Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
nicht“, antwortete er ziemlich ruhig. „Du betrittst ohne Schutz den Laden einer S’darok, du umwirbst den Tod, ohne einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden, und machst mir Vorwürfe, obwohl du diejenige bist, die sich so närrisch aufführt.“
„Ich mache dir Vorwürfe? Was redest du da eigentlich für einen Stuss? Wenn du dich nicht so psychotisch aufgeführt hättest, wüsste ich jetzt zweimal so viel. Aber nein, du musstest ja den großen Dämon raushängen lassen und dich aufspielen, als wüsstest du alles. Du bist so arrogant, du weißt nicht mal …“
„Das ist Zeit Verschwendung“, fiel er mir ins Wort. „Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert, Dante, und wenn du dich noch so aufregst. Ab jetzt werde ich solche Dummheiten nicht mehr erlauben.“
„Erlauben? Was heißt hier ‚erlauben? Was in Dreiteufelsnamen ist eigentlich mit dir los?“ Erst als die Straßenlaterne vor uns barst und ihre Birne sich in kleinen Glassplittern auf dem Boden verteilte, wurde mir bewusst, dass ich viel zu aufgewühlt war.
Ich muss mich unbedingt beruhigen, dachte ich. Nur blöd, dass das wohl nicht so bald passieren wird.
Er gab keine Antwort, starrte mich nur mit seinen lasergrünen Augen an. Die Muskeln in seinen Wangen zuckten. Der kalte Wind wurde allmählich wärmer, und in der Luft knisterten elektrische Störungen.
Nekromanten und Zeremoniale gewöhnen sich mit der Zeit meist an, flüsternd zu reden. Wir leben davon, der Welt unseren Willen aufzuzwingen, indem wir Worte mit Psinergie aufladen. Ein Nekromant, der wütend herumschreit, kann eine Menge Unheil anrichten. Ein Grundsatz in der Magi-Ausbildung lautet: Das Wort eines Magi wird Wirklichkeit. Und für ausgebildete Nekromanten, die zwischen dieser und der nächsten Welt hin-und herwandern, ist Disziplin unabdingbar.
Ich atmete tief ein, schmeckte Ozon. Meine Schutzschilde glänzten dunkelblau und drückten damit aus, was ich fühlte: Gereiztheit, Verärgerung und nackte Wut. „Na gut.“ Ich bemühte mich, möglichst normal zu sprechen. „Pass auf, ich glaube, wir könnten durchaus Fortschritte machen, wenn du mir einfach sagst, was mit dir los ist. Einverstanden? So machst du doch alles nur viel schwieriger, als es sein müsste.“
Seine Kiefer mahlten. Wenn er so weitermacht, beißt er seine Zähne noch zu Stummeln runter, dachte ich und konnte gerade noch ein nervöses Kichern unterdrücken.
Ich rieb mir über den Arm. Er tat weh, und meine linke Schulter ebenfalls. Der brennend bohrende Schmerz erinnerte mich daran, wie schnell mein Leben innerhalb weniger Stunden den Bach runtergegangen war. Sogar für meine Verhältnisse. „Ich wünschte, ich wäre dir nie über den Weg gelaufen“, sagte ich tonlos. „Das tut weh, du Arschloch.“ Ich war viel zu wütend, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob es klug war, einen Dämon, der einen zum Frühstück verspeisen konnte, ein Arschloch zu nennen.
Wieder streckte er die Hand nach meinem Arm aus. Ich zuckte zusammen, und er hielt auf halber Strecke inne und ließ die Hand schließlich sinken. Zum ersten Mal sah er wirklich bekümmert aus. Oder, als ob er zwischen Kummer und Wut hin- und herschwanken würde. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck – bisher allerdings nur von Jace.
Ich wollte nicht über Jace nachdenken.
Meine Hand zitterte, als ich meinen blauen Fleck massierte. „Pass auf“, sagte ich schließlich. „Ich rufe jetzt Gabe an und mache mit ihr aus, wann wir die Sachen abholen können. Dann packe ich und nehme den ersten Gleiter nach Rio. Ich habe keine Zeit, dir Dummbeutel beizubringen, wie man in meiner Welt einen gottverdammten Dämon fängt. Hör auf, meine Jagd zu torpedieren, ist das klar?“ Mein Smaragd spuckte einen einzelnen Funken in die Nacht, einen grünen Blitz, bei dem sich seine Pupillen zusammenzogen. „Ich finde Santino und töte ihn. Das ist mein Rachefeldzug. Sobald ich ihm bei lebendigem Leib das Herz rausgerissen habe, kannst du dein blödes Ei haben, zu deinem bescheuerten Fürsten zurückkehren und nie wieder bei mir aufkreuzen. Aber bis es so weit ist, hältst du dich aus meiner Jagd raus! Hast du das kapiert?“
Er starrte mich sekundenlang an. Die Muskeln in seinen Wangen zuckten immer noch heftig. „Wie du wünschst“, presste er schließlich heraus.
„Gut. Dann komm. Und halt ja deine gottverdammte Scheißklappe.“
18
Gabe und ich hatten uns in einem Nudel-Imbiss in der Pole Street verabredet. Ich war
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