Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Mundwinkel zuckten nach unten. „Eins noch, Danny: Bring nie wieder dieses Ding mit hierher.“
Meine Ringe sprühten grüne Funken. Es war ein schwacher Trost, dass Gabe kapierte, wie viel gefährlicher als ich dieser Dämon war. Aber ich hatte gedacht, sie würde ein bisschen mehr Verständnis zeigen, schließlich wusste sie, wie es war, wenn die Leute auf der Straße mit dem Finger auf einen zeigten und einen verspotteten.
Allerdings war ein Dämon wirklich was ganz anderes. „Er ist kein Ding“, erwiderte ich spitz. Japhrimel sah mich schräg von der Seite an. „Er ist ein Dämon. Aber keine Angst, es kommt nicht wieder vor.“
12
Ich musste irgendwie meine Zappeligkeit loswerden und nachdenken, und denken kann ich am besten, wenn ich mich bewege. Ich bezweifelte, dass der Dämon mit einem Slicboard umgehen konnte, also gingen wir zu Fuß, der Dämon immer ein Stück hinter mir. Die Finger hatte ich so fest um die Scheide gekrallt, dass sie schon wehtaten.
Stanniolpapier fetzen, weggeworfene Pappbecher, Zigarettenstummel, die Abfalle städtischen Lebens. Ich trat nach einer Sodaflo-Dose, die scheppernd über den Bürgersteig rollte. Kleine Quarz-Kiesel, zerbrochenes Glas, eine halb verrottete Cereon-Schachtel, eine Taube, die im Rinnstein herumpickte und flügelschlagend davonstob.
Zwei Blocks. Drei.
„Das lief gut“, sagte Jaf schließlich.
Ich wandte den Blick von meinen Stiefeln ab und sah zu ihm hoch. „Findest du?“ Ich schob mir die Tasche auf die Hüfte. „Gabe und ich kennen uns auch schon sehr lange.“
„Gabe?“, fragte er leicht verwundert. „Und du bist … Danny -von Dante.“
„Mein Sozialarbeiter war klassischer Humanist.“ Ich strich über den Griff meines Schwerts. „Ich wurde positiv auf psionische Fähigkeiten getestet und dem Psi-Programm der Hegemonie zugeteilt. Ich hatte Glück.“
„Glück?“
„Meine Eltern hätten mich als Zwangsarbeiterin verkaufen können, vermutlich in eine Kolonie, anstatt mich ins Krankenhaus zu bringen, wodurch ich automatisch ins Erziehungsprogramm aufgenommen wurde.“ Obwohl eine Kolonie angenehmer gewesen wäre als Rigger Hall. Für einen kurzen Moment überfiel mich die Erinnerung, wie man mich in einen Käfig gesperrt und ich mit heftigen Anfällen von Leere und Wahnsinn zu kämpfen hatte; oder daran, wie die Peitsche feurige Striemen über meinen Rücken zog – bei dem Gedanken stockte mir auch heute noch der Atem. Rigger Hall war die Hölle gewesen – eine echte, menschliche Hölle, ohne irgendwelche Dämonen, denen man die Schuld hätte in die Schuhe schieben können. „Oder sie hätten mich als billige Arbeitskraft verkaufen können, und ich hätte schuften müssen, bis mein Verstand und meine Begabung den Geist aufgegeben hätten. Oder mich zu Zuchtzwecken verkaufen, wo ich dann für die Kolonien ein Psi-positives Baby nach dem anderen hätte produzieren dürfen. Wer weiß.“
„Oh.“
Ich sah wieder hoch. Seine Augen blitzten. Hatte er sie auf mich gerichtet gehabt? Sein knochiges Gesicht war fast schon hässlich, und das Licht der Straßenlaterne zeichnete dunkle Ringe unter seine Augen und Wangenknochen. Seine Aura war seltsam gedämpft, ihre diamantene Schwärze dicht an ihn gepresst.
Wie Flügel.
Ich hatte wirklich Glück gehabt. Ich wusste nicht, wer meine Eltern waren, aber sie hatten mir ein letztes Geschenk gemacht, als sie mich im Krankenhaus abgegeben und die Dokumente unterzeichnet hatten, die mich der Hegemonie auslieferten. Auch wenn das Parapsychogesetz längst in Kraft war und Psis freie Bürger waren, passierte noch genügend Schlimmes. Psis wurden immer noch in die Sklaverei verkauft, vor allem, wenn sie nur über wenig Begabung oder rezessive Gene verfügten. Und ganz besonders, wenn sie im Hinterzimmer irgendeiner Arztpraxis oder in den verborgenen Winkeln des Rotlichtmilieus und der Slums zur Welt kamen.
Jafs schwarzer Mantel machte bei jedem Schritt ein leises Geräusch. Er hatte die Angewohnheit, beim Gehen die Hände hinter dem Rücken zu falten, was ihm einen langsamen, gemessenen Gang verlieh.
„Was machst du eigentlich so?“, fragte ich. „In der Hölle, meine ich, was für einen Job hast du da?“
Eben hatte ich sein Gesicht noch hässlich gefunden, aber jetzt nahm es einen brutalen Ausdruck an. Es wirkte wie versteinert. Die Mundwinkel hatte er tief nach unten gezogen. Seine Augen waren auf einmal deutlich dunkler und glitzerten mordlüstern. Das Herz rutschte mir in die
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