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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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auch schon mit der anderen Hälfte der Brut ins Auto gesprungen und davongebraust.
    Super, Josephine! Das hätte man aber besser machen können …
    Nun gut, bringt ja alles nichts – die halbe Stunde werd ich schon irgendwie herumbekommen, wäre ja gelacht, wenn ich mich von zwei solchen Babys terrorisieren lasse.
    Die nächsten zehn Kilometer bin ich damit beschäftigt, die Knaben davon abzuhalten
    – mitten auf der Autobahn Gegenstände aus dem weitgeöffneten Fenster zu werfen,
    – den auf dem Beifahrersitz sitzenden Jungen mit (gekautem!) Kaugummi vollzukleben,
    – sich gegenseitig Schimpfwörter an den Kopf zu werfen, bei denen selbst mir die Schamesröte ins Gesicht steigt, und
    – sich gegenseitig so vors Schienbein zu treten, dass es kracht.
    Nach gefühlten 1500 Kilometern drohe ich damit, auf der Stelle die nächste Raststätte anzufahren, ein Taxi zu bestellen und die beiden Banausen damit auf Kosten ihrer Erzeuger nach Hause bringen zu lassen. Was die Situation zumindest so lange entschärft, bis wir daheim angekommen sind und die Pizza aufgetischt haben.
    Ich beende den Geburtstag dann final an der Stelle, als Kevin Marlon versucht, Ferdinand Karl Theodor das fünfte Stück Pizza quer über den Tisch und die Köpfe der anderen Gäste hinweg an die Rübe zu schmeißen.

    Es ist 22 Uhr, als Herr Chaos und ich völlig erledigt auf unserer Couch liegen und mit Schrecken daran denken, dass der nächste Kindergeburtstag nicht mehr weit ist …

Das Leben ist kein Ponyschlecken!
    Ich wollte auf gar keinen Fall jemals Anästhesistin werden. Ewig belächelt von der nördlichen Seite des grünen Tuchs und nie wirklich für voll genommen. Die schrägsten Witze werden ausschließlich über die »Betäuber« gerissen. Dicht gefolgt von den Kollegen der Chirurgie. Aber um eines beneide ich sie doch ganz gewaltig: Rettungswagenfahrten mit Blaulicht und Martinshorn! Wow, das hat was! Schon in frühester Kindheit war ich fasziniert von Fahrzeugen mit lauten Sirenen, die im grellen Zucken des Blaulichts in mörderischem Tempo die Straße entlang und über jede rote Ampel jagen, während sich die Masse der Autos vor ihnen teilt wie einst das Rote Meer …
    Ich gestehe: Ich liebe große, schnelle, furchteinflößende Autos. Rettungswagen könnten nur dann noch schöner sein, wenn sie statt weiß schwarz wären! Allerdings wird dieser Makel locker durch Sirene und Blaulicht wettgemacht. Merke: Josephine ist ein weiblicher Auto-Macho!

    Doch zurück zur Arbeit – es ist Samstag am späten Nachmittag, und in meinem Kreißsaal steppt wieder einmal der Bär. Da wäre zum Beispiel Frau Wolle im Sonnengelb-Kreißsaal, bei der es mit der Geburt irgendwie nicht recht voran will und deren CTG allmählich seeeeeeehr seltsam aussieht. Frau Glück, Kreißsaal meerblau, die gerade erst eingelaufen ist, aber den Eindruck vermittelt, als könnte sie ganz unkompliziert bleiben. Sowie Frau Hattrick, in O Sole Mias grünem Lieblings-Kreißsaal eingeparkt, mit der unschönen Dreier-Kombination aus vorzeitigem Blasensprung, wenig Wehen und schon jetzt miesen Herztönen. Ausgezeichnet!
    Damit es mir auch ja nicht langweilig wird, kommt gegen 17 Uhr noch Frau Ühy (wie Ü belster Hy pertonus, also Bluthochdruck) hinzu, die sich im zweiten Drittel ihrer Schwangerschaft mit geradezu exorbitant erhöhten Werten präsentiert – und das unter laufender, blutdrucksenkender Medikation.
    Ich packe die gute Frau erstmal ans CTG (im fliederfarbenen Entbindungszimmer – diese uterusroten Wände machen mich irgendwie aggressiv), warte auf die Laborwerte und versuche zeitgleich, den Blutdruck mit einem zweiten Präparat in den Griff zu bekommen. Außerdem verkünde ich vorsichtshalber, dass sie sich wohl auf einen stationären Aufenthalt gefasst machen muss, wenn wir die Problematik eben nicht unter Kontrolle bekommen. Die Vorwarnung scheint berechtigt: Frau Ühy gibt sich daraufhin nämlich einem gut zwanzigminütigen Heulkrampf hin, welcher ihren Blutdruck sofort um weitere 20 Einheiten in die Höhe und mich ein bisschen in den Wahnsinn treibt. Ich meine: HALLO? »Das Leben ist kein Ponyschlecken«, wie meine Tochter schon als ganz Kleine zu pflegen sagte, und unser Krankenhaus keine mittelalterliche Folterkammer – man kann sich anstellen, muss man aber auch nicht!
    Okay, ich persönlich kann mir Krankenhausphobien schon rein beruflich nicht leisten, aber wenn ich mich nun einmal entscheide, Mutter zu werden, dann ist es eben

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