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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Grundstücksgrenze leuchteten rot auf und fingen an zu zischen. Ich beruhigte die aufgewühlten Energieschichten mit einer mentalen Berührung und flickte geschickt die Löcher, die in die Sicherheitssysteme gerissen worden waren. Es fühlte sich seltsam an, als ob hinter den Rissen und Löchern keine Spur von Persönlichkeit steckte.
    Wenn ein Psion solche Sicherheitssysteme knackt, hinterlässt er immer so etwas wie einen persönlichen Stempel, eine Duftnote, die mir hilft, seine Spur aufzunehmen, ganz egal, wie vorsichtig er ist. Das ist ein Teil des Problems, wenn man mit Psinergie arbeitet – sie ist so unbeschreiblich persönlich. Und eine Kopfgeldjägerin wie ich entwickelt quasi psychische Muskeln, also Wahrnehmungsfähigkeiten, die perfekt für Jagden geeignet sind. Das ist unumgänglich – nur so können wir unsere Aufträge erfüllen. Ich dachte und handelte immer noch wie eine Kopfgeldjägerin, saß nie mit dem Rücken zur Tür, wenn es sich vermeiden ließ, und sah die Welt als ein Gewirr von Verbindungen – manche zufällig, manche nicht –, die mich, wenn ich sie mit der richtigen Dosis Instinkt systematisch verfolgte, zu der gesuchten Person oder Information führten. Niemand – vor allem niemand, der etwas getan-hat, weswegen jemand wie ich ihn verfolgte – bewegt sich durchs Leben, ohne gelegentlich irgendwo anzustoßen oder ein bisschen Energie in den Äther abzugeben. Jeder macht früher oder später einen Fehler, und diese Fehlergeben uns Kopfgeldjägern die entscheidenden Hinweise.
    Aber an den Löchern und Rissen in Gabes überaus sorgfältig geknüpften und schön anzuschauenden Sicherheitssystemen war keine Duftnote wahrnehmbar.
    Japhrimel glitt wie ein Geist über den Kiesweg, der durch den Garten führte. Die Sicherheitssysteme des Hauses waren noch intakt, aber sie vibrierten, als seien sie schwer in Bedrängnis. Ich hätte meine Schutzschilde durchlässiger gemacht und versucht, Gabe zu erspüren – schließlich verbanden uns Magik und tiefe Gefühle. Aber das Mal an meiner Schulter ließ es nicht zu. Japhrimels Aura hatte sich in einen dämonenharten Schutzschild verwandelt und sich über meinen eigenen Schild gelegt.
    Ich hatte nicht mal geahnt, dass er so etwas tun konnte, und als ich mich in dem mit Unkraut übersäten Garten umsah, rutschte mir das Herz in die Hose. Die Spannung ließ meine Haut prickeln, als würde ich von tausend Nadeln gestochen, und im Mund spürte ich einen Kupfergeschmack.
    Ich fühlte mich lebendig.
    Wir fanden sie auf der Rückseite des Hauses, im Garten, in der Nähe der Wand, entlang der Eddie seine Nutzpflanzen angebaut hatte: Eisenhut, Weißer Andorn, Belladonna, Giftsumach (für Abwehrzauber und zur Behandlung von Schlackefieber), Afterkreuzkraut, Wermut, Rizinus, Herbstzeitlose, Fingerhut, Nieswurz und vieles mehr. Der Stechapfel war komplett ausgegraben worden. Zurückgeblieben waren nur vom Regen ausgewaschene Löcher. Das war verwirrend. Wenn Eddie vor zehn Tagen gestorben war, wieso war dann in seinem Garten so viel Unkraut? Und wohin war der Stechapfel verschwunden?
    Japhrimel drehte sich zu mir um. „Geh wieder nach vorne“, sagte er, aber ich zwängte mich an ihm vorbei. Sanft hielt er mich am linken Arm fest. „Dante. Du willst das sicher nicht sehen. Bitte.“
    Aber ich sah trotzdem hin. Auch mit seinem gut gemeinten Versuch, mich vor den Unannehmlichkeiten dieser Welt zu schützen, konnte er mich nicht davon abhalten.
    Gabe lag verdreht in einem Beet mit jungem Schierling. Ihr Rücken war nach hinten durchgebogen, als würde sie gerade eine Turnübung vorführen – wenn man von den blutigen Löchern in ihrem dunklen Hemd und der Jeans absah. Mindestens seit sechs Stunden tot, wenn nicht länger, dachte die Nekromantin in mir und spürte den schwachen Signalen nach, die wir als Bioluminiszenz bezeichnen: das vermeintliche Glühen langsam absterbender Nervenzellen. Der Boden um sie herum war mit Kugeln, Holzsplittern und zertrampelten Pflanzen übersät, die in der feuchten Luft glitzerten. Tau hatte sich auf ihr Gesicht gelegt, das von seidigen schwarzen und grauen Strähnen umrahmt war.
    Ihre Füße waren nackt und sehr weiß.
    Das Schwert, schwarz und verbogen, war ihr aus der Hand geglitten. Die Augen hatte sie geschlossen, und abgesehen von dem blutigen Loch in ihrer linken Wange, wo die Kugel ins Fleisch eingedrungen war und ein paar Zähne zerschmettert hatte, machte sie einen friedlichen Eindruck.
    Mein Herzschlag hallte in

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