Dante Valentine 03 - Feuertaufe
zurückkehren zu dürfen? Stimmt das? Kommst du wieder zu mir zurück?“ Diesmal war ich mir sicher, dass ich es laut ausgesprochen hatte; meine Stimme erkannte ich allerdings nicht wieder. Mein Hals schnürte sich zusammen, obwohl ich dagegen ankämpfte.
Nein, ich werde nicht weinen. Es tut überhaupt nicht weh. Nein, ich werde nicht weinen, Es tut überhaupt nicht weh.
Regel Nummer eins für alle, die Magik anwenden: Belüge nie dich selbst. Mir war klar, dass ich gerade gegen diese Regel verstieß. Wie erbärmlich. „Du Mistkerl. Du willst in die Hölle zurück? Für wie lange? Was läuft hier ab? Gib es wenigstens zu, wenn du nicht zu mir zurückwillst. Das ist das Mindeste, was du tun kannst …“ Anstatt wütend zu klingen, wirkte ich nur müde, geradezu gelähmt. So musste sich Metall fühlen, wenn jemand einen Schneidbrenner ansetzte.
Japhrimel blieb stehen. Er packte mich an den Schultern, und bevor ich mich versah, drückte er mir einen Kuss auf die Lippen. Ich hätte mich gewehrt, hätte mich losgerissen, aber seine Hände waren wie Stahlklammern.
„Hör mir zu.“ Er klang beinahe wie ein Mensch. In seinen Augen tanzten grüne Funken. „Ich hole dich ab. Warte zu Hause auf mich und öffne niemandem die Tür. Bald bin ich wieder bei dir. Und jetzt geh!“
Was hätte ich noch sagen sollen? Ich starrte ihn einfach nur an. Das Schwert hing schiaffin meiner Hand.
Er schob mich die Leiter hoch in den Gleiter. „Fahr los und warte auf mich!“, wiederholte er; dann sprang er hinunter. Ich sackte in einem Kunstledersitz in mich zusammen – mich hatte alle Kraft verlassen. Die Tür schloss sich, das Rattern der Gleiterzellen wurde lauter, bis die Startfrequenz erreicht wurde.
Was ist da drin bloß geschehen? Wenn er in die Hölle zurückkehrt und mich allein lässt, wie lange werde ich dann gegen vier Dämonen der Höheren Schar durchhalten? Worum hat er Luzifer wirklich gebeten? Ich hatte geglaubt, er könnte nicht zurück! Ich stieß einen erstickten Laut aus, der die Gläser im Regal hinter der Bar klirren ließ.
Der Pilot sagte kein Wort. In einem kurzen Anfall geistiger Umnachtung fragte ich mich schon, ob er etwa ein menschlicher Agent der Hölle sein könnte oder bloß auf Autopilot gestellt.
Er kehrt in die Hölle zurück. Für wie lange? Wann kommt er wieder? Bald, hat er gesagt. Was versteht ein Dämon unter „bald“?
Verlassen. Wieder einmal. Mein ganzes Leben lang wurde ich im Stich gelassen – von meinen Eltern, Liebhabern, Freunden. Ich hatte gedacht, dieses Mal wäre es anders. Würde ich es denn nie lernen?
Als der Gleiter abhob, flitzte ich zum Fenster und drückte meine Stirn dagegen. Ich konnte gerade noch einen flüchtigen Blick auf Japhrimel erhaschen. Sein mir zugewandtes Gesicht sah aus wie eine goldene Scheibe, während er so auf den Stufen zur Kathedrale stand und uns nachschaute. Schließlich verschmolz sein schwarzer Mantel mit der Nacht.
Er würde in die Kathedrale zurückgehen.
Zurück zu Luzifer.
Zurück in die Hölle.
Ich klappte auf dem Sitz zusammen. Mein Zittern wurde immer schlimmer.
„Oh, Ihr Götter“, stöhnte ich und schloss die Augen.
Mein ganzer Körper fühlte sich wie erstarrt an.
Der Schmerz war so stark, dass ich mir umgehend mit all meiner dämonischen Kraft die Fingernägel in den linken Handteller bohrte. Meine Ringe knallten wie eine Peitsche, und ein goldener Funkenregen sprühte in die Luft. Panik drohte, mich zu überwältigen. Hör auf damit. Halte durch, Dante, reiß dich zusammen. Reiß dich verdammt noch mal zusammen. Du bist am Leben. Du bist immer noch am Leben.
Aber wie lange noch? Der Geruch meines schwarzen Blutes stieg mir in die Nase. Ich öffnete die Augen, hob die Hand, die vom Blut ganz glitschig war, und wischte sie mir an den Haaren ab. Die üblen, ausgefransten Wunden, die meine Klauen hinterlassen hatten, verschlossen sich von selbst, ohne Narben zu hinterlassen.
Der Gleiter legte sich in die Kurve, und schon waren wir über dem Festland. Ins Meer würde ich zumindest nicht mehr abstürzen.
Wie beruhigend.
Sobald ich merkte, dass die leisen, kläglichen Laute von mir stammten, schluckte ich sie hinunter. Das Mal an meiner Schulter verströmte Hitze, die sich über meinen ganzen Körper ergoss. Knapp ein Jahr lang hatte ich ohne Japhrimel gelebt. Während dieser Zeit war er Asche in einer schwarz lackierten Urne gewesen und hatte darauf gewartet, dass ich einen Weg fand, ihn wiederauferstehen zu lassen. Noch
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