Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
auch. Du kannst sie nicht decouragieren.“
Seit wann benutzt Eddie Wörter wie „decouragieren“?, fragte ich mich. Das ist doch verrückt. „Woher hast du denn das Wort ‚decouragieren, Eddie? Hast du dir ein Jeden-Tag-ein-neues-Wort-Holovidprogramm zugelegt? Jetzt komm schon, Gabe. Auf einer Jagd wie dieser will ich nicht auch noch auf Eddie aufpassen müssen.“
„Eddie hat selbst eine Lizenz als Kopfjäger, außerdem ist er für diesen Job bestens geeignet. Du greifst nach Strohhalmen, Danny. Wir kommen mit.“
Ergeben hob ich die Hände. „Oh, Sekhmet sa’es“, stöhnte ich.
„Wenns denn sein muss … Götter des Himmels und der Unterwelt, verdammt sei diese selbstmörderische Idee, und Anubis beschütze uns alle. Womit habe ich das verdient?“
„Du warst Doreens beste Freundin“, sagte Gabe. „Du hast sie aus dem …“
Ich zitterte, und alle Leichtfertigkeit und aller Ärger lösten sich in Luft auf. „Nicht“, unterbrach ich sie mit tonloser Stimme und senkte den Blick. „Red nicht davon. Als es drauf ankam, habe ich versagt, Gabe, genauso war es. Also hör auf, mir Honig ums Maul zu schmieren. Wäre ich stärker, klüger oder schneller gewesen, wäre Doreen vielleicht noch am Leben.“
Stille senkte sich über unsere Nische. Eddies Stäbchen, an denen einige Nudeln hingen, schienen auf halbem Weg zum Mund in der Luft erstarrt zu sein. Dampf stieg auf. Der Geruch von frittiertem Essen, Sojasauce, Fett und Staub vermischte sich mit dem Geruch des Dämons. Mir wurde übel.
Japhrimel sah mich an. Er streckte die Hand aus und berührte mit zwei Fingern mein Handgelenk.
Hitze durchflutete meinen Körper. Das Mal an meiner linken Schulter kribbelte. Durch meinen anderen Arm, an dem sich langsam ein blauer Fleck bildete, schoss ein vernichtender Schmerz, um gleich wieder abzuebben. Der Dämon schwieg.
Ich leckte mir über die trockenen Lippen, zog mein Handgelenk weg und stieß dabei beinahe meine fast leere Suppenschüssel um. Ich konnte sie gerade noch zu fassen kriegen, dann packte ich meine Stäbchen und warf sie in das Plusglasgefäß.
„Ich fliege gleich morgen früh“, sagte ich und hob die Schüssel hoch.
„Wir haben schon Tickets, auch für dich“, antwortete Gabe. „Sie sind für jeden beliebigen Flug gültig. Außerdem bringen wir Munition mit. Für irgendwas muss es ja gut sein, wenn man Bulle ist.“
„Hoffen wir’s“, murmelte Eddie undeutlich und kaute auf seinen Nudeln herum. Ich hielt die Stäbchen mit dem Daumen zur Seite und trank die restliche Rinderbrühe. Der Dämon starrte mich immer noch an.
Ich beachtete ihn nicht.
„Geh jetzt nach Hause und schlaf noch ein bisschen“, sagte Gabe. „Um zehn geht ein Gleiter nach Rio.“
„Entzückend“, murmelte ich und piekste den Dämon mit dem Knauf meines Schwerts in die Schulter. „Na gut. Morgen früh um halb neun bei mir. Alles klar?“ Ich schnappte mir das unförmige Päckchen und schob mich aus der Nische. Der Dämon, der mit einer eleganten Bewegung aufgestanden und zur Seite getreten war, reichte mir die Hand, um mir hochzuhelfen. Ich übersah sie geflissentlich.
„Und komm ja nicht auf die Idee, irgendwelche Tricks zu versuchen, Kleine“, sagte Gabe über Eddie hinweg, der völlig unbeteiligt tat und das Gesicht in seiner Schüssel vergraben hatte. „Es ist heutzutage nicht ganz einfach, Freunde zu finden. Ich will dich nicht verlieren, nur weil du dich allein auf ein Selbstmordkommando begibst.“
Erstaunlicherweise spürte ich plötzlich einen Kloß im Hals. „Du hast gewonnen, Gabe. Glaub’s mir.“
Ich wandte mich zur Tür.
„Ich freu mich darauf, mit dir zu arbeiten“, rief Eddie mir mit vollem Mund hinterher.
Aus den hellen Fenstern des Nudel-Imbisses fiel warmes, rotes Licht auf die verlassen daliegende, allmählich trocknende Straße. Der Dämon schwieg noch immer.
Mein Arm hatte aufgehört zu schmerzen.
Ich spürte, dass Japhrimel mich die ganze Zeit ansah. Kaum zu glauben, aber er achtete nicht mal darauf, wo er seine Füße hinsetzte, so beschäftigt war er damit, mich anzustarren.
„Was ist los?“, fragte ich schließlich, den Blick gesenkt. Ich trat nach einer Sodaflo-Dose, die mitten auf dem Bürgersteig lag. „Ich spüre doch, dass du was sagen willst, also spuck es aus.“
Wir hatten bereits etwa einen halben Block zurückgelegt, bevor er antwortete. „Du hast Schmerzen“, sagte er leise. „Ich habe deinen Arm verletzt. Es tut mir leid.“
„Wenn du Abra nicht
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