Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
meine Knochen knackten, und unterdrückte die Schreie, die sich ihren Weg aus meiner Kehle bahnen wollten.
Ich schwöre es bei meinem Blut. Ich werde diejenigen finden, die für das hier verantwortlich sind, Gabe. Und ich werde sie nicht einfach nur umbringen. Das werde ich sie büßen lassen.
„Dante!“ Japhrimel packte meine Hand, und eine heiße Psinergiewelle versiegelte die Wunde noch schneller, als das herausströmende Blut das tun konnte.
Ich blinzelte ihn an. Götter, klingt das etwa, als hätte er Angst? Das höre ich zum ersten Mal. Schließlich fand ich meine Stimme wieder. „Mach dir keine Sorgen“, brachte ich mühsam heraus. „Ich habe nur ein Versprechen gegeben.“ Bin ich in einem Schockzustand? Eigentlich fühlt es sich nicht so an. Eher so, als könnte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder klar denken, Er musterte mich. „Es tut mir leid.“ Sein Blick schien mehr als das auszudrücken, als wollte er noch etwas anderes sagen.
Ich bezweifelte, dass es in all den Sprachen, die ihm geläufig waren, etwas gab, das ausgereicht hätte.
Ich entzog ihm meine Hand und bückte mich, um mein Messer aufzuheben. Dann näherte ich mich Gabes Leiche. Die Luft um mich herum fing an zu dampfen von der Hitze, die mein dämonischer Stoffwechsel bei dem Versuch erzeugte, die tödliche Kälte abzufangen, die sich in meiner Brust ausbreitete.
Japhrimel schwieg, aber der Schutzschild aus Psinergie, der mich umgab, bewegte sich unruhig hin und her.
Vorsichtig beugte ich mich herab und griff in die rechte Tasche ihrer Jeans. Beim Anblick der Lache mit ihrem vom Nieselregen verdünnten Blut musste ich beinahe würgen. Ihr Datband blinkte. Warum hatte der zentrale KI-Verteiler keine Ambulanzgleiter losgeschickt, sobald der Pulsmonitor ihres Datbands gemeldet hatte, dass ihr Herz stehen geblieben war? Eine Sedayeen mit einer Notfallambulanz hätte ihr vielleicht helfen können.
Nein, nicht bei dein vielen Blei, das man in sie hineingepumpt hatte, vor allem in ihre Brust. Vermutlich war sie innerhalb von Sekunden verblutet.
Dennoch – warum schwirrten hier nicht überall Bullen herum, zusammen mit einem Leser, und untersuchten den Tatort?
Das rechteckige Laserdruckpapier knisterte, als ich es herauszog, und dann grinste mir Gabes Tochter entgegen. Die Ränder des glänzenden Papiers waren blutverklebt. Ich verstaute das Bild in meiner Tasche und strich Gabe eine Strähne nassen, schweren Haars aus der Stirn. Mit der Fingerspitze glitt ich über ihren Smaragd, der jetzt vollkommen leblos war, und über ihre Tätowierung, die sich nun nie mehr als Reaktion auf meine hin und her bewegen würde. Obwohl ihr Smaragd dunkel blieb, glühte meine Wange.
Ein Funke stob knisternd zwischen dem Juwel und meiner Fingerspitze empor. Ein EMP. Natürlich. Sie lösen einen elektromagnetischen Puls aus, und schon sind alle so damit beschäftigt, ihre Holovids neu zu programmieren, dass sie den Mord an einer Nekromantin gar nicht erst mitkriegen. Aber was war mit dem zentralen KI-Verteiler? Ihr Pulsmonitor musste doch jede halbe Stunde Warnsignale gesendet haben! Außer … außer es handelte sich um einen zielgerichteten EMP, der das Programm außer Kraft gesetzt hatte.
Vorsichtig berührte ich ihr Datband. Es blinkte rot auf. Programm gelöscht. Das Datband war nur noch ein nutzloses Stück Plasilica. Ein zielgerichteter EMP, wie er von Bullen oder der Hegemonie eingesetzt wurde.
Was bedeutete, dass ich es mit jemandem zu tun hatte, der aus irgendeinem Grund äußerst entschlossen gewesen war, sie umzubringen. Mit jemandem, der die finanziellen und technischen Möglichkeiten hatte, innerhalb der Grenzen der städtischen Gleiterzonen einen EMP zu manipulieren und damit auch noch durchzukommen.
„Ich muss reingehen.“ Widerstrebend löste ich den Griff um Gabes kaltes, regloses Handgelenk und richtete mich auf.
„Wir müssen uns beeilen.“ Japhrimel legte den Kopf auf die Seite. „Ich höre Sirenen.“
Natürlich hörst du in einer Stadt dieser Größe Sirenen. Trotzdem wusste er irgendwie, dass die Bullen nun endlich anrückten. Stunden zu spät.
Warum? Warum kamen sie ausgerechnet jetzt?
Ein letztes Mal ließ ich den Blick über Gabes Leiche schweifen, prägte mir mit meinem Magitrainierten Gedächtnis jede Linie, jede Rundung, jeden Blutstropfen ein.
Roanna, Lewis, Doreen, Jace, Eddie. Und jetzt Gabe. Wieder schwoll meine Kehle an, aber ich schluckte den Schrei hinunter. Einige dieser Tode hatte ich
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