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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Schreibtisch raschelten Papiere, und die beiden leeren Brandyflaschen lagen zusammen mit ein wenig grauem, in Asche verwandeltem Zigarettenrauch im Papierkorb.
    „Du hast dort gewütet wie eine Irre“, sagte Gabe, die mit verschränkten Armen dastand. „Du hast Rigger Hall dem Erdboden gleichgemacht – dort steht kein Stein mehr auf dem anderen. Nicht mal die Leiche konnten wir finden. Wir haben nur deine Aussage, dass…“
    „Hat es noch weitere Morde gegeben? Nein? Na also.“
    Sie seufzte. „Ich glaube dir ja, Danny. Es ist nur… ach verdammt. Warst du dir sicher, dass es sich um ein Schmarotzer- Ka handelte?“
    Ich zuckte mit den Schultern und starrte auf ihren Schreibtisch hinunter. Was sollte ich ihr sagen? Mir war nun mal die Aufgabe zuteil geworden, den Kreis zu schließen. War ich die Einzige gewesen, die stark genug dafür war, oder hatte der Zufall mich ausgewählt?
    Spielte das irgendeine Rolle? Es war vorbei. Es war erledigt. Christabels Stimme wisperte nicht mehr in meinem Kopf. Wo auch immer sie jetzt sein mochte – ich hoffte, sie konnte endlich Frieden finden.
    Im Hintergrund klingelten Telefone, jemand gab mit lauter Stimme die Pointe eines Witzes zum Besten und wurde mit schallendem Gelächter belohnt. Der Geruch von Menschen drang mir in die Nase, und mein eigener Duft stieg auf, um ihn zurückzudrängen.
    Inzwischen wusste ich, wie man das machte.
    „Es tut mir leid, Gabe. Er war… es war…“ Mein Schwert, das quer über meinen Knien lag, gab einen leisen Ton von sich. Ich schob mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Jede weitere Person wäre für mich nur eine Belastung gewesen, keine Hilfe, das weißt du genau. Wenn ihr da reingegangen wärt, hätte er ich weiß nicht wie viele Bullen umgebracht.“ Ich schluckte. „Keller muss als Schmarotzer geboren worden sein. Damals fing er gerade an, das auszuleben. Dass er sich einen Teil von Mirovitch einverleibte, hat diese Neigung verstärkt, nur dass das Ka zu dem Zeitpunkt schon in ihm geschlummert hat. Vielleicht hat er gedacht, er wäre sicher. Zehn Jahre lang hat er in dem Glauben gelebt, Mirovitch sei tot. Er hat sich so weit weg wie möglich von Saint City und Rigger Hall aufgehalten. Sein Onkel hat sogar im Rahmen eines Diplomatenvertrags in Putchkin eine Arbeit angenommen – vermutlich, um Keller aus dem Land zu schaffen.“ Und keine Spur hinterlassen, weil die persönlichen Daten aller, die mit einem Diplomatenvisum ausreisen, als Verschlusssache gelten.
    „Und dann ist plötzlich Mirovitch wieder da.“ Gabe schauderte. „Bei Hades.“
    Ich nickte. „Die Halsketten stellten eine ätherische Verbindung dar: hübsch, passiv und unauffällig. Mirovitch konnte seinen Lastesel geradewegs zu ihnen lenken. Er musste auch gar nicht erst ihre Schutzschilde aufbrechen – das taten sie von selbst, die Halsketten haben dafür gesorgt. Schuld waren genau die Glyphen, die Keller ihnen beigebracht hatte. Sie hatten geglaubt, die Ketten würden sie vor Mirovitchs Echo schützen, aber genau dieser Schutz hat sie dann umgebracht.“ Und dann hat Mirovitch in ihrem Hirn gewütet, um sich die Teile zurückzuholen, die sie ihm weggerissen hatten. Kein Wunder, dass keines der Opfer in der Lage war, mit uns zu sprechen – eine derartige psychische Vergewaltigung kurz vor dem Tod hallt noch sehr lange nach.
    Das hatte mich gerettet – die Tatsache, dass in meinem Kopf kein Anteil von Mirovitch steckte, ebenso wie meine Weigerung aufzugeben. Der simple Akt des Erinnerns.
    Das und Japhrimel.
    Bei dem Gedanken an die klauenartigen Madenfinger, die blind in meinem Kopf herumstocherten, überlief mich ein Schauder, der meine Haut ganz kalt werden ließ. Das Mal an meiner Schulter flammte kurz auf und wärmte mich. Ich drückte das Kreuz durch und sah auf die lackierte Schwertscheide hinunter. Mein Spiegelbild starrte mich gespenstisch verzerrt aus dunklen Augen an.
    „Und wieso hat er den Onkel umgebracht?“ Gabe lehnte sich zurück und betrachtete mich. Ich sah hoch. An ihrer linken Schläfe war ihr Haar leicht ergraut, was mich nicht weiter überraschte.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    „Hier in Saint City war der Onkel eine Belastung. Wenn jemand anfing, ehemalige Rigger-Schüler zu jagen, wusste der Onkel vermutlich so viel, dass ein Ermittler zu dem richtigen Schluss gekommen wäre, jedenfalls, wenn er die richtigen Fragen gestellt hätte. Entweder das, oder der Onkel wäre selbst draufgekommen. Das werden wir nie erfahren. Deshalb

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