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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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reinzukippen?«
    »Hey – ich hab doch gar nichts getan.«
    Gut, dass Wilma sich nicht fürs Schauspielgeschäft entschieden hat – für diese miese Einlage empörter Entrüstung hätte es noch nicht einmal die Goldene Himbeere gegeben.
    »Bambi, geh heim und schlaf dich aus. Morgen sieht die Welt gleich wieder anders aus!« Aufmunternd tätschle ich ihr die Schulter, bevor sie mit hängendem Kopf an mir vorüber und zur Tür hinausschleicht.
    »Überzwerg wird sie dem Erdboden gleichmachen, wenn er sie in die Finger bekommt. Sagt Nancy …!«
    Gerade laut genug gesprochen, damit das hinausschlurfende Bambi es noch hören kann. Was für ein böses Weib, diese Frau!

»Das Schwänchen« – und warum Schwester Hildegard fast ein bisschen Amok läuft!
    Gerne würde ich Wilma ein bisschen schütteln, aber wir sind schließlich nicht zum Spaß hier – mein Telefon bimmelt und kündigt den Rettungswagen an. Zwanzigste Schwangerschaftswoche mit Verdacht auf vorzeitige Wehentätigkeit.
    Zwanzigste Woche ist ziemlich doof, wenn es sich tatsächlich um Wehen handeln sollte – dann ist meist eine Infektion schuld an dem ganzen Dilemma, und oft folgt der vorzeitige Blasensprung bis hin zur Entbindung – viel zu früh für alles, was man schlechthin für ein Kind dieses Schwangerschaftsalters tun kann. Unbewusst fasse ich mir an die eigene Baby-Plauze, die ja nur wenige Wochen jünger ist, und klopfe beruhigend darauf herum.

    Fünf Minuten später fahren meine Lieblingsrettungssanitäter Ralf und Boris die Trage mit der Patientin in spe zur Tür herein, und spontan entfährt mir ein Ausruf ungläubigen Erstaunens: »Schwänchen? DU? HIER?«
    Schwänchen liegt – die Hand dramaturgisch ansprechend an der Stirn platziert – hechelnd und mit flatternden Lidern auf die Trage geschnallt und reagiert auf meine Ansprache wie immer, nämlich erst einmal gar nicht .
    »Schwänchen? Was machst du hier? Wir haben uns doch erst vor drei Wochen gesehen? …« Und vor fünf Wochen, vor eineinhalb Monaten, Ende Juni, Mitte Mai, Anfang April … Schwänchen, mit dünnem Stimmchen zwischen zwei tiiiiiiiiiiieeeeeeefen Seufzern: »Frau Doktor – ich habe SOLCHE Schmerzen!«
    Milchgesicht-Boris verdreht ein bisschen die Augen, während Ralf missbilligend in seinen Walross-Schnauzbart brummt: »Same procedure as every year, Mylady …«
    Nee, is’ klar. Glasklar! Schwänchen ist eine Stationsbekannte, sechsundzwanzigjährige Erstgebärende, klein und dünn wie ein Vögelchen und so unscheinbar, dass man sie vergessen hat, sobald sie einem aus dem Blickfeld gerät. Und um diesem Umstand so massiv wie nur irgendmöglich entgegenzuwirken, hat Schwänchen es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den sterbenden Schwan zu geben, wann immer ihr nach Aufmerksamkeit gelüstet. Was sehr oft der Fall ist. Sehr, sehr oft!
    An Tag zwei nach Ausbleiben ihrer Periode stand die kleine Frau erstmalig in meiner Ambulanz – mitten in der Nacht war sie dort laut weinend, schüttelnd und sich wie eine Ertrinkende an ihren verstört dreinblickenden Ehemann klammernd aufgetaucht und hatte mir – ununterbrochen wimmernd und schlotternd – eine Unterhose mit einem winzigen Flecken Blut unter die Nase gehalten.
    »DAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!«
    »Äh – was ist das bitte? Ihre Periode?!« Ich war verpennt und leidlich irritiert, was Schwänchen zum Anlass nahm, noch lauter zu heulen, um mir die Ernsthaftigkeit der Situation auch angemessen nahezubringen.
    »DAS ..... ist ...... MEIN ........ BAAAABYYYYYY!«
    To make a long story short: Schwänchen hatte eine Mini-was-auch-immer-Blutung am neunundzwanzigsten Zyklustag, musste nach dem verständlicherweise völlig babyfreien Ultraschall – es war ja noch viel zu früh, um überhaupt irgendetwas erkennen zu können – noch viel lauter weinen und erklärte mir anschließend matt und mit Augen, dick wie Regina Halmichs nach dem Kampf gegen Stefan Raab, dass sie die nächsten Wochen im Krankenhaus zu bleiben gedächte, sie hätte schließlich gerade eine drohende Frühgeburt gehabt.
    Nee, is’ klar!
    Ich hab sie dann nach endlosen Diskussionen und einem filmreifen Zusammenbruch aufgenommen, was dem deutschen Gesundheitssystem zwar wieder eine herbe Kerbe gehauen hat, aber immerhin konnte ihr armer Mann sich mal etwas erholen – der sah nämlich recht mitgenommen aus. Wahrscheinlich war ihm just ein Doppelkronleuchter aufgegangen, WAS er sich da für die nächsten Monate eingehandelt hatte …
    Ja –

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