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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ungeahnten Unterwelt ist
großartig. Am meisten jedoch spüren wir Wut und Zorn - wir
spüren persönliches Engagement, wie in allen guten Geschichten Ellisons, und wir haben das Gefühl, daß Ellison
hier nicht so sehr eine Geschichte erzählt, sondern sie wütend
aus ihrem Versteck hervorzerrt. Es ist das Gefühl, als würden
wir mit dünnen Schuhen über Glassplitter gehen oder an der
Seite eines Verrückten über ein Minenfeld laufen. Diese Gefühle werden von dem Empfinden begleitet, daß Ellison zu
uns predigt …, nicht auf eine scheinheilige, moralisierende
Weise, sondern mit einer lauten, donnernden Stimme, angesichts derer wir vielleicht an Jonathan Edwards’ »Sinners in
the Hand of an Angry God« denken müssen. Seine besten
Stories sind so stark, daß sie eine Moral und ein Thema enthalten, und das Überraschendste und Bewundernswerteste
ist, daß er mit seinem Moralisieren davonkommt; wir sind der
Meinung, daß er selten sein Erstgeburtsrecht für einen Topf
Botschaft verkauft. Es sollte nicht so sein, doch in seinem
Zorn kann Ellison alles tragen, nicht im Gehen, sondern im
Sprinten.
    In »Hitler Painted Roses« haben wir Margaret Thrushwood, mit deren Leiden verglichen Hiob wie ein schlimmer
Fall von Bänderzerrung aussieht. In dieser Fantasy geht Ellison davon aus - so wie Stanley Elkin das in The Living End tut -, daß die Wirklichkeit, die wir im Leben nach demTod erfahren, von Politik abhängt: namentlich davon, was die
Leute von uns halten. Darüber hinaus postuliert sie einen
Gott (hier einen vielzähligen Gott, der immer als »sie« bezeichnet wird), ein aufsein Image bedachter Poseur, der sich
eigentlich gar nicht für Recht oder Unrecht interessiert.
    Margarets Liebhaber, ein Mr.-Milquetoast-Tierarzt namens Doc Thomas, ermordet 1935 die ganze Familie Ramsdell, als er herausfindet, daß der scheinheilige Ramsdell
(»Ich dulde keine Huren in meinem Haus«, sagt Ramsdell,
als er Margaret mit Doc in der Falle erwischt) sich selbst ab
und zu bei Margaret bedient hat; Ramsdells Definition einer
»Hure« fängt offensichtlich da an, wo Margarets Sexpartner
nicht mehr er selbst ist.
    Nur Margaret überlebt Docs Berserkerwut, und als sie le bend von der Stadtbevölkerung entdeckt wird, wird sie sofort
für schuldig befunden, nackt zum Brunnen der Ramsdells getragen und hineingeworfen. Margaret wird für das Verbrechen, das sie angeblich begangen hat, in die Hölle geschickt,
während Doc Thomas, der sechsundzwanzig Jahre später
friedlich im Bett stirbt, in den Himmel kommt. Ellisons Vision vom Himmel ähnelt auch der von Stanley Elkin in The
Living End. »Das Paradies«, sagt Elkin uns, »gleicht einem
kleinen Themen-Park.« Ellison sieht ihn als einen Ort, wo bescheidene Schönheit gerade so bescheidenen Vulgärität ausgleicht. Und es gibt noch andere Ähnlichkeiten: In beiden
Fällen werden gute - nee, heilige! Menschen aufgrund klerikaler Fehler in die Hölle geschickt, und in dieser verzweifelten Sicht des modernen Daseins sind selbst die Götter existentialistisch. Der einzige Schrecken, der uns erspart wird,
ist eine Vision des Allmächtigen in Adidas-Schuhen, mit
einem Tennisschläger über den Schultern und einem goldenen Kokslöffel um den Hals. Aber zweifellos kommt das alles
nächstes Jahr.
    Bevor wir den Vergleich seinlassen, möchte ich noch darauf
hinweisen, daß Elkins Roman oft und weitgehend positiv besprochen wurde, wogegen Ellisons Story, die ursprünglich in Penthouse veröffentlicht wurde (einer Zeitschrift, die von
denen, die literarische Brillanz suchen, wohl kaum regelmäßig gekauft werden dürfte), beinahe unbekannt ist. Tatsächlich ist Strange Wine selbst fast unbekannt. Die meisten Kritiker ignorieren die Fantasy, weil sie nicht wissen, was sie damit
anfangen sollen, es sei denn, es handelt sich durch und durch
um eine Allegorie. »Ich bespreche keine Fantasy«, hat einmal
ein Kritiker keines geringeren Organs als des New York Times
Book Review zu mir gesagt. »Ich habe kein Interesse an den
Halluzinationen von Wahnsinnigen.« Es ist immer gut, Kontakt mit einem so offenen Geist zu haben. Das bildet.
    MargaretTrushwood entkommt durch einen Schwindel aus
der Hölle, und in seiner heroisch übertriebenen Schilderung
der Augurien, welche diesem übernatürlichen Rülpser vorangehen, schreibt Ellison auf amüsante Weise den ersten Akt
von Julius Cäsar um. Humor und Horror sind wie Chang und
Eng, die siamesischen Zwillinge, der Literatur, und Ellison
weiß das. Wir lachen

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