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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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waren auch die Sicherheitssysteme um Smith’ Haus nicht zerrissen – Keller musste sie nicht zerstören, um sich seinen Weg nach draußen zu bahnen.“
    Und ohne Christabels Hinweis hätte ich vielleicht nicht so schnell kapiert, um was es ging. Hatte sie mir über die Schulter geschaut? So genau wollte ich es lieber gar nicht wissen. Das konnte von mir aus gern in der Grauzone des Bloß-nicht-dran-denken bleiben.
    Stille machte sich zwischen uns breit, eine Stille, die vor lauter ungestellten Fragen angespannt summte – Fragen, die keine von uns stellen oder beantworten konnte. Sie fragte nicht, wohin ich drei Tage lang verschwunden war, nachdem Rigger Hall dem Erdboden gleichgemacht worden war, und vor allem fragte sie nicht, ob mit mir alles in Ordnung sei. Stattdessen blieb sie auf Distanz, führte mich mit spröder, brüchiger Professionalität durch die zwei Stunden meiner offiziellen Vernehmung und bewahrte diese Distanz auch jetzt, während unseres weniger formellen Austauschs. Fall abgeschlossen. Verbrechen aufgeklärt.
    Das war’s.
    „Danny.“ Gabe lehnte sich mit der Hüfte leicht gegen den Schreibtisch und sah mich ernst an. „Du bist so… anders. Ich… Schau, ich weiß, was Jace dir bedeutet hat. Wenn du reden möchtest, wenn du irgendwas brauchst…“
    Ich nickte. „Dann rufe ich dich an.“
    Ich sah die Krähenfüße in ihren Augenwinkeln, die feinen Fältchen, die sich immer weiter in ihr Gesicht vorarbeiteten. Gabe wurde allmählich zu alt für diesen Parapsycho-Mist. Sie war mit Haut und Haar Polizistin; wahrscheinlich würde sie bis zur Pensionierung durchhalten und sich danach auch noch bei einem Sicherheitsdienst verdingen. Aber sie war müde. Viel zu müde, trotz ihrer angeborenen Sturheit.
    Und ich? Ich würde nicht altern. Ich würde immer gleich aussehen. Und wenn Gabe starb, wer würde mir dann noch bleiben, der sich an all das erinnern konnte?
    Und wenn sie nicht mehr da war, um sich an mich zu erinnern, wäre ich dann nicht auch tot?
    „Gabe.“ Ich erhob mich. Mein rechtes Bein war immer noch nicht voll belastbar, trotz der fantastischen Selbstheilungskräfte meines Körpers. Ich suchte nach den richtigen Worten. „Weißt du, ich wollte nur… Pass auf dich auf, ja? Pass gut auf dich auf.“
    „Du klingst, als wärst du nicht auf dem Weg in den Urlaub, sondern zu deiner Exekution.“ Sie lachte sichtlich entspannt. Vermutlich würde bei diesem Fall eine Beförderung für sie herausspringen. Was sie schon bekommen hatte, war eine Goldmedaille und ein silberner Creditchip. Mit Hilfe des Creditchips hatte sie Zugang zu Nikolais Bürogebäude in der Innenstadt, falls sie jemals seine Hilfe brauchen sollte. Die Goldmedaille hatte sie als Belohnung für „außergewöhnlich gute Polizeiarbeit“ erhalten. Wenn man dann noch die fette Gehaltserhöhung mitrechnete, die sie gar nicht brauchte, und die Gunst des Primus von Saint City, dann stand sie wirklich so gut da, wie ich es ihr nur wünschen konnte. Ich konnte mich eine Zeit lang beruhigt zurückziehen, denn ich wusste, sie war in Sicherheit.
    Eine letzte Frage hatte ich noch. „Wie geht es Eddie?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „So weit ganz gut. Ich denke, er kann damit umgehen.“
    Ich nickte. Das klang gut. „Sag ihm… sag ihm, dass ich Mirovitch eigenhändig getötet habe. Er kommt nicht mehr zurück.“ Kurz fürchtete ich, mir würde sich der Magen umdrehen, weil Mirovitchs brüchige Stimme auf einmal in meinem Kopf zu flüstern schien. „Sag ihm, Dante gibt ihm ihr Wort, dass Mirovitch tot ist.“
    Jetzt war es an ihr zu nicken. Der Smaragd an ihrer Wange blitzte auf. „Danny.“ Ihre Stimme war sanft, als hätte sie vergessen, dass wir in ihrem Büro standen. „Schau, ich… Es tut mir wirklich leid. Wenn du… was ich sagen will, du…“
    Ich spürte, wie sich meine Gesichtszüge anspannten. Ich legte mein Schwert auf den Stuhl, auf dem ich eben noch gesessen hatte, und machte einen Schritt auf sie zu. Dann breitete ich die Arme aus. Einen Moment lang starrte sie mich an, die Kinnlade fiel ihr hinunter, aber schließlich bewegte sie sich zögernd auf mich zu und schlang die Arme um mich. So klein, wie sie war, kam ihr Kinn oben auf meiner linken Brust zu liegen, aber ich umarmte sie trotzdem vorsichtig. Sie drückte mich mit solcher Kraft an sich, dass mir glatt ein bisschen die Luft wegblieb. „Du bist meine Freundin, Gabe“, flüsterte ich. Meine ruinierte Stimme klang rau und brüchig.

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