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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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Dritte im Bunde, Sectio-Suse, hält sich erstaunlich tapfer. Somit ist aktuell noch alles im grünen Bereich, was bei dreimal keine Wehen haben auch nicht wirklich schwer ist.
    Dann kommt es, wie es immer kommt, von jetzt auf gleich haben plötzlich alle Frauen Wehen. Zeitgleich versteht sich! Wie auch sonst. Immer interessant anzusehen, wie die einzelnen Frauen mit dem Geburtsschmerz umgehen. Shania-Tabea zum Beispiel hängt fluchend wie ein Kanalarbeiter am CTG und brüllt bei jeder nun doch recht zahlreich auf grünkariertem Papier erscheinenden Wehe ihren Ballonseiden-Macker aufs Ärgste an.
    »Du Arschgesicht, dämmlackisches, isch heb solsche Schmerze, du kannscht dich die näxte Male voll selber …« – ZENSIERT  –, »… datt schwör isch dir!«
    Doch Arschgesicht, gänzlich unbeeindruckt, wendet noch nicht mal für den Bruchteil einer Sekunde den Blick vom Fernseher, grunzt stattdessen nur unmotiviert unverständliches Zeug und präsentiert der Liebsten unverfroren seinen nikotingelben, hocherhobenen Mittelfinger. Ja, auch die Männer verarbeiten die Schmerzen ihrer Frauen auf höchst unterschiedliche Art und Weise …
    In Olgas Zimmer steigt zeitgleich das völlige Kontrastprogramm zur Hartz-VI-Reality-Soap. Still und unbeeindruckt weht die junge Frau vor sich hin, während Oleg, Olgas stoisch dreinblickender Ehemann, stumm daneben sitzt. Reden Russen eigentlich generell nicht viel? Nicht miteinander? Oder nur nicht in Kreißsälen? Ich weiß es nicht. Klar, was soll man auch schon groß reden – Wehe kommt – Wehe geht! Oleg und Olga haben sich aufs Nichtreden verständigt. Auch gut.
    Und Sectio-Suse? Sie schreit jetzt. Das hohe C im Dauerton. Wahnsinn! Sie schreit nach ihrer Mutter, dem lieben Gott, einem Kaiserschnitt und tausend anderen Dingen, die ich gleich wieder vergessen habe. Sectio-Suse außer Rand und Band. Ein kurzer Blick zu Soli, und die Richtung ist klar – zweimal PDA – bitte, danke –, heute ist kein schöner Tag für langes Warten. Heute gibt es Anästhesie mit Mengenrabatt.
    Zehn Minuten später taucht dann auch schon Dr. Anästhesie-Öhi auf, ein ewig nach Schweiß riechender Öko-Arzt, alt wie Methusalem, der rein äußerlich viel besser in einen bayrischen Natur-Schwarzweißfilm gepasst hätte. Stattdessen ist Öhi vor unendlicher Zeit auf wundersame Weise in unserer Klinik aufgetaucht. Berühmt-berüchtigt ist er für sein sonniges Gemüt und die Hau-Weg-PDAs, in deren Anschluss die Gebärende nichts anderes mehr tun kann, als – zugegebenermaßen schmerzfrei – platsch, auf dem Rücken zu liegen. Super. DAS kann ja noch heiter werden!
    Zwanzig Minuten später ist dann erst einmal Ruhe eingekehrt. Alle Frauen liegen, rhythmisch untermalt vom Klopfgeräusch der kindlichen Herztöne, in ihren Kreißsälen und tun, was man so tut, wenn man auf die Geburt seines Kindes wartet.
    »Datt Häs-Schen« beschimpft – zur Abwechslung via Handy – irgendeine arme Person aufs Übelste, Olga betrachtet stumm und mit melancholischem Blick das Bild an der Wand vor ihrem Bett, und Sectio-Suse spielt frohgelaunt »Vier gewinnt« mit ihrem Mann. Von Kaiserschnitt keine Rede mehr – alles ist gut!
    Und wieder kommt es, wie es zwangsläufig wohl kommen muss: Das erste CTG wird schlecht. Also – nicht richtig schlecht, aber schon nicht wirklich gut. Das ist immer so. Bei zwei und mehr Gebärenden parallel muss ein Kind immer aus der Reihe tanzen. Warum können die Herzen der kleinen Wesen nicht einfach hübsch und lehrbuchgerecht vor sich hinklopfen? Warum muss immer eines die Herzfrequenz auf 70 Schläge pro Minute runterfahren? Ist das lustig? NEIN, das ist nicht lustig!
    Als auch das zweite und dritte CTG seltsam wird, schreite ich zum Äußersten – und untersuche einfach mal todesmutig alle Frauen. Vielleicht hat sich ja irgendetwas am Muttermund getan, was eine solche CTG-Veränderung rechtfertigen würde? Und siehe da? Es ist fast wie im Märchen – alle drei Frauen haben exakt denselben, hoffnungmachenden Befund: Muttermund acht bis neun Zentimeter geöffnet, Cervix dickwulstig, vorangehender Teil tief auf Beckeneingang. Wow – das ging ja jetzt zackig! Hat die frühe PDA also doch mal etwas gebracht.
    Das Problem ist nur: So richtig schön sind die CTGs auch mit diesem Befund nicht. Zumindest kontrollbedürftig. Und was das heißt, dürfte mittlerweile auch der letzte Dermatologe wissen: Mikroblutuntersuchung ! Hört sich spannend an – ist es auch!

    Bei

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