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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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Tierarzt antanzen? Sag, dass das nicht wahr ist!«
    Abwehrend hebt der Gatte beide Hände und verkündet mit seinem grundehrlichen Retriever-Blick. »Ich schwöre – ich hatte ihr sogar verboten , den Riesen festzuhalten. Aber wenn meine Frau sich etwas in den Kopf gesetzt hat …«
    »Okay, ja, ich war freiwillig mit dem dicken Pferd beim Arzt. Aber der regt sich sonst immer so auf, wenn ich nicht mitkomme!«
    Verdammt! Dass mich aber auch immer keiner verstehen will!
    »Leute, ist ja auch egal – jetzt seid ihr hier, und ich freu mich schon seit WOCHEN auf diesen Termin. Deshalb habe ich auch … Ta-Taaaaaa…« – und wie das berühmte Kaninchen aus dem Hut zaubert meine Lieblingsgynäkologin einen nigelnagelneuen Super-Duper-Deluxe-Schallkopf aus der passenden Gerätehalterung eines noch größeren, noch teureren Hightech-Ultraschallgeräts – »…  das hier gekauft!«, strahlt sie mich an. »Extra für dich und das Chaos-Baby! Die Mühle kann ALLES! Dreidimensional, vierdimensional, bügeln, waschen, kochen …«
    »OH MY GOD! Du hast es wirklich gekauft? ÄCHT? Du bist ja völlig irre!«
    Fassungslos starre ich diese sündhaft teure Maschine an und überschlage gedanklich, wie viele Jahre ich wohl ununterbrochen Dienste würde schieben müssen, um mir so ein Gerät leisten zu können. Hundert Jahre? TAUSEND …?
    »Ja – ich weiß!«, gluckst Ollie glücklich und streichelt stolz über die glänzende Oberfläche ihres neuen Spielzeuges. »Okay, Parents? Showtime!«
    »Whooow!« Herr Chaos ist platt. Und ich bin beeindruckt. Ach was – ich bin völlig von der Rolle! Dabei ist das hier mein tägliches Brot. Okay, MEIN tägliches Brot kann nicht einmal annähernd mit Olivias schweineteurem Ultraschallgerät mithalten, denn dieses Teil hier ist definitiv der Rolls-Royce unter den Sono-Geräten, und ich könnte mir gut vorstellen, dass selbst die Harvard Medical School kein besseres zur Verfügung hat. Und mit diesem Traum eines jeden Gynäkologen wird Baby Chaos nun also einmal rundum sorglos geschallt: Arme, Beine, Schädel, Organe, Länge, Breite und so weiter. Mensch in zwei Ebenen quasi. Herr Chaos schnäuzt sich ein bisschen gerührt in sein kariertes Männertaschentuch, und auch ich bin immer noch völlig aus dem Häuschen. So ein schönes Kind aber auch! Das hat die Welt ja noch nicht gesehen. Und schon gar nicht so knackescharf und mit allen möglichen Details. Zehen, Finger, Nase, Augenlinse, alles ganz wunderbar zu erkennen. Mit diesem Teil könnte man ihm wahrscheinlich sogar die Fingerabdrücke nehmen.
    Dann, nachdem wir uns eine Dreiviertelstunde lang fast ein bisschen in Ekstase geschallt haben, ruft Olivia triumphierend, als verkünde sie den Weltfrieden oder etwas ähnlich Wichtiges: »Und jetzt schaut Tante Ollie noch ganz schnell nach, ob sie das rosa Chanel-Kostümchen oder doch eher den taupefarbenen Dolce-und-Gabbana-Anzug kaufen wird …«
    »NEIN!«
    Zwei Schreie wie aus einem Mund! Herr Chaos und ich brüllen es gleichzeitig, denn dieses Mal, da sind wir uns ganz sicher, wollen wir vor der Entbindung NICHT wissen, was dieses Kind für ein Geschlecht hat.
    »Seid ihr völlig wahnsinnig?« Jetzt ist es zur Abwechslung mal an Ollie, ein bisschen fassungslos zu sein. »Josi hält das im Leben nicht noch 20 Wochen aus! Ich kenn sie doch – im nächsten Dienst macht sie sich selbst einen Schall, und dann WEISS sie es! Und ich nicht! Kommt schon – lasst mich nur einmal kurz nachsehen! Ich verrat es euch auch ganz bestimmt nicht! Arztgeheimnis-Ehrenwort!« Ollie schaut mich an wie Dr. Shepherd, wenn es Wiener Würstchen zum Mittagessen gibt. Leider bin ich völlig immun gegen bettelnde Augen – gleich, ob bei Tieren oder besten Freundinnen!
    »Nein!« Energisch entwinde ich der sich sträubenden Olivia den Luxus-Schallkopf und packe ihn behutsam zurück an sein Mutterschiff. »Geheimnisse konntest du noch nie für dich behalten! Wenn du es weißt, weiß es morgen die ganze Praxis und ich spätestens beim nächsten Besuch hier. Wir sind jetzt fertig!«
    Und schon bin ich von der Liege gehüpft, haste-nicht-gesehen, trotz Bauch und dicker Füße und so. Ollie gibt sich gezwungenermaßen geschlagen und trottet betrübt hinter ihren Schreibtisch zurück.
    »Okay, Liebelein – in vier Wochen also selber Ort, gleiche Zeit. Und komm mir ja nicht wieder mit Pferdearztterminen! Wie wäre es außerdem mit Essengehen am …« – konzentriert stiert Olivia in den Terminkalender

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