Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)
ihres iPhones – »… Donnerstag? Wir hatten schon ewig keinen Frauenabend mehr!«
»Donnerstag habe ich Dienst!« Dafür muss ich nicht extra in meinen Planer schauen. Drei Kinder, Job und Heimtierzoo und dennoch alle Dates im Kopf – ich bin ein bisschen stolz auf mich.
»Hast du bitte was ?« Ollie starrt mich an, als hätte ich gerade gesagt, ich habe am Donnerstag ein Date mit George Clooney.
»Hah! Gutes Stichwort!«, schaltet Herr Chaos sich an dieser Stelle ins Gespräch ein, der bis gerade eben noch friedlich auf seinem Sessel saß und verliebt sein Ultraschall-Kind bewunderte. »Sag du jetzt mal etwas dazu, so von Gyn zu Gyn – auf mich will Frau Doktor nämlich partout nicht hören!« Dann lehnt er sich zurück und verschränkt erwartungsvoll die Arme über der Brust. Ollie schaut mich leicht verstört an, wirft dann einen wirren Blick in meinen Mutterpass, während sie lautlos die Lippen bewegt, als spräche sie zu sich selbst, und klappt das zartblaue Heft abschließend energisch zu.
»Du bist ja IRRE!«, blafft sie mich böse an. »Willst du mir ernsthaft weismachen, dass du in Schwangerschaftswoche 22 noch Dienste schiebst? So mit nachts über die Flure rennen und stundenlang im OP stehen? ÄCHT JETZT, Josephine?«
»Jaja«, feuert der Mann sie jetzt an, »gib’s ihr, Oll, los, sag ihr die Meinung! Yeah!«
»JOSEPHINE?«
Ollie hat sich drohend in ihrem lila Mega-Chefsessel aufgebaut und starrt mich über den Tisch hinweg an.
»Ich weeeiiiiiiß ja …«, greine ich weinerlich zu meiner Verteidigung, »aber wenn ich es dem Chef sage, dann …«
»Sie hat es noch keinem erzählt?« Diese Frage geht nun direkt an Herrn Chaos – Olivia ist ernsthaft geschockt, so viel ist mal klar.
»Nein, keinem Schwein!« Der Verräterehemann schüttelt boshaft den Kopf, während er nebenbei eine Riesenportion Gummitiere aus Olivias Bonbonniere in sich hineinstopft und offensichtlich gespannt auf den Ausgang des Dramas wartet.
Na warte, Kerl! Komm du mir mal nach Hause!
»Aber ich muss mich dann zwölf Wochen lang ganz furchtbar langweilen! Keine Operationen mehr, keine Geburten. Nur Schreibkram und Visite – was soll ich denn da den ganzen Tag machen?« Allein bei dem Gedanken fange ich schon an zu hyperventilieren.
»Na, wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit Füße schön hochlegen? Regelmäßige Mahlzeiten einnehmen? Ungestörter Nachtschlaf, freie Wochenenden und Feiertage? Hm? Wie wäre das?«
»Ich kann nachts sowieso nicht gescheit schlafen, weil ich nämlich alle zwei Stunden zum Pinkeln rausmuss!«, gebe ich triumphierend zurück. So – allabätsch!
Herr Chaos hat nun auch das letzte Gummiteil aufgegessen und rappelt sich mit einem langgezogenen Seufzer aus dem Sessel, Marke Richtig-Teuer, hoch.
»Lass gut sein, Ollie – ich rede schon seit Wochen auf sie ein wie auf unseren bockigen Gaul. Sie will einfach nicht aufhören. Aber spätestens, wenn die Geburt einsetzt, wird sie ja hoffentlich ein Einsehen haben …«
»Na, ich weiß nicht …«, meint Olivia skeptisch, während sie mich trotz allem liebevoll zum Abschied drückt. »Dieser Frau trau ich zu, dass sie ihr Kind auch noch während der Arbeitszeit bekommt!«
»NIEMALS!«, rufe ich empört, während ich eilig zur Tür strebe. »Ich weiß ja, dass es total Banane ist, in meinem Zustand noch durch die Gegend zu rennen. Und ich sag es Böhnlein auch ganz sicher ganz bald. Morgen. Oder so. Aber spätestens übermorgen! Hand aufs Herz, ich schwöre!«
Und dann bin ich auch schon die Tür hinaus, während Herr Chaos kopfschüttelnd hinterhertrottet.
Wie Anästhesie-Öhi die Sectio-Suse vor dem Kaiserschnitt gerettet hat
»Du bist ganz schön fett geworden!«
Herzhaft beißt Wilma in ein angegammeltes Stück Kuchen, und ich wünsche mir von Herzen, sie möge augenblicklich daran ersticken – Karma hin oder her. Stattdessen verschluckt sich Bambi an seinem ökologisch abbaubaren Müsliriegel.
»Schön atmen, Bambi, schön gleichmäßig ein- und ausatmen!« Besorgt klopfe ich ihr den Rücken, während der Chef, der gerade zur Tür hereinkommt, mitfühlend ein Taschentuch reicht, damit das Rehlein sich die Tränen aus den gequollenen Augen wischen kann.
»Das ist so fies von ihr!«, flüstert sie mir ehrlich empört unter Husten und Würgen ins Ohr.
Dabei hat Wilma total recht – ich bin fett geworden. Zumindest um die Taille herum. Okay, ein Stück weiter oben auch, was Herr Chaos jedoch ausgesprochen schön
Weitere Kostenlose Bücher