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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Stich gelassen zu haben, als sie mich am meisten brauchten. Hätte mir doch einer dieser Plasticinzettel sagen können, wie ich mit diesem plötzlich über mich hereinbrechenden Gefühl von Leere und Einsamkeit umgehen sollte, das so intensiv war, dass sich mein gesamter Körper wie der einer Fremden anfühlte!
    Und warum auch nicht? Schließlich war es auch nicht mein Körper. Es war der Körper, den Japhrimel mir gegeben hatte, als er mich verändert und zu einer Hedaira gemacht hatte. Und dann hatte er mir nicht einmal sagen wollen, was das war. Und auch jetzt verbarg er so manches vor mir. Ich wäre bescheuert gewesen, wenn ich mir etwas anderes eingebildet hätte.
    Japhrimel schmiegte die Lippen in mein Haar. Sagte etwas mit so tiefer Stimme, dass ich es selbst mit meinem dämonenscharfen Gehör nicht richtig mitbekam. Die von dem Mal an meiner Schulter ausgehende sengende Hitze vertrieb das letzte Eis aus meinen Fingern und Zehenspitzen. Ich schloss die Augen, und heiße Tränen strömten mir die Wangen hinab. Ich riss wieder die Augen auf. Japhrimel drückte mir seine Hand fest gegen den Bauch.
    „Mir geht’s gut“, flüsterte ich schließlich mit rauer Stimme, als wäre ich mir da selbst nicht sicher.
    Hatte sich sein Mund zu einem Lächeln verzogen? „Das glaube ich nicht, Geliebte.“ Er sprach in dem sanften Ton, den ich sonst nur tief in der Nacht oder an faulen, heißen Nachmittagen in Toscano von ihm gehört hatte.
    Das brachte mich zum Kichern. „So hast du mich noch nie genannt.“ Ich hörte selbst, wie müde und gleichzeitig verletzt ich klang, und wünschte, ich hätte geschwiegen. Erschöpfung hatte sich bleischwer über mich gesenkt, als wäre ich noch ein Mensch.
    Ich wünschte, das wäre ich noch. Oh, Götter, wie ich mir wünsche, ich wäre wieder ein Mensch.
    „Was glaubst denn du, was Hedaira bedeutet?“ Wieder umarmte er mich, und das sanfte Klopfen des Mals an meiner linken Schulter verwandelte sich für einen Moment in einen goldenen Stachel.
    „Du willst mir ja nie was beibringen.“ Meine Augenlider schlossen sich wie von selbst. Die Müdigkeit überwältigte mich und ließ meine Arme und Beine schwer wie Blei werden.
    „Hast du jemals darüber nachgedacht, dass ich dich vielleicht einfach so wertschätze, wie du bist?“ Er seufzte, und es klang sehr menschlich. „Würde ich dich zu schnell belehren, meine Neugierige, könntest du auf die Idee kommen, mich grundlos zu fürchten. Deine Wut ist mir lieber. Du wirst noch früh genug alles erfahren, in dem Tempo, das für dich richtig ist. Und ich werde warten, solange es nötig ist, und mit mehr Geduld, als ich bisher aufgebracht habe.“ Er küsste mich auf den Scheitel. „Was möchte deine Freundin von dir?“
    Ich schluckte ein paarmal, und dann erzählte ich es ihm. Wenn er so war, konnte ich nicht gegen ihn ankämpfen. Götter, er brauchte nur nett zu mir zu sein, schon konnte er alles tun, was er wollte. Und auch noch auf meine Unterstützung zählen.
    Wenn er nett war. Wenn er doch bloß mal daran denken würde, mir die Wahrheit zu sagen.
    Lange Zeit blieb er still. Konnte ich die Gedanken spüren, die ihm durch seinen fremdartigen Kopf gingen? Er hatte schon viel länger gelebt als ich, viel länger als sonst jemand, sogar als Lucas oder der Nichtvren, den ich gelegentlich traf. Wie sollte ich mit etwas so Altem, so grundlegend anderem umgehen?
    Mal abgesehen davon, dass ich es für möglich gehalten hatte -dass ich ihm mein Leben anvertraut, mit ihm geschlafen und ihm Dinge erzählt hatte, die ich niemandem sonst offenbart hatte. Ich war mit ihm umgegangen, als sei er menschlich, und als Reaktion darauf hatte er sich in einen Anankimel verwandelt. In einen Gefallenen.
    Was immer das sein mochte. Ich bezweifelte, dass ich mehr als einen Bruchteil davon verstand. Und sollte ich mir jemals einbilden, irgendwann in ferner Zukunft, ich wüsste Bescheid, dann würde ich nur meine Schulter berühren und spüren müssen, wie sich die Narbe unter der Oberfläche meiner Haut hin- und herbewegte. Oder mich daran erinnern, wie ich gegen die geflieste Wand eines U-Bahnhofs in Neo-Prag gedrückt und wie ein ungehorsamer Hund geschüttelt worden war, während sich seine Knöchel in die Haut oberhalb meines Brustbeins bohrten.
    „Sie ist meine Freundin“, fuhr ich fort. „Scheiß auf Luzifer, ich bin es ihr schuldig, ich schulde ihr unendlich viel – alles. Mir ist egal, was du denkst, ich …“
    „Deine Verpflichtungen sind

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