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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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gerächt, aber nicht so viele, dass mich die Schuldgefühle tief in meinem Inneren nicht mehr gequält hätten. Aus Rache Blut zu vergießen verschafft einem auch nur in begrenztem Maße Befriedigung.
    Aber ich bin es ihr schuldig. Beiden, Eddie und Gabe.
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und lief los. Japhrimel schloss sich mir lautlos an. Der Druck seiner Aufmerksamkeit, die mich umfing, half mir, den Schrei in mir drin zu behalten -ich konnte ihn nicht ausstoßen, solange die samtenen Finger seiner Aura meine Haut streichelten und sich das Mal an meiner Schulter tiefer und tiefer in mein Fleisch grub.
    Gabes Haussicherheitssysteme bebten. Mit der Zeit würden sie an Psinergie verlieren und schließlich zu Schatten verblassen, die noch die psychischen Eindrücke ihrer Familie enthielten, Generation um Generation von Nekromanten und Bullen. Aber da ihre Familie dieses Haus schon sehr, sehr lange mit Sicherheitssystemen überzogen hatte, konnte es gut und gern hundert Jahre dauern, bis die Psinergie endgültig verflogen war.
    Die Hintertür stand offen. Ich warf einen Blick ins Haus und schnappte nach Luft. Überall lagen zerschmetterte Teller und andere Haushaltsgegenstände. Jemand hatte wie ein Wilder in Gabes teurer, gemütlicher Küche gewütet.
    Vorsichtig bahnte ich mir einen Weg durch zerbrochene Keramik und Plasglas. Japhrimel legte mir eine Hand auf die Schulter. „Das gefällt mir nicht“, sagte er leise.
    Ich atmete tief ein. Salbei und Salz. Jemand hatte da drin aufgeräumt, um psychische Spuren zu vernichten. „Hier sind ihre Sicherheitssysteme intakt. Also war es jemand, den sie kannte. Jemand, der nicht erst einbrechen musste.“
    Womit ziemlich eindeutig feststand, dass keine Dämonen ihre Finger im Spiel hatten. Ich war mir sicher, dass das hier nichts mit Luzifer zu tun hatte, was eine verdammt große Erleichterung war. Endlich einmal etwas, das nicht auf das Konto des Höllenfürsten ging.
    Allein bei dem Gedanken an Luzifer drehte sich mir der Magen um.
    Vorsichtig bewegte ich mich den Flur entlang. Sogar die Bilderwaren herunter und teilweise auch aus den Rahmen gerissen worden. Das Wohnzimmer im Erdgeschoss, wo Gabe und Eddie ihre Altäre gehabt und meditiert hatten, war ein einziger Trümmerhaufen. Gabes kunstvoll bemalte Keramikstatue von Graeca Persephonia lag zerbrochen am Boden. Persephonias trauriger, nachdenklicher Blick war auf die Decke gerichtet. Der Geruch nach Salbei war hier sehr intensiv und überlagerte sogar Gabes Kyphii.
    Ich arbeitete mich bis zur Treppe vor, zählte die Stufen und kniete mich nieder. Dann griff ich unter den hölzernen Rand der siebten Stufe.
    „Dante? Sie kommen näher. Möchtest du hier gesehen werden?“
    Ich schenkte ihm keine Beachtung. Meine Finger fanden die leichte Vertiefung, und unter sanftem Einsatz von Psinergie drückte ich die Nägel hinein. Das nichtmagische Schloss gab nach, und schon hielt ich den oberen Teil der Stufe in Händen. Ich stieß einen leisen Seufzer aus.
    In dem Versteck lagen vier Blätter dicken Papiers mit Skinlin-Notizen: Noten von Musikstücken, alte jüdische Symbole und komplizierte chemische Gleichungen. Außerdem enthielt es vier Phiolen mit einer weißen, körnigen Substanz. Davon abgesehen war das Versteck leer und verdächtig sauber. Gabe musste gehofft haben, dass ich es fand – oder dass es niemand sonst finden würde.
    Es war, als würde das Haus ausatmen und sich so von dem Salbeigestank befreien. Der muffige Geruch nach Altbau und unebenen renovierten Böden mischte sich mit den durchdringenden Ausdünstungen der Kyphii und dem angenehmen, schwachen Duft eines Hauses, in dem Menschen sich wohlgefühlt hatten. Auch Synth-Hasch nahm meine Nase wahr – sie hatte geraucht, aber vermutlich nicht in Gegenwart des Kindes.
    Wo genau hielt sich Gabes Tochter auf? Hatte man sie entführt? An einem sicheren Ort, hatte Gabe gesagt. Ich fragte mich, wo das sein mochte, und hoffte, dass der Ort auch wirklich sicher war.
    Was, zum Teufel, ist hier bloß los?
    Ich steckte alles ein. „Gehen wir.“

11
     
     
    Leander war noch immer nicht ins Hotel zurückgekehrt, und Lucas war nirgendwo zu entdecken. Ohne McKinley auch nur eines Blickes zu würdigen, betrat ich die Suite, in der ich geschlafen hatte. Ich ließ mich aufs Bett fallen, legte das Schwert sorgfältig neben mich und holte Eddies Mordakte aus meiner Tasche. Sonnenstrahlen perlten durchs Fenster herein und bildeten ein schmales Lichtviereck auf dem Teppich.

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