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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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wollten sie ein Schwert aus Licht in den Himmel zeichnen. „Japh?“
    „Hm?“ Als hätte ich ihn aus irgendeinem unangenehmen Gedankengang gerissen. Er wandte mir das Gesicht zu, und jetzt war sein Blick nicht mehr ganz so durchdringend.
    „Kann ich dich was fragen?“ Meine linke Hand ruhte locker auf dem Katana, und meine Fingerspitzen klopften sanft gegen die Scheide.
    „Die Götter mögen mich vor deinen Fragen bewahren, meine Neugierige. Frag.“ War da ein Lächeln über sein Gesicht gehuscht? Wenn ja, war es so schnell verschwunden, wie es gekommen war, sodass es sogar mein dämonenscharfes Sehvermögen überforderte.
    So eine Gelegenheit muss man beim Schopf packen. Wenn du mir schon sonst nichts erklären willst, kann ich auch gleich das Unmögliche verlangen. „Warum bist du ein Gefallener geworden?“
    Ich hatte erwartet, dass er die Frage abblocken und sich weigern würde zu antworten. Er hatte mich immer mit einer ironischen Entgegnung abgespeist oder sich freundlich, aber hartnäckig geweigert, mir irgendetwas über A’nankimel zu erzählen. Mythen über Dämonen, das schon, alte Geschichten, die mich zum Lachen brachten oder mich wie ein Kind mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen an seinen Lippen hängen ließen. Aber nie etwas, das mir weitergeholfen hätte bei der Suche nach der Antwort auf die Frage, was ich war und wo die Grenzen meines neuen Körpers lagen. Nichts über sich selbst und über sein früheres Leben. Er redete nur über Dinge, die passiert waren, seit wir uns kennengelernt hatten, und selbst da gab es einiges, worüber er nicht sprach.
    Als wäre er erst an dem Tag geboren worden, an dem er vor meiner Haustür stand.
    Bevor ich dich kennenlernte, war mir Unzufriedenheit unbekannt, Hedaira.
    Diesmal legte er nachdenklich den Kopf auf die Seite. Wieder einmal spürte ich, wie mich seine Aufmerksamkeit umschloss. Seine Aura dehnte sich aus und legte sich über meine, und das Mal an meiner Schulter strahlte durch das typische Funkeln des Energiefelds einer Nekromantin mit schwarz-diamantenen Flammen hindurch.
    Schließlich sagte er leise und bedächtig: „Ich habe unzählige Zeitalter lang als Rechte Hand des Fürsten gelebt und weder Schuld noch Scham empfunden wegen dem, was ich tat. Das ist heute noch genauso.“
    Philosophie ist nichts für mich, hatte er während der Jagd auf Santino gesagt. Ich ergreife nicht Partei. Wenn der Fürst mit dem Finger auf jemanden deutet, dessen Toderwünscht, dann bringe ich denjenigen um.
    Er schwieg lange und starrte mich dabei so intensiv an, bis ich plötzlich merkte, wie sehr meine Lungen nach Luft gierten, und endlich wieder ans Atmen dachte. Er hatte sich geweigert, mich umzubringen und damit seinen Platz in der Hölle zurückzuerobern. Ich wusste es aus sicherer Quelle – sicherer, als wenn er versucht hätte, es mir selbst zu erzählen. Was sollte das also bedeuten?
    „Dann beauftragte mich der Fürst, ihm einen weiblichen Menschen zu bringen und diesen in einem Spiel einzusetzen, mit dem er die künstlich geschaffene Androgyne unter seine Kontrolle bringen wollte. Zum ersten Mal in meinem Leben befand ich mich in der Gegenwart eines Wesens, dessen Reaktionen ich nicht vorhersagen konnte.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich verstand sie nicht – dennoch spürte ich eine gewisse Verwandtschaft, die tiefer schien als die mit den Verwandten meiner eigenen Rasse. Und deshalb meine Unzufriedenheit.“
    „Unzufriedenheit?“ Ich klang atemlos. Kein Wunderich war es wirklich. Es war verdammt schwierig zu atmen, wenn er mir so in die Augen starrte.
    „Die Liebe zu dir, Hedaira, ließ aus mir einen Gefallenen werden. So einfach ist das, selbst bei deiner Neigung, die Dinge zu verkomplizieren. Ich will nicht, dass du mich fürchtest. Das wollte ich nie.“ Er schien weitersprechen zu wollen, doch dann schloss er den Mund und schüttelte sanft den Kopf, als würde er sich wegen all dem, was er nicht sagen konnte, über sich selbst lustig machen.
    Ich will dich doch gar nicht fürchten müssen. „Ich will ja keine Angst vor dir haben. Aber du machst es mir so gottverdammt schwer, Japh. Du musst doch nur mit mir reden.“
    „Ich wüsste nicht, was ich lieber täte.“ Er sah sogar so aus, als wäre es ihm ernst. Auf seiner Stirn hatte sich eine senkrechte Falte gebildet, und sein Blick machte es mir unmöglich wegzuschauen. „Ich schätze die Zeit mit dir sehr.“
    Das ließ mein Herz höher schlagen. Na gut, Japh. Noch ein Versuch.

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