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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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schläft er ruhig, flüsterte mir Lewis’ Geist zu. Ich konnte den Kaffee, den er immer getrunken hat – starken Espresso mit Milch – förmlich riechen. Spürte, wie meine kindliche Wange in meiner kleinen Hand ruhte, während ich seiner geschmeidigen Stimme mit dem seltsamen Akzent lauschte. Herr, wie töricht die Sterblichen doch sind. Tag und Nacht stehen die Pforten des dunklen Todes offen …
    Eine andere Stimme unterbrach den Vortrag. Ich werde immer für dich da sein.
    Japhrimel. Ich riss die Augen auf. Mein Schwert lag neben mir, meine rechte Hand locker am Griff. Meine Tasche lehnte am Bettgestell. Ich hörte ein leises Knarzen – winzige Geräusche, die mir verrieten, dass sich hier irgendwer bewegte. Aber die Geräusche waren … anders. Zu hell, zu schnell oder zu dumpf. Es waren keine menschlichen Geräusche in einem unbewohnten Haus. Die Luft knisterte vor Psinergie, die dämonischen Sicherheitssysteme der Mauern vibrierten. Es waren Systeme, wie Japhrimel sie um all unsere Zimmer legte. So wurden die Räume mental unsichtbar und absolut sicher.
    Mein Schlafzimmer in Toscano war ebenfalls blau gewesen. Aber dort hatte die Sonne des Südens alles in warmes Licht getaucht. Hier war das Licht kalt, grau und regennass. Das Licht von Saint City.
    Ich griff nach meiner Tasche und stöhnte leise, als mein Unterleib angesichts dieser Bewegung protestierte. Der Anblick des Fehderings, der nicht mehr mattsilbern war, sondern dunkel, als wäre er verrostet, hätte mich fast innehalten lassen. Ich konnte nicht mehr unterscheiden, ob das Kältegefühl von dem Armreif ausgelöst wurde oder nicht.
    Es war mir egal.
    Ich zog die Tasche aufs Bett und öffnete sie. Sie war nicht geplündert worden. Auch Selenes Buch war noch da. Es war klein, nicht größer als das Standbild einer Holovid-Romanze, und der Einband war zu feinkörnig, um aus Leder zu sein.
    Hatte ich das Buch tatsächlich durch Japhrimels Augen in Eves Händen gesehen? Hatte Eve es zurück in meine Tasche gesteckt? Oder war Japhrimel in der Lage, mich sogar dann zu belügen, wenn ich durch seine Augen sah, jetzt, da er ein Gefallener war?
    Nicht auszuschließen. Aber er kann ja unmöglich wissen, wann ich das Mal berühre. Eve will meine Hilfe und ebenso seine. Wenn sie uns nicht beide haben kann, wird sie mit mir vorliebnehmen, was ich ihr nicht verdenken kann. Ich war ihr nicht einmal böse, dass sie ihm von meiner „enttäuschten Leidenschaft“ für ihn erzählt hatte.
    Was wahr ist, muss wahr bleiben.
    Meine Finger zitterten, der gesplitterte schwarze Lack auf meinen Nägeln glühte dezent. Das Armband strahlte grünes Licht aus, die darin eingeritzten, fließenden Linien schoben sich unruhig hin und her. In meinem Schoß lagen die zerknüllten Laken und Decken. Meine goldene Haut fühlte sich an, als wäre sie bis zum Zerreißen gespannt.
    Hedmrae Occasus Demonae war in vergoldeten Buchstaben in den Einband geprägt. Das Buch wirkte alt, und ein schwacher Gewürzgeruch nach Dämon hing in den Seiten. Die Handschrift war krakelig und sah sehr fremdartig aus. Dunkelbraune Tinte auf Pergament. Die Sprache entziffern zu wollen war ein hoffnungsloses Unterfangen. Die Schrift erinnerte mich vage an Erabisch, war aber gespickt mit diakritischen Zeichen, die ich nicht entschlüsseln konnte. Für mich war es vorerst nutzlos. Ich musste weitere Nachforschungen anstellen und jemanden finden, der wusste, um welche Sprache es sich hier handelte, und auch Zeit und Lust hatte, sie mir beizubringen oder mir den Text zu übersetzen. Ich blätterte ein paar Seiten durch, ohne sie richtig zu sehen, prüfte die Bindung und warf es dann in meine Tasche, als hätte ich mich verbrannt.
    Es war aus Haut gemacht, allerdings nicht aus tierischer. Bittere Galle stieg in mir hoch. Ich klappte die Tasche zu und schloss die Hand fest um den Schwertgriff.
    Ich spürte Eves Anwesenheit, noch bevor sie die Tür öffnete, dieses schwarz-diamantene Feuer ihrer dämonischen Aura. Als sie ins Zimmer trat – ich hörte nicht den geringsten Laut –, zog ich mit der rechten Hand schnell das Betttuch hoch und bedeckte meine Brust und das Mal an meiner Schulter. Meine Linke hielt das Schwert so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Sie war schlank, hatte glatte helle Haare, und ihre dunkelblauen Augen funkelten mich an. Diesmal war sie ganz in Weiß, trug ein makelloses, flottes Buttondown-Hemd mit spitz zulaufenden Ärmeln, wie sie jetzt so modern waren, gebleichte Jeans und

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