in die Weite des Kreißsaales brüllt, aber das ist schon okay. Wir sind da nicht so. Und kurze Zeit später liegt dann auch ein frisch gepresster, schwarzhaariger Junge auf dem Bauch seiner nun strahlenden Mutter. Vielleicht sollten wir lautes Fluchen zukünftig in das Konzept unserer Geburtsvorbereitungskurse einflechten?
    Anschließend werde ich von Herrn Glück, zwei Meter groß, ein Mann wie ein Berg, herzhaft fast zu Tode gedrückt und verlasse den Kreißsaal ein wenig derangiert, aber in aufgeräumter Hochstimmung. Kinderkriegen ist super! Ich wusste es ja schon immer! Yeah!
    Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall!

    Frau Ühy pendelt derweil mit ihren Werten leider immer noch jenseits von Gut und Böse, und da sie sich jetzt, in Schwangerschaftswoche 24 plus 2, nicht einmal annähernd im entbindungsfähigen Zeitfenster befindet – am schönsten sind Geburten jenseits der sechsunddreißigsten Schwangerschaftswoche –, beschließe ich tolldreist die Verlegung an ein Perinatalzentrum der Stufe I.

    Perinatalzentrum Stufe I bedeutet große Klinik mit großer Kinderabteilung für kleine Babys. Hightech-Versorgung vom Feinsten. Die Spitze des Olymps sozusagen. Dort hat es Myriaden fachspezifischer Koryphäen. Die können fast schon befruchtete Eizellen außerhalb des Mutterleibes heil durchbringen. Oder so ähnlich.
    Perinatalzentrum Stufe I heißt aber vor allem eines: Fahrt im Rettungswagen mit ärztlicher Begleitung (das bin ich!) – just in case , dass die Frau unterwegs krampfen sollte. Obwohl ich in diesem Fall lediglich eine mittelmäßige Hilfe wäre, denn jeder halbwegs fitte Rettungssanitätsschüler kennt sich garantiert besser mit krampfenden Patientinnen aus als ich. Aber vielleicht für den Fall, dass die Frau entbindet? IM RTW? Nun ja – auch keine gute Idee. In Woche 24 hilft da kein Gynäkologe mehr. Da muss man sich schon an die Abteilung »Wunder des Alltags« wenden.
    Wir fassen kurz zusammen: Eigentlich ist es völlig unnötig, dass ich die Frau begleite, aber unter uns Betschwestern – das muss man ja keinem verraten! –, ich bin einfach noch nie RTW mit Blaulicht und Hupe gefahren, und genau das könnte sich heute entscheidend ändern. Ächt jetzt!

    Keine zehn Minuten nachdem wir sie angefordert haben, sind sie auch schon da. Die Männer von der eiligen Truppe. Ralf, der dienstältere Rettungsassistent, und sein Kumpel Boris, Milchgesicht mit Aknevergangenheit. Unglaublich nett, die Jungs, und obendrein ungemein kooperativ.
    »Was ’n das für ’ne Fahrt?«, nuschelt Ralf in seinen Walrossschnauzbart, während er gemeinsam mit Milchbub Boris die Patientin fachgerecht im Heck des Rettungswagens verstaut. Ich stehe ein bisschen nervös trippelnd daneben. Stutze. Wie jetzt?
    »Ähm – eine Rettungswagenfahrt?« Muss ich erst drei Fragen richtig beantworten, damit ich mitgenommen werde? Während Boris sich halb totlacht, grunzt Ralf – ebenfalls schwer erheitert: »Mit oder ohne Sonderrechte?«
    Herrje – woher soll ICH denn wissen, ob die Sonderrechte haben oder nicht? Steht das irgendwo?
    Ich mache Anstalten, einmal suchend um den Wagen herumzulaufen, und Boris muss sich

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