Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)
nämlich nicht zu Ende …
Herr Chaos sitzt nun – mit mitleidsvollem Blick und dem Riesenhundekopf im Schoß – am Couchende und massiert mir besänftigend die Füße. Toll – so wird das heute nichts mehr mit der Beichte …
»Was war denn so schlimm? Hat Bambi endlich jemanden gekillt?«
»Ich bin schwanger.«
JETZT ist es raus. So!
Herr Chaos hockt immer noch völlig ungerührt zu meinen Füßen, den Hundekopf im Schoß, und knetet meine Großzehe. Noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt hat er. Mein eigener Puls hingegen steigt gerade zügig in den dreistelligen Bereich, ich spür es ganz deutlich, während eine einsame Schweißperle über meine Schläfe, die Wange herunter bis zum Kinn läuft und leise auf mein Sweatshirt tropft.
»Na – das weiß ich doch schon längst …«
Auf der Mattscheibe schauen Grey und Yang gerade entgeistert einer Gruppe tiefenentspannter Dermatologen bei der Arbeit zu, während ich – genauso entgeistert – den mir angetrauten Mann anstarre.
»Sag das noch mal!«
»Ich weiß das schon lange!«
Ungerührt grinst er mich jetzt an, und auch Dr. Shepherd – also, der Hund – dreht den Kopf im Schoß seines Herrn in meine Richtung und bleckt grinsend die Zähne.
»Ihr zwei seid so dämlich!«
Was mir jetzt über die Wange rollt, ist kein Schweißtropfen. Und während der Kerl mir zärtlich den Rücken tätschelt, leckt Shepherd hingebungsvoll die frei gewordene Großzehe. So sind sie eben, meine Männer! Weltklasse! Ächt jetzt.
Wie das Bambi den Chirurgen das Turfen austrieb
»Junge oder Mädchen? Wenn es ein Mädchen wird, haben wir Gleichstand. Wenn es ein Junge ist, kann er bei mir wohnen. – Also, wenn er nicht voll alles kaputt machen muss. Am Anfang hauen die noch alles kurz und klein, oder? Vielleicht ist der ja gar nicht so. – War ich so? Ich hab nicht viel kaputt gemacht, oder? Kann mich jedenfalls nicht erinnern …«
Tausend Worte sagen mehr als eines! Der Leitspruch unseres (bis dato) jüngsten Kindes. Und er gibt alles an diesem Morgen. Eine nicht enden wollende Flut von Sätzen plätschert munter aus ihm heraus, während er zeitgleich einer Packung Cornflakes in zwei Litern Milch schwimmend den Garaus zu machen versucht.
»Ooooh, das ist so süß! Babys sind so süß! Und die Klamotten, die man für sie kaufen kann, sind auch so süß! «
Unsere Tochter hat praktischerweise gleich die essentiellen Dinge im Blick: Kleidung und Innendekoration. Binnen kürzester Zeit und mit geübtem Blick hat sie bereits diverse, durchaus geschmackvolle sowie bis ins letzte Detail ausgetüftelte Erstlingsausstattungen zusammengestellt, die mich die schlappe Summe von 4495,33 Euro kosten sollen! Wie gut, dass es meiner Kreditkarte bedarf, um den virtuell getätigten Einkauf auch final zu beenden.
»Mom, ein Schnäppchen! Guck doch – der Schneeanzug ist von Kenzo! «
Glücklich betrachtet mein Mädchen die Webseite mit dem schmetterlingsbesetzten Minianzug und streicht zart über das Kenzo-typische Muster auf dem Monitor ihres Laptops. Ist es da nicht völlig egal, dass dieser Traum aus Stoff und Watte mit 249 Euro zu Buche schlägt?
Unser Ältester hingegen ist wie immer völlig ungerührt von der Chaos-Familie um ihn herum. Schon als Baby hatte dieses Kind stets die Ruhe weg – ein Mini-Fels in der wogenden Brandung schippenwerfender Sandkasten-Rambos. Und obendrein vollständig trotz- und pubertätsresistent. Der Traum einer jeden Schwiegermutter-to-be – sollten wir jemals in Geldnot geraten, könnten wir bei Ebay Millionen mit ihm verdienen!
Gerade jetzt schaut er mir besorgt dabei zu, wie ich den fünften Löffel Kaba in meine 3,8-prozentige Edel-Milch rühre.
»Geht es dir gut? Hast du Lust auf etwas Bestimmtes? Ich könnte dir Eis kaufen. Oder Kiwi? Vielleicht Erdbeeren?«
Besänftigend tätschle ich meinem Erstgeborenen die Hand, nicke interessiert zum Wortgeplätscher des kleinen Sohnes, während ich die getroffene Kleiderauswahl unserer Tochter mit einem anerkennenden »Voll schön« quittiere. Der Chaos-Mann schielt grinsend über seinen Zeitungsrand zu mir herüber.
»Voll schön hier!«, brummelt er und vertieft sich gleich wieder ins Weltgeschehen. Ich seufze zufrieden in mich hinein. Jetzt muss ich es nur noch irgendwie dem Chef beichten …
Später in der Klinik muss ich jedoch erst einmal seelischen Beistand leisten: Das Bambi hatte in seinem Dienst mal wieder eine schlimme Begegnung mit der Realität. Genauer
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