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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Zumindest da, wo es zählt, bin ich noch menschlich, Japh. Ich erhob mich, stampfte mit den Füßen auf, bis meine Stiefel richtig saßen, zog mir den Riemen meiner Tasche über den Kopf, schob sie auf meiner Hüfte zurecht und ließ die Schultern rollen, um zu prüfen, ob mein Rüstzeug richtig saß. Dann schloss ich die linke Hand um mein Schwert. „Du bist genauso schlimm wie diese Normalos. Immer glaubst du, Menschen taugen zu gar nichts, genauso wie alle Normalos glauben, Psione wären Gehirndiebe.“ Ich ging zwischen den beiden hindurch auf die Tür zu und wünschte mir, das Zimmer wäre nicht in Hellblau gehalten und mit wurmstichigen Überbleibseln aus der merikanischen Ära dekoriert. Selbst in Sarajewo hatten die Zimmer besser ausgesehen.
    Japhrimel folgte mir. McKinley schwieg – er würde nicht mitkommen, den Göttern sei Dank.
    Ich ging den Flur hinunter und öffnete die Tür zum Treppenhaus. Den Fahrstuhl wollte ich ums Verrecken nicht benutzen -meine Nerven lagen auch so schon blank.
    Meine Schritte hallten im Treppenhaus wider, während Japhrimels nicht zu hören waren. Auch ich hätte mich weniger laut bewegen können, aber wozu? Außerdem war ich gereizt.
    Als ich durch die Eingangshalle und aus dem klimatisierten Bereich hinaus in das kalte Chemiebad eines regnerischen Nachmittags in Saint City trat, spürte ich Japhrimels Blick auf mir ruhen.
    Aus alter Gewohnheit überprüfte ich sofort mit allen Sinnen den Gleiterverkehr, um die Stimmung der Stadt in mich aufzunehmen. Das Fließen und Glühen der hiesigen Psinergie waren mir so vertraut, dass mir schon wieder ein Kloß im Hals steckte.
    Hör auf. Du hast doch sonst im Leben so gut wie nie geweint. Hör auf, dich wie eine Idiotin aufzuführen, und setz endlich das Gehirn in Gang, für das du so berühmt bist.
    Ich empfand Erleichterung, brauchte aber ein paar Minuten, bis ich mir eingestehen konnte, dass sie auf dem angenehmen Gefühl beruhte, wieder zu Hause zu sein. Das war einerseits als Leichtigkeit wahrnehmbar, andererseits aber auch als für mich völlig uncharakteristisches. Bedürfnis, loszuheulen wie der Star einer Holovidseifenoper. Ich schluckte den Kloß im Hals hinunter und blickte die Ninth entlang und auf die vertraute Silhouette der Bögen und Obelisken rund um die Bucht.
    Natürlich wollte ich so schnell wie möglich zu Gabe gelangen – und trotzdem ging ich zu Fuß. Japhrimel lief wortlos hinter mir her.
    Drei Schritte links hinter mir und lautlos wie der Tod höchstpersönlich. Ich empfand seine Gegenwart wie eine Sonne, die einem auf den Rücken scheint. Sein Mal an meiner Schulter pochte warm und tröstlich vor sich hin. Die Straßen unter meinen Füßen waren mir vertraut, und einen Moment lang war mir danach, vor übermütiger Freude zu tanzen.
    Im nächsten Moment spürte ich das Gewicht meiner Tasche mit der Akte darin, und sogleich sprangen mir leichte Veränderungen ins Auge – ein neues Gebäude, ein altes Gebäude, das renoviert worden war, irgendetwas, das anders war –, und diese Veränderungen trafen mich wie ein Schlag in die Magengrube.
    Es war nur ein schwacher Trost, dass ich jetzt, während sich ein Krieg zwischen Luzifer und Eve abzeichnete – und noch etwas anderes in der Luft lag, von dem Japhrimel mich einfach nicht in Kenntnis setzen wollte –, vielleicht nicht mehr lange genug leben würde, um weitere Veränderungen ertragen zu müssen.
    Schließlich winkte ich am Rand des Tank District an der Ecke Fifteenth und Pole ein Gleitertaxi heran. Der Pilot, ein Asiano, sah nicht gerade glücklich aus, als er feststellte, dass sein Fluggast eine Psionin war, aber er war schon gelandet und hatte den Taxameter angestellt, bevor er meine Tätowierung entdeckte. Japhrimel teilte ihm in flüssigem, akzentfreiem Merican Gabes Adresse mit. Wie er die Sprache – oder besser gesagt: alle Sprachen – beherrschte, war unglaublich.
    Andererseits begeistern sich Dämonen generell für Sprachen, genau wie für Technologie und Genetik. Und sie mischen sich gern in menschliche Angelegenheiten ein.
    Sie mischen sich gern ein, ohne dabei etwas für die Menschen zu empfinden. Oder für sie zu Gefallenen zu werden.
    Als das Gleitertaxi abhob, wurde das flaue Gefühl in meiner Magengrube stärker. Ich betrachtete Japhrimels Profil. Er starrte stur geradeaus, und seine grünen Augen glichen Laserstrahlen, die sich durch die Plasilicascheibe zwischen dem Piloten und uns und durch die Pilotenkanzel hindurchbohrten, als

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