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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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dass ich noch klar denken kann.
    Als ich den rechten Arm vorstreckte, bebte meine Hand. Ich versuchte, sie ruhig zu halten, doch je mehr ich mich anstrengte, desto stärker vibrierte sie. Meine Finger flatterten wie ein Slicboard, das dringend neu justiert werden musste.
    Dabei fiel mir das Valkyrie wieder ein, das im reichen Teil der Stadt nahe der Bucht unter einer Hecke lag. Ich wollte mein Slicboard wiederhaben. Es war ein lächerlicher Wunsch, aber dieses glatte schwarze Brett schien plötzlich das Allerwichtigste auf der Welt zu sein. Dieses Brett, das glänzte, wenn ich die Stromzelle drückte, und mit dem ich mich in die Lüfte schwingen konnte, in einem Tempo schneller als … ja, als was eigentlich?
    Eins nach dem anderen, Dante. Bring diesen Mist hier hinter dich, dann kannst du diese beschissenen Verräter umlegen. Dann kannst du weitersehen. Alles andere – Dämonen, Hölle, Luzifer, selbst Eve – kann warten.
    Schließlich besiegte ich das Zittern, indem ich einfach mit beiden Händen fest mein Schwert umklammerte. Im Grunde genommen war das Ganze doch recht einfach. Ich musste nur endlich den ganzen Quatsch ausblenden und einen Entschluss fassen, wen ich als Ersten umbringen wollte.
    Eve wartete in der Diele auf mich. Sie lehnte an der Wand und sah aus einem großen Fenster in den grauen Tag hinaus. Die Haare hatte sie hinter die Ohren gestrichen. Sie wirkte in sich zusammengesunken, als wäre sie müde. Doch als sie sich zu mir drehte, lächelte sie, wie Doreen es immer getan hatte, und mein Herz machte einen Satz. „Es ist so schön, die Sonne zu sehen“, sagte sie sehnsüchtig. Ihr Duft mischte sich mit meinem, eine Kombination aus Moschus und Zimt, Dämon und Frau. „Das habe ich in der Hölle vermisst.“
    Ein Jahr in der Hölle ist nicht dasselbe wie ein Jahr hier. Das hatten mir alle gesagt. Ich hoffte, ich würde das nie selbst herausfinden müssen. Ich schaute ebenfalls aus dem Fenster, sah ein Stück grünes Land und eine hohe Betonmauer. Wir standen in einer langen Diele mit hohen, schmalen Fenstern, die in regelmäßigen Abständen von geschlossenen Türen gesäumt war.
    „Durftest du denn nie raus?“ Meine Stimme zitterte nicht. Ein echtes Wunder. Das Schwert hielt ich immer noch mit beiden Händen fest.
    Sie schüttelte den Kopf und senkte den Blick. „In deine Welt kommen zu dürfen ist für uns ein Privileg, das man sich nur durch Gehorsam erwerben kann.“ Eve krempelte die Ärmel ihres Sweaters hoch und stieß sich von der Wand ab. „Und ich war nicht mal ansatzweise gehorsam.“
    Die Diele war ebenfalls weiß gestrichen und hatte ein Hartholzparkett. Sie sah aus wie der Flur irgendeines Heims, und bei dem Gedanken, dies hier könnte am Ende gar eine Schule sein oder irgendein ehemaliges Regierungsgebäude, bekam ich am Rücken glatt eine Gänsehaut. Möglich war alles. Schließlich wusste ich nur, dass ich mich noch in Saint City befand, nicht mehr.
    Meine Arme zuckten.
    Eves Finger schlossen sich um meine Hand. Sie war mir zu nahe gekommen, und ich schrak zurück. Dämonen haben diese unangenehme Angewohnheit, mir zu nahe auf den Leib zu rücken. Vielleicht gingen sie ja gern auf Menschen los, nur um zu sehen, wie diese zusammenzuckten.
    Nur dass ich in dem Sinn kein Mensch mehr war.
    Die Hand der Androgenen war warm. Ihre Haut war unglaublich weich. „ Avayib, Hedaira“, murmelte sie. „Friede, Dante. Atme.“
    Und das tat ich auch. Japhrimel hatte das immer zu mir gesagt – atme, Dante. Atme einfach. Schon das reichte, dass sich meine Schultern lockerten. Ich schloss die Augen. Die eisernen Klammern um meine Lungen lösten sich. Tief sog ich die Luft ein und sah glückselig, wie das blaue Glühen des Todes hinter meinen Lidern aufstieg. Nichts Bombastisches, nur feine Muster blauen Feuers, aber es reichte, dass ich zu zittern aufhörte.
    Zumindest mein Gott hatte mich nie im Stich gelassen.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, sah ich Eves Gesicht so nah vor meinem, dass sich unsere Nasen fast berührten. Sie hatte Doreens dunkelblaue Augen, und von der goldenen Haut und dem grünen Edelstein in der Stirnmitte abgesehen glich sie Doreen wie ein Ei dem anderen. Aus dieser geringen Entfernung waren die wesentlichen, aber nur geringfügigen Unterschiede kaum erkennbar, dieses dämonische Erbe, das sie so exotisch erscheinen ließ.
    Meine Tochter. Alles, was mir von meiner Sedayeen- Geliebten noch geblieben war.
    „Besser?“, fragte sie.
    Ich nickte. „Ich muss

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