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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die nach The Search for Bridey Murphy folgte und
auch die UFO-Hysterie der fünfziger, sechziger und siebziger
Jahre einschließt, Raymond Moodys Life after Life und ein
lebhaftes Interesse an so speziellen Begabungen wie Telepathie, Präkognition und den verschiedenen exotischen Sprüchen von Castanedas Don Juan. Einfachheit mag nicht
immer künstlerisch sinnvoll sein, aber sie hat häufig die
größte Wirkung bei Menschen, die selbst wenig Phantasie
haben oder bei denen die Gabe der Phantasie wenig Übung
hat. Amityville Horror ist eine grundsätzliche Spukhausgeschichte, und Spukhäuser sind etwas, worüber selbst der
Phantasieloseste sicher einmal nachgedacht hat, und sei es
nur als Kind an einem Lagerfeuer.
    Bevor ich zum zweiten Punkt übergehe (und ich verspreche Ihnen, ich werde Sie nicht mehr allzu lange mit Amityville
Horror aufhalten), wollen wir einen Auszug aus einer Besprechung des 1974 entstandenen Horror-Films Phase IV ansehen. Phase IV war ein bescheidener Paramount-Film mit
Nigel Davenport und Michael Murphy. Er handelte von
Ameisen, die die Weltherrschaft übernehmen, nachdem ein
Aufflackern der Sonnenstrahlung sie intelligent gemacht hat
- ein Einfall, der möglicherweise von dem Kurzroman Brain
Wave (dt: Die Macht des Geistes bzw. Der Nebel weicht) des
Science-Fiction-Schriftstellers Poul Anderson beeinflußt und
dann mit dem Film Them! von 1954 gekreuzt wurde. Them! und Phase IV haben denselben Wüstenschauplatz, wenngleich Them! seinen spektakulären Höhepunkt in den Abwasserkanälen von Los Angeles hat. Man sollte hinzufügen, daß
die beiden Filme trotz des gemeinsamen Schaupla tzes Millionen Meilen voneinander entfernt sind, was Ton und Stimmung anbelangt. Die Besprechung von Phase IV, die ich zitieren möchte, wurde von Paul Roen geschrieben und in Castle
of Frankenstein Nr. 24 veröffentlicht.
    Es ist erfreulich zu hören, daß Saul Bass, der phantasie volle Künstler, der die Vorspanne der drei besten Thriller
von Hitchcock entworfen hat, nun selbst bei Thrillern
Regie führt. Seine erste Arbeit ist Phase IV, eine Mischung
aus Fünfziger-Jahre-SF und Siebziger-Jahre-Ökokatastrophe … Die Handlung wird nicht immer logisch und zusammenhängend entwickelt, aber Phase ist dennoch eine pakkende Übung in Sachen Spannung. Davenport ist eine Augenweide, seine kühle Überheblichkeit zerbröckelt nach
und nach, während sein überheblicher britischer Akzent
die ganze Zeit bestehen bleibt. (…) Bass’ optische Effekte
sind von der Qualität, die man erwarten darf, wenngleich
häufig leuchtend gefärbt; Bernstein und Grün beherrschen
[sie] die Produktion.
    Das ist eine der einsichtigen Besprechungen, die man von Castle of Frankenstein erwartete, der besten der »MonsterZeitschriften«, die leider viel zu früh wieder eingestellt
wurde. Worauf die Besprechung hinausläuft ist natürlich, daß
wir es hier mit einem Horror-Film zu tun haben, der in direktem Kontrast zu Amityville Horror steht. Bass’ Ameisen sind
nicht einmal groß. Es sind nur kleine Mistviecher, die sich
entschieden haben, alle zusammenzuarbeiten. Der Film war
kein großer Erfolg an der Kinokasse, und ich habe ihn erst
1976 in einem Autokino gesehen, wo er als erster Film einer
Doppelvorstellung mit einem anderen zusammen gezeigt
wurde, der viel, viel schlechter war.
    Wenn Sie ein echter Horror-Fan sind, dann werden Sie denselben Feinsinn entwickeln, den auch ein Freund des Balletts
entwickelt; Sie bekommen ein Gespür für Tiefe und Beschaffenheit des Genres. Ihr Ohr entwickelt sich mit dem Auge,
und der Ton der Qualität wird einem geübten Ohr immer auffallen. Man hat feines Waterford-Kristall, das klingt, wenn
man ihn anschlägt, wie dick und klobig es auch aussehen
mag; und dann haben wir Marmeladengläser von Flintstone.
Sie können Ihren Dom Perignon aus beiden trinken, aber,
Freunde, der Unterschied ist gewaltig.
    Wie dem auch sei, Phase IV war kein finanzieller Erfolg,
weil für das Publikum, das nicht zu den Fans gehört, dem es
schwerfällt, seinen Unglauben aufzuheben, ziemlich wenig
zu passieren scheint. Es gibt keine »großen Augenblicke«,
wie etwa wenn Linda Blair in The Exorcist Erbensuppe auf
Max von Sydow kotzt … oder James Brolin in Amityville Horror davon träumt, daß er seine Familie mit der Axt niedermetzelt. Aber Roen deutet an, daß jemand, der das echte Waterford des Genres liebt (und davon gibt es bei weitem nicht
genug …, aber in keinem Genre gibt es genügend wirklich
Gutes, oder?),

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