Danse Macabre
wenn Sie sorgfältig Zeitung lesen, können Sie feststellen, daß einer von
ihnen im lokalen Autokino als Begleitfilm zu einer überschätzten Produktion eines großen Studios lä uft. Von Peter
Straub habe ich von einem wenig bekannten frühen JohnCarpenter-Film mit dem Titel Assault on Precinct 13 (dt: Assault - Anschlag bei Nacht bzw. Das Ende) gehört; Straub ist
Autor von Ghost Story und If You Could See Me Now (dt: Wenn du wüßtest …). Wenngleich der Film für ein Taschengeld entstand (und Carpenters Erstling soll ungefähr sechzigtausend Dollar gekostet haben, eine Summe, gegen die selbst
George Romero wie Dino De Laurentiis aussieht), ist CarpentersTalent zu erkennen, und Carpenter drehte danach die
Filme Halloween und The Fog (dt: The Fog—Nebel des Grauens).
Das sind die Goldklümpchen, die Belohnung des HorrorFans dafür, daß er sich durch Filme wie Planet of the Vampires (dt: Planet der Vampire) und The Monster from Green Hell durchgebissen hat. Meine eigene »Entdeckung«, wenn Sie
nichts gegen den Ausdruck einzuwenden haben, ist ein klei
* Zusammensetzung aus »Fan« und »Magazine«. (Anm.d.Übers.)
ner Film mit dem Titel Tourist Trap, in dem Chuck Connors
die Hauptrolle spielt. Connors selbst ist nicht besonders gut
in dem Film - er gibt sich redliche Mühe, aber er ist eine Fehlbesetzung. Dennoch hat der Film eine unheimliche, pakkende Macht. In einem bankrotten, abgelegenen Touristenort erwachen Wachsfiguren zum Leben; es gibt einige atmosphärische, wirkungsvolle Aufnahmen von den leeren Augen
und greifenden Händen der Puppen, und die Spezialeffekte
sind gut. Als Film über die unheilvolle Macht, die leblose
Puppen, Schaufensterpuppen und menschliche Nachbildungen manchmal über uns haben können, ist es ein wirkungsvollerer Film als der schlechte und teure Film nach William
Goldmans Bestseller Magie. *
Aber um wieder auf I Married a Monster from Outer Space zurückzukommen: So schlecht er ist, der Film enthält eine absolut grauenerregende Szene. Ich will nicht sagen, daß sie allein den Eintrittspreis rechtfertigt, aber sie wirkt …, Junge,
und wie sie wirkt. Tryon hat seine Freundin (GloriaTalbot) geheiratet, sie sind in den Flitterwochen. Während sie sic h auf
dem Bett ausgestreckt hat, in das obligatorische weiße Gazenachthemd gekleidet, und auf die Erfüllung all der schwitzigen Rangeleien am Strand wartet, geht Tryon, der immer
noch ein gutaussehender Mann ist und vor zwanzig Jahren
sogar noch besser aussah, auf den Balkon ihres Hotelzimmers hinaus, um eine Zigarette zu rauchen. Ein Gewitter
braut sich zusammen, und ein greller Blitzstrahl macht das
Gesicht einen Augenblick transparent. Darunter sehen wir
* In seiner endlosen Suche nach Sendungen fü r die »beste Sendezeit«
macht Home Box Office viele dieser kleinen Filme neuerdings in einer
Verbreitung lieferbar, wie es der löchrige Verleih New World Pictures
etwa nie konnte. Natürlich besteht bei HBO kein Mangel an Dreck,
wie jeder Zuschauer Ihnen versichern kann; dennoch kommt ab und
zu etwas Lohnendes im Kabelfernsehen, das ansonsten voll von schimmeligen Kinoheulern wie Guyana: Cult of theDamned und Moment by
Moment ist. Im Verlauf des vergangenen Jahres brachte HBO Cronenbergs The Brood und einen interessanten AIP-Film mit demTitel The
Evictors (mit Vic Morrow und Michael Parks), der in Amerika überhaupt nie in den Kinos zu sehen war …, und Tourist Trap.
das gräßliche Gesicht des Außerirdischen - runzlig und knotig und voller Warzen. Das reißt einen wirklich vom Sitz, und
während des Ausblendens haben wir noch Zeit, über die anschließende Erfüllung nachzudenken … und zu schlucken.
Wenn Filme wie Tourist Trap und Rituals die Goldklümpchen sind, die manchmal von den Fans gefunden werden,
wenn sie dem B-Film treu bleiben (und keiner ist optimistischer als der hartgesottene Fan), dann sind Augenblicke wie
dieser das Äquivalent von Goldstaub, der manchmal von unverzagten Schürfern gefunden wird. Oder um einen anderen
Vergleich zu wählen, es gibt da die wunderbare Sherlock-Holmes-Geschichte »The Adventure of the Blue Carbuncle« (dt:
»Der blaue Karfunkel«), in dem die Weihnachtsgans das kostbare Juwel freigibt, das in ihren Eingeweiden versteckt worden ist, als man ihr den Bauch aufschlitzt. Man erduldet jede
Menge Ramsch, und manchmal - nur manchmal - findet man
diese frisson, die es wenigstens teilweise lohnend macht.
Diese frisson fehlt in Plan 9from Outer Space leider, dem
ich widerwillig die
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