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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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ausschließlich mit Wattebäuschen geworfen wurde, beschleunigte das weitere Procedere nicht wirklich, sondern führte lediglich dazu, dass Bambi nun Panik in den Augen und fette Schweißperlen auf der Stirn hatte. Dennoch schloss das tapfere kleine Ding seiner Monster-Anamnese eine nicht minder ausführliche, gynäkologische Untersuchung an, in deren Verlauf circa 1549 Ultraschallbilder geschossen sowie diverseste Abstriche aus allen nur vorhandenen Körperöffnungen entnommen wurden. »Viel hilft viel!« versus »Wer schreibt, bleibt!« als oberster Grundsatz! Unnötig zu sagen, dass die Chirurgen ihren Telefonterror aufgrund der fortgeschrittenen Stunde noch intensivierten – allein: Das Bambi blieb standhaft!
    Der vorläufige Höhepunkt dieses wirklich unterhaltsamen Szenarios war wohl gegen 23.15 Uhr erreicht, als Bambi – nach einstündigem Brustultraschall – in der Radiologischen Abteilung wegen einer Mammographie anfragte, welche die Gutartigkeit des von ihr erhobenen Befundes zweifelsfrei absichern sollte. Notfall-Mammographie mitten in der Nacht! Der Radiologe war zweifelsfrei not amused. Gerüchten zufolge meinte die – gottlob extrem kompatible Patientin – bereits zu diesem Zeitpunkt, ihre Gallensteine hätten den Weg aus dem Gallengang zurück in die Gallenblase ganz alleine geschafft und müssten heute nicht mehr zwingend operativ entfernt werden – sie, die Patientin würde jetzt lieber wieder nach Hause gehen, statt weiter am Untersuchungsmarathon zu partizipieren. Woraufhin Bambi erst mal mit ihrem Oberarzt telefonieren musste, um die Entlassung der Patientin auf eigene Verantwortung in jedem Fall absichern zu lassen. Dr. Napoli wiederum bestand aber darauf, sich die Frau erst noch schnell selbst anzuschauen – traue niemals einem Assistenzarzt im ersten Jahr –, was dann gegen 23.55 Uhr der Fall war. Frau Galle verließ das Haus mit wehenden Fahnen um Punkt 0.23 Uhr und ward – ebenfalls Gerüchten zufolge – nie mehr gesehen!
    Die beiden Chirurgen – Assistenz- plus Oberarzt – kapierten erst gegen 0.55 Uhr, dass ihnen diese Bauchspiegelung dummerweise durch die Lappen gegangen war, was oben bereits angedeuteten, ausführlichen Tobsuchtsanfall samt oberärztlichem Anschiss für Bambi zur Folge hatte. Weswegen das Waldtier nun, um Punkt 8 Uhr, weiß wie ein frisch bezogenes Krankenhausbett und mit dick verquollenen Augen, über ihrem Kaffee hängt und verschärft trostbedürftig ist.
    »Überzwerg mag mich nicht mehr!«
    Was soll ich sagen – ganz sicher mag er sie nicht mehr …
    »Nein – warte …« Müde hebt sie den Kopf und sieht mich hoffnungslos an. »Er konnte mich ja noch nie leiden – aber jetzt hasst er mich!«
    Was wahr ist, wird wahr bleiben. Dennoch gebe ich mir einen Ruck – so kann man Bambi nicht hängen lassen, ist ganz schlecht fürs Karma. Gerade will ich zum ausgedehnten Kopfstreichler ansetzen, als Dr. Wilma ins Aquarium stolpert. Strahlend gut gelaunt – was mich instinktiv nach meinem iPhone greifen lässt, um ein fettes, rotes Kreuz in den heutigen Kalendertag zu markieren. Wilma ist nämlich NIE gut gelaunt und strahlt schon mal überhaupt nicht. Diese Frau ist die personifizierte schlechte Laune, und ich muss angestrengt nachdenken, ob ich sie schon jemals habe lächeln sehen. – Nein. Hab ich nicht. Definitiv.
    »Wilma – was ist denn mit dir los? Hattest du Sonne zum Frühstück?«
    Wilmas Grinsen wird noch eine Spur breiter und erinnert nun sehr an Jack Nicholson als Joker im Batman-Film der späten achtziger Jahre. Böse.
    »Ich hab gerade von Bambis Meisterleistung gehört. Nancy the Fancy hat es mir brühwarm in der Umkleide erzählt. Überzwerg tobt  …!«
    Das letzte Wort dehnt sie genüsslich in die Länge, während sie aus den Augenwinkeln beobachtet, wie das Rehlein in sich zusammenfällt. Nancy The Fancy, chirurgische Assistenzärztin mit Hang zum Luxusweib, ist so etwas wie Überzwergs große Leidenschaft. Muse. Lieblingsuntergebene. Und wenn sie sagt, der Oberarzt tobt, dann kann man Gift drauf nehmen, dass das wirklich so ist. Information aus erster Hand. Wilma weiß das. Ich weiß das. Und Bambi weiß das auch. Ihre Gesichtsfarbe wird noch eine ganze Einheit fahler, und in ihren rehbraunen Augen steigt zügig der Wasserstand. So nervig, wie sie manchmal sein mag, gerade tut sie mir einfach nur leid.
    »Sag, Wilma: Solltest du als Ärztin nicht Wunden heilen, statt ordentlich Säure

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