Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Gleiter oder zugelassene Psione gegeben hat, obwohl Prag auch damals berühmt war für seine Magi und Gelehrten in judäischer Kabbalistik.
In dieser Stadt begegnet man überall Zeugnissen der Geschichte. Hier waren Kochba bar Gileads letzte judäische Gefolgsleute zu Beginn des Siebzigtagekriegs von Lasergewehren niedergemäht worden. Hier hatten die ersten Skinlin gelernt, Golem’ai zu erschaffen, diese halb empfindungsfähigen Lehmkreaturen und stärksten Waffen der Dreckhexen. Diese Stadt war sehr alt, und mir ging die Frage durch den Kopf, ob Japhrimel wohl schon früher in Luzifers Auftrag hier gewesen war.
Wenn ich nur wüsste, wie ich ihn am besten fragen könnte.
Eines der schönen Dinge im Leben einer Nekromantin ist, dass sogar in einer Freistadt die Leute nur so auf die Seite spritzen, wenn sie einen mit gezogenem Schwert und funkelndem Diamanten daherstampfen sehen. Viele Nekromanten benutzen ihre Waffe nur bei zeremoniellen Anlässen – nichts geht über eine gut geschliffene Klinge, wenn man einem hungrigen Geist das Maul stopfen will oder den Zauberbann über die Reise ins Reich des Todes brechen muss. Andere, die sich wie ich mit Kopfgeldjagden oder Strafverfolgung befassen, sind dagegen kampferprobt. Dann gibt es noch die Subkulturen der unabhängigen Psione und derjenigen, die für die Mafia arbeiten. Die meisten Normalos haben mehr Angst vor unseren telepathischen Fähigkeiten als vor unseren Waffen. Warum das so ist, habe ich nie verstanden.
Jace war freier Mitarbeiter der Mafia gewesen. Und ein sehr guter dazu, auch wenn ich mich beim Sparring gegen ihn manchmal hatte zurückhalten müssen.
Wie immer, wenn ich an Jace dachte, stieg auch jetzt eine Mischung aus Frustration und Wut in mir hoch. Ich wurde langsamer. Hinter mir hörte ich Japhrimels lautlose Schritte. Als Hedaira war ich besonders empfänglich für seine Signale. So konnte ich die hauchdünnen Fäden seiner Psinergie spüren, die sich jenseits der physischen Welt erstreckten. Das lag zum Teil daran, dass ich das Bett mit ihm teilte.
Aber das war nicht das Entscheidende, oder? Ich versuchte herauszufinden, warum es sich so anders anfühlte. Weil er jetzt wieder ein vollwertiger Dämon war? So marschierte ich vor mich hin, ein Auge immer auf die Leute in meiner Umgebung gerichtet, um ihre potenzielle Gefährlichkeit abzuschätzen. Viele Psione waren nicht unterwegs, kein Wunder tagsüber. Vormittags trifft man einen Psion höchstens dann, wenn er gerade auf dem Weg ins Bett ist.
Ich war immer noch zu keinem Ergebnis gekommen, als wir das Trainingsstudio erreichten, ein großes graues Gebäude mit den weltweit einheitlichen Zeichen für Vollkontakttraining: Magscans und Kampfpanzerung. An einem Haken hing ein krummer Sparringskäfig, den man seitlich so weit oben am Gebäude angebracht hatte, dass Slicboarder ihn ansteuern und zum Wackeln bringen konnten. Auf der Vorderseite waren jede Menge Boards abgestellt, und die blauen Psychoschwaden aus Adrenalin und kontrollierter Blutgier wehten wie Anemonen durch die Luft.
Ja, so hatte ich mir das vorgestellt – Anstrengung, wenn möglich genug, um ins Schwitzen zu kommen, ein paar selige Momente, in denen ich nicht denken musste, mich nur zu bewegen brauchte. Keine Gedanken an die Vergangenheit, keine an die Zukunft, nur im Hier und Jetzt sein.
Als ich das Studio betreten wollte, öffnete Japhrimel mir wortlos die Tür. Ich tippte mit den Fingernägeln auf den Schwertknauf. Hinter dem Empfangstresen stand eine Zeremoniale mit großen blauen Augen.
Sie hatte eine in sich verschlungene Tätowierung und trug mehr Messer am Leib, als ich jemals zuvor gesehen hatte. Neben ihr am Schreibtisch lehnte eine Machete mit Ledergriff. Ich musterte sie, sie musterte mich, und ihre Hand fuhr automatisch zur Waffe.
„He!“, rief ich und hob die Hände. „Ich will hier nur trainieren. Ich bin nicht auf Ärger aus.“ Ich konnte es ihr nicht verübeln, mein Zorn war mir schon von Weitem anzusehen, und auf Leute mit dem zweiten Gesicht mochte ich wie ein Dämon wirken. Nicht zu vergessen, dass ich ja einen sehr großen und echten Dämon dabeihatte.
Ich spürte Japhrimels Anspannung. Eine falsche Bewegung, und er würde auf sie losgehen. Instinktiv versuchte ich, ihn zu beruhigen. Wenn er erst einmal anfing, würde ich ihn kaum noch aufhalten können. Also blieb ich zwischen den beiden stehen. In so einer Stimmung hatte ich Japhrimel noch nie erlebt, nicht einmal während unserer Jagd auf
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