Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Hose.
„Ich bin der Auftragsmörder“, sagte er schließlich. „Ich bin die rechte Hand des Fürsten.“
„Du erledigst die Drecksarbeit für den Teufel?“
„Könntest du ihn bitte anders nennen? Du bist außerordentlich unhöflich, selbst für einen Menschen. Dämonen haben mit eurer menschlichen Vorstellung vom Bösen nichts zu tun.“
„Und du bist ein außerordentliches Arschloch, sogar für einen Dämon“, fauchte ich zurück. „Mehr als die menschliche Vorstellung vom Bösen habe ich nun mal nicht. Wieso also hängt so eine erlauchte Persönlichkeit wie du mit einer wie mir rum?“
„Wenn ich es schaffe, dich am Leben zu erhalten, bis du das Ei zurückgeholt hast, bin ich frei“, antwortete er unwirsch.
„Soll das heißen, du bist jetzt nicht frei?“
„Natürlich nicht.“ Er hob den Kopf, als würde er auf etwas lauschen. Kurz darauf hörte ich in der Ferne Sirenen. Ein stechender Schmerz durchfuhr meine linke Schulter. „Wohin gehen wir jetzt?“, fragte er.
„Zu Dacon. Er ist ein Magi, er wird dich lieben.“ Meine Kiefer schmerzten, und meine Augen fühlten sich heiß und geschwollen an. „Danach werde ich versuchen, ein bisschen zu schlafen. Anschließend statte ich der Spinne einen Besuch ab. Bis dahin dürfte Gabe alles besorgt haben, und ich kann loslegen.“
„Du wirst vermutlich so bald wie möglich versuchen, mir zu entwischen.“
„Heute Nacht nicht. Ich bin einfach zu müde.“
„Aber später? Ich möchte nicht wegen deines unbedeutenden menschlichen Stolzes die Chance vertun, meine Freiheit zu erlangen.“
„Bei dir klingt ‚menschlich’ wie ein Schimpfwort.“ Ich steckte meine freie Hand in die Jackentasche. Meine Ringe hatten eine dunkle Farbe angenommen und aufgehört zu glitzern und zu sprühen. Hier draußen, in der Flut städtischer Psinergie und den damit einhergehenden Störungen war die Atmosphäre nicht so stark aufgeladen, dass sie hätten reagieren können, und so beschränkte sich ihre Aktivität auf ein wachsames Glänzen.
„Genau wie bei dir ‚Dämon“, fauchte er zurück. Schaute er jetzt etwa missmutig? Ich hatte noch nie einen missmutig blickenden Dämon gesehen und starrte ihn fasziniert an.
Diesen Kampf kann ich nicht gewinnen, wurde mir plötzlich klar, und schnell senkte ich den Blick wieder zu Boden. „Du hast mich ja auch mit der Waffe bedroht.“ Das war sogar in meinen Augen eine lahme Ausrede.
„Stimmt, das habe ich. Ich dachte, du bewachst den Eingang. Wer kann schon ahnen, wen der beste Nekromant seiner Generation zum Schutz an seiner Haustür postiert? Ich hatte nur den Auftrag, dich zu holen und dafür zu sorgen, dass dir nichts passiert. Mehr wusste ich nicht, nicht einmal, dass du eine Frau bist.“
Ich blieb stehen und musterte ihn. Er blieb ebenfalls stehen und drehte sich zu mir um.
Ich zog die Hand aus der Tasche und hielt sie ihm hin. „Lass uns noch mal von vorn anfangen. Hi, ich bin Danny Valentine.“
Er zögerte so lange, dass ich meine Hand beinahe schon zurückgezogen hätte, aber dann ergriff er sie doch, und seine Finger schlossen sich um meine. „Ich bin Japhrimel“, sagte er ernst.
Ich schüttelte ihm die Hand und musste etwas ziehen, um meine wieder freizubekommen. „Nett, dich kennenzulernen.“
Das stimmte zwar nicht – mir wäre lieber gewesen, ich hätte ihn nie zu Gesicht bekommen –, aber manchmal ist ein bisschen Höflichkeit durchaus hilfreich.
„Ganz meinerseits. Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen, Danny“
Vielleicht log er ja ebenfalls, aber ich war schon froh, dass er sich überhaupt die Mühe machte. „Danke“, sagte ich und stiefelte wieder los. „Dann bist du also Luzifers rechte Hand?“
Er nickte. Sein Gesicht hatte wieder den üblichen schroffen Ausdruck angenommen. „Seit ich ausgebrütet wurde.“
„Ausgebrütet …“ Ich beschloss, dass ich es so genau auch wieder nicht wissen wollte. „Ist ja auch egal. Du brauchst es mir nicht zu erzählen, ich will’s gar nicht wissen.“
„Sehr weise. Manche Menschen belästigen uns ohne Unterlass.“
„Ich dachte, euch gefällt das. Also, jedenfalls Dämonen im Allgemeinen.“
Er zuckte mit den Schultern. „Einige von uns haben vom Fürsten Ausgangserlaubnis, um den Anrufungen der Magi folgen zu können. Ich hatte nie viel Kontakt mit Menschen.“
„Ich auch nicht“, entgegnete ich, und damit schien das Gespräch erst einmal beendet zu sein. Mir war das durchaus recht, denn ich musste mir jetzt über ein paar
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