Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
gesetzt und versuchte, meine Aura möglichst nah und verschlossen zu halten, um die Magi nicht mehr als unbedingt nötig in Angst und Schrecken zu versetzen. Immerhin hatte sie gerade eine Teildämonin, einen Nekromanten und Lucas in ihre Wohnung gelassen. Vermutlich ging sie davon aus, dass sie mit dem Nekromanten fertig werden würde – Leander war ein Mensch, genau wie sie. Aber was dann …
    Lucas warf mir einen schrägen Blick aus seinen gelben Augen zu und strich sich das strähnige Haar aus der Stirn. Sein Atem ging wieder gleichmäßig, und er sah aus wie der Albtraum eines jeden Psions. „Sag ihr einfach, was du mir erzählt hast, Carlyle.“
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und musterte mich. Die Waffe zitterte ein klein wenig, genau wie ihr Ärmel, und ihre Aura war kurz davor, hart und kristallin zu werden und sich zu verschließen. An der Kehle war unter ihrer feuchten, sterblichen Haut ihr Pulsschlag deutlich zu erkennen. Habe ich auch so ausgesehen, als ich Lucas in Rio getroffen habe? Habe ich so auf Japhrimel gewirkt? So zerbrechlich und verängstigt? Und der noch viel unangenehmere Gedanke: Wirke ich immer noch so auf ihn? Kann er meine Angst riechen, und führt sie ihn in Versuchung wie ihre Angst mich?
    „Ist die Schuld damit beglichen?“ Auch ihre Stimme zitterte. In diesem Gebäude lebte kein weiterer Psion, und die psychisch dichte Atmosphäre sorgte dafür, dass ihre Sicherheitssysteme unsichtbar blieben. Sie war fast vollständig verborgen, wie ein Skorpion unter einem Stein. Nicht viele Leute würden den Mut aufbringen, in den Tank zu gehen und durch den Dreck dieses Hauses zu waten, um in ihre Privatsphäre einzudringen. Und auch wenn sie den psychischen Lärm und Gestank so vieler dicht an dicht wohnender Menschen ertragen musste, war es ein guter Kompromiss.
    Ich fragte mich, was sie wohl arbeitete, und außerdem fragte ich mich, wie sie es geschafft hatte, diese Wohnung in ein so sauberes, luxuriöses Nest zu verwandeln. So, wie sie die Waffe hielt und sich bewegte, machte sie sicher Kampftraining. Die Erkenntnis, dass ich da jemanden vor mir hatte, der durchaus der Person ähnelte, die ich einmal gewesen war, traf mich wie ein Blitz.
    Vor Rio. Vor Japhrimel.
    „Größtenteils“, sagte Lucas keuchend. „Das war ein großer Gefallen, den ich dir getan habe, Carlyle.“
    Ihre Aura wurde scharf und blass. „Ich habe dich bezahlt“, sagte sie. „Vielleicht schaffe ich es nicht, dich umzubringen, aber ich kann dir ganz schön großen Schaden zufügen.“
    Ärger und Ungeduld stiegen in einer tödlichen Mischung in mir auf. Könnt ihr beiden mal langsam aufhören, damit ich endlich tun kann, was ich tun muss? Ich atmete kurz und heftig ein, um meine Wut im Zaum zu halten. Das Bild von Gabes Leiche, das ich vor Augen hatte, trat ein wenig in den Hintergrund.
    Aber nur ein wenig. Abra würde ich erst nach dem nächsten Sonnenuntergang besuchen, also konnte ich meine Zeit ruhig damit zubringen, etwas über Dämonen und A’nankimel in Erfahrung zu bringen.
    Ich hoffte inständig, dass sie auch etwas über Hedairas wusste. Das gäbe ein richtiges Putchkin-Julfest hier unten in der Bowery, wenn dem so wäre.
    Plötzlich wurde mir bewusst, dass drei Augenpaare auf mich gerichtet waren. Graue Magi-Augen, Lucas’ fast schon gelbe Augen und Leanders dunkle, sorgenvolle, die ich wie ein Gewicht empfand, obwohl er hinter mir stand. Ich musste wohl abgestrahlt haben, obwohl ich versucht hatte, meine Aura geschlossen und bei mir zu halten. „Ich habe keine Zeit für dieses Rumgefeilsche“, sagte ich leise. „Es wäre also nett, wenn ihr noch diese Woche zu einem Ergebnis kommen könntet.“
    Lucas zog eine Augenbraue in die Höhe. „Sag ihr, was du mir erzählt hast, Carlyle. Ich verspreche, mich nicht plötzlich zu bewegen. Außer du wirst wieder nervös.“ Das Lächeln, das sich auf seinem bleichen, schmalen Gesicht ausbreitete, ließ sogar mir einen Schauder über den Rücken laufen.
    Sie räusperte sich. Der Geruch ihrer Angst brachte das Mal an meiner Schulter zum Pulsieren – ein angenehmes Gefühl. Kam das daher, dass sie eine Magi war? Damals war ich fast in Polyamours Pheromonen ertrunken; das Gefühl, das ich dieses Mal verspürte, war intensiver, wie eine Mischung aus Synth-Hasch und Thyolin.
    Ein Stimulans, wie Chill.
    Wieder räusperte sie sich. „Es wird geredet. Dämonen drängen durch den Schleier in unsere Welt. Imps werden in immer größeren Mengen

Weitere Kostenlose Bücher