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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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Nabelschnur!«
    Gemeinschaftlich glotzen wir wie angenagelt auf die Herzton-Krickelkrakel-Kurve. Aktuell sind wir bei 70 Schlägen – Tendenz eher fallend. Gloria drückt noch ein bisschen mehr Wehenhemmer in die Vene – ohne nennenswerten Erfolg. Ich schaue auf die Uhr, denn ab sofort befinden wir uns mitten im E-E-Countdown.
    E-E steht für Entscheidungs-Entbindungszeit, also vom Moment der ENTSCHEIDUNG, jetzt einen Notkaiserschnitt zu machen, bis zu dem Augenblick, wenn das Baby das Licht der Welt erblickt, der ENTBINDUNG. Und die Zeitspanne zwischen diesen beiden »Es« sollte optimalerweise nicht länger als zehn Minuten sein! Es ist also
    E minus zehn,
    als ich zu meiner Patientin sage: »Frau Not, Ihrem Baby geht es im Moment leider nicht so richtig gut – wir fahren sie jetzt schnell in den OP und holen den Muckel raus. Alles klar?«
    Für lange Gespräche bleibt leider keine Zeit. Während Gloria die Frau im Bett Richtung Not-OP-Saal fährt, informiere ich das Team. Der erste Anruf gilt Dr. Zarewitsch, meinem Oberarzt im Dienst:
    »Zarewitsch? Terminale Bradycardi. Not-Sectio! Alles klar?«
    Dr. Zarewitsch ist ein großer, alter Russe. Und der russische Mann per se ist kein Kerl großer Worte.
    »Daa! Icch komme!«
    Anruf Nummer zwei geht in den OP, und da ist man schon eher in Debattierlaune: Ob es denn eine eilige oder eine richtige Not-Sectio sei, will man von mir wissen.
    »Halllooooo? Es ist eine RICHTIG EILIGE Not-Sectio!« Vollpfosten!
    Der Gasmann wiederum kapiert es deutlich schneller und flötet – deplatziert fröhlich ein »Schbin schon hier – komm rüber!« ins Telefon.
    Worauf du so was von Gift nehmen kannst …
    Dann nur noch schnell das Neo-Team, das wie immer kein bisschen Konversationsbedarf hat. Einmal »Not-Sectio« ins Telefon gebrüllt, schon stehen die Jungs stramm vor der Tür. Ich liebe Kinderärzte!
    E minus fünf
    Die Jungs von der Anästhesie packen die Frau gemeinsam mit der zweiten OP-Schwester vom Bett auf den Tisch, während ich nach der Dreiliter-Desinfektionsflasche greife und die Hälfte des Inhalts über dem schwangeren Bauch meiner Patientin, der Instrumenten-Schwester sowie Dreiviertel des Fußbodens verteile.
    E minus vier
    »Handschuhe!« Der Welt beste OP-Schwester Darling ist bereits zur Stelle und hält mir, routiniert und souverän wie immer, die sterilen Handschuhe hin. Rechte Hand, linke Hand. Noch mal: rechte Hand, linke Hand. Doppelte Handschuhlage – halbierte Infektionsgefahr. Meinetwegen, ich will jetzt nur dieses Kind da rausholen.
    E minus drei
    Es folgt der Auftritt der Anästhesie!
    Der Betäuber ist ein alter Knochen – eins-zwei-drei steckt der Schnorchel drin. Schlaf-schön-Spritze! Fertig. Ein undeutliches Grunzen sowie Kopfnicken in meine Richtung: Ich kann loslegen!
    E minus zwei
    Ich atme. Einmal tief ein, einmal tief aus. Ein Nicken zu Darling hinüber und sie legt mir das Skalpell in die Hand.
    SHOWTIME!
    Zuerst der Hautschnitt!
    Nicht zu knapp, Josephine!, denk ich mir. Langes Wühlen nach dem Kopf des Kindes kannst du dir nicht leisten.
    Die Frau auf dem Tisch ist, trotz ihrer Schwangerschaft, sehr schlank. Dem Herrn sei Dank. Mit drei Skalpellstrichen bin ich bereits auf der Muskelhülle, schneide sie ein – und ziehe. Erst die Faszie, dann die gerade Bauchmuskulatur. Ohne Skalpell, nur mit den Fingern, arbeite ich mich jetzt stumpf durch das weiche Muskelgewebe, ziehe es auseinander. Darunter schimmern rosig glänzende Darmschlingen unter milchigem Bauchfell. Das Bauchfell ist dünn, relativ mühelos lässt sich auch hier ein Loch hineinbohren, dann noch einmal ordentlich erweitern – und gerade mal 30 Sekunden nach dem ersten Schnitt bin ich meinem Ziel ganz nah: Rot und warm und glänzend liegt sie vor mir – die Gebärmutter. Noch ein vorsichtiger Schnitt, nicht mehr als zwei, drei Zentimeter, im unteren Drittel des riesigen Muskelsacks. Dann noch einer. Und tiefer. Noch ein bisschen. Noooch eiiiiiin kleiiiiines … DA! Die Fruchtblase platzt, und mit einem satten »Bloppp« schwappt dickgrünes Fruchtwasser ins OP-Tuch.
    Vorsichtig erweitere ich auch diesen Schnitt mit den Fingern nach rechts und links, schiebe nun vorsichtig meine rechte Hand in die Tiefe. Spüre ein Ohr, taste das Köpfchen. Noch ein Stück, um den Scheitelpunkt. Das andere Ohr … Durch leichtes Anwinkeln der gebeugten Hand lupfe ich den Babykopf aus dem kleinen Becken und bringe ihn auf Spur.
    »JETZT!«
    Darling schmeißt sich von oben

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