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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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DEM MUTANTEN AUSSCHAU ! Wenn wir uns über Monstrosität unterhalten, dann drücken wir unseren Glauben an die
Norm aus und halten nach dem Mutanten Ausschau. Der Verfasser von Horror-Literatur ist nichts anderes als der Vertreter des Status quo.
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    Nachdem wir das alles festgestellt haben, wollen wir wieder
zu den Filmen von American International aus den fünfziger
Jahren zurückkehren. Später wollen wir uns über den allegorischen Charakter dieser Filme unterhalten (Sie da in der letzten Reihe, hören Sie auf zu lachen oder verlassen Sie den
Saal), aber vorerst bleiben wir beim Begriff der Monstrosität, und wenn wir dasThema Allegorie überhaupt streifen,
dann streifen wir es nur leicht, indem wir einiges dazu sagen,
was Filme nicht waren.
    Wenngleich sie etwa zur gleichen Zeit kamen, durchbrach
der Rock’n’Roll die Rassenschranke, und wenngleich sie dieselben Halbwüchsigen ansprachen, ist es interessant festzustellen, welche Dinge vollkommen fehlen …, wenigstens,
was »echte« Monstrosität anbelangt.
    Wir haben bereits festgestellt, daß AIP und die anderen unabhängigen Filmgesellschaften, die AIP nachzuahmen begannen, der Filmindustrie den in den flauen fünfziger Jahre
dringend notwendig gewordenen Schuß in den Arm gaben.
Sie gaben Millionen jugendlicher Zuschauer etwas, das sie
daheim im Fernsehen nicht bekommen konnten, und sie
gaben ihnen einen Platz, wo sie hingehen und in relativem
Komfort einen draufmachen konnten. Und es waren die »indies« - die Unabhängigen -, wie Variety sie nannte, die einer
ganzen Generation von Kriegsbabies einen unstillbaren Hunger nach Filmen gaben und die möglicherweise den Weg für
den Erfolg von so unterschiedlichen Filmen wie Easy Rider,
Jaws, Rocky, The Godfather (dt: Der Pate} und The Exorcist ebneten.
    Aber wo sind die Monster?
Oh, wir haben getürkte im Dutzend: Untertassenpiloten,
Riesenegel, Werwölfe, Maulwurfsmenschen (in einem Film
der Universal) und viele weitere. Was AIP nicht zeigten, als
sie diese interessanten neuen Gewässer erprobten, war alles,
das nach echtem Horror roch …, wenigstens so, wie diese
Kriegsbabies den Ausdruck emotional verstanden. Das ist
eine bedeutende Qualifikation, und ich hoffe, Sie kommen
mit mir gemeinsam zu dem Schluß, daß sie ihren Kursivdruck
verdient hat.
Es waren - wir waren - Kinder, die die psychische Bela stung kannten, die mit der Bombe kam, die aber niemals
einen leiblichen Mangel oder Entbehrung kennengelernt hatten. Keines der Kinder, die sich diese Filme ansahen, litt
Hunger oder starb wegen innerer Parasiten. Einige hatten
Väter oder Onkel im Krieg verloren. Nicht viele.
Und in den Filmen selbst gab es keine dicken Kinder;
Kinder, die sich in der Nase bohrten und den Finger dann
den Sonnenblenden ihrer Mützen abwischten; keine Kinder
mit sexuellen Problemen; keine Kinder mit irgendwelchen
sichtbaren Gebrechen (nicht einmal so winzige wie schwaches Sehvermögen, das mit einer Brille korrigiert werden
mußte; alle Kinder in den Horror- und Strand-Filmen von;
AIP hatten ein Sehvermögen von 20/20). Es konnte ein reizend verrückter Teenager vorkommen - die Art, die häufig
von Nick Adams dargestellt wurde -, ein Junge, der etwas
kleiner war oder herausfordernde, aufmüpfige Dinge tat
etwa die Baseballmütze mit dem Schild nach hinten zu tragen
(und der dannWeirdo oder Scooter oder Crazy hieß), aber
das war auch schon das Äußerste.
Ort der Handlung war in den meisten Filmen eine amerikanische Kleinstadt, ein Schauplatz, mit dem sich das Publikum 1 am besten identifizieren konnte …, aber Unsere Kleine Stadt
sah immerzu auf beklemmende Weise aus, als wäre am
Tag zuvor ein Rassenhygienekommando vorbeigekommen,
bevor die Dreharbeiten begannen, und hätte alle mit einer
Hasenscharte, einem Muttermal, einem Hinken oder einem
Bauch - kurz gesagt alle, die nicht wie Frankie Avalen, Annette Funicello, Robert Young oder JaneWyatt aussahenentfernt. Elisha Cook jr., der in vielen dieser Filme auftrat,
sah natürlich ein wenig unheimlich aus, aber der wurde auch
meistens schon in der ersten Spule getötet, daher zählt er eigentlich nicht.
Wenngleich Rock’n’Roll und die neuen Jugendfilme (alles
von I Was a Teenage Werewolf[ [dt: Der Tod hat schwarze Krallen] bis zu Rebel WithoutA Cause [dt: Denn sie wissen nicht
was sie tun]) über eine ältere Generation hereinbrachen, die
gerade anfing, sich genügend zu entspannen, »ihren Krieg« in
einen Mythos zu verwandeln, und zwar mit der unvermittelten Überraschung

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