Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
gesichtet, und dann gab es da ein paar … beunruhigende Anzeichen bei den Kollegiumstreffen.“ Wieder glitt ihr Blick über mich hinweg. „Götter. Es stimmt“, flüsterte sie. „Es kann nicht anders sein. Du … du bist auserwählt worden.“
Meine Augenbrauen wanderten fast schon bis zum Haaransatz hinauf. Imps tauchen auf, und sie hat Kollegien erwähnt. Ich dachte, die sind nur ein Mythos, diese geheimen Magigesellschaften, wo man sich trifft, um die Magikarbeiten einzelner Zirkel zu einem größeren Ganzen zu verbinden. Wow. Von einem Moment auf den anderen verlangsamte sich mein Puls, bis er wieder seinen normalen Rhythmus hatte. Endlich kommen wir weiter. „Auserwählt für was?“ Ich sprach mit völlig tonloser Stimme. Beherrscht. Dennoch ließ der raue Honig, der aus meiner Kehle kam, die Luft dunkel werden. Nicht, dass das nötig gewesen wäre – die neundochtigen Kerzen unterhalb von Ganeshs Altar erhellten den Raum fast gar nicht. Immerhin konnte man sehen, dass Ganesh fröhlich mit den Augen zwinkerte.
„Um eine … menschliche Braut zu sein. Ein Fleischweib.“ Ihre Pupillen weiteten sich, und ich hatte das Gefühl, den salzigen Geruch ihrer Angst im Mund schmecken zu können.
Verdammt noch mal, von denen, die ich gejagt habe, hat noch nie jemand so ein Gefühl in mir ausgelöst, egal oh es Psione oder Nomalos waren. Was ist bloß los mit mir?
„Ich glaube, die richtige Bezeichnung ist Hedaira“, korrigierte ich sie trocken, als wüsste ich, wovon ich redete. Mein Smaragd stieß einen einzelnen grünen Funken aus, und sie zuckte zusammen. „Erzähl mir doch einfach alles, was du darüber weißt, und außerdem alles, was du über die Imps und die beunruhigenden Zeichen’ erfahren hast. Ich bin sicher, Lucas würde das völlig zufriedenstellen.“
Sie sah Lucas an, dann mich. Unter der karamellfarbenen Oberfläche waren ihre Wangen käsig und bleich. Dann – sehr viel tapferer, als ich an ihrer Stelle gewesen wäre – schob sie den Sicherungsbügel ihrer Waffe nach unten, bis er mit einem klickenden Geräusch einrastete. „Viel weiß ich nicht. Aber was ich weiß, werde ich dir erzählen. Und damit ist die Schuld beglichen, Villalobos.“ Trotzig hob sie das Kinn. „Wenn irgendjemand, egal ob Magi oder Dämon, wüsste, dass ich mit euch rede, wäre mein Leben nichts mehr wert, nicht mal eine Tüte mit Tank-Abfall.“
„Abgemacht“, keuchte Lucas. „Ich lasse dich sogar allein mit ihr reden.“ Sein breites, zufriedenes Grinsen war furchterregend. „Ist deine Küche immer noch da drüben?“
Ihre Hände zitterten, aber sie wandte den Blick nicht ab. Allmählich fing ich an, sie zu mögen. „Trink nicht den ganzen Wein aus, du gieriger Dreckskerl. Und rühr ja nichts an. Für dich gilt das Gleiche, Nekromant.“ Sie verzog zwar nicht den Mund, klang aber trotzdem verächtlich. Ich war erstaunt – normalerweise reden Psione nicht so geringschätzig mit anderen Psionen.
Andererseits war bei dieser Frau – selbst für eine Magi – nur sehr wenig normal.
Lucas schlurfte geräuschvoll aus dem Zimmer. Leander berührte mich an der Schulter, bevor er ihm folgte, eine seltsame Geste, auf die ich erstaunlicherweise nicht ungehalten reagierte.
Sofort wurde Carlyle ruhiger. Sie steckte die Waffe ins Holster und trat ein paar Schritte vom Altar weg. „Wann ist das passiert? Die Umwandlung? Du bist keine Magi, wie hast du den Dämon bloß dazu gebracht? Welcher Dämon war es? Kannst du ihn immer herbeirufen, wann du willst, oder …“
Was, zum Teufel? „Ich bin hier, um Antworten zu bekommen, nicht, um ausgequetscht zu werden“, sagte ich frostig. Der Kyphii-Geruch erinnerte mich an Gabe, und der Schmerz, den ich plötzlich in meiner Brust verspürte, ließ mir das Wasser in die Augen schießen. „Mach so weiter, und du schuldest Lucas noch mehr.“
Wieder zuckte sie zusammen, und das Haar fiel ihr in einer sanften Welle in die Stirn. Dann riss sie sich zusammen. „Darf ich es sehen?“
„Was?“
Wurde sie rot? Sah fast so aus. „Das … das Mal. Falls es nicht an einer … heiklen Stelle sitzt.“
Wie bitte? Ich zog mit der rechten Hand das Hemd zur Seite und öffnete einen Knopf, damit sie den Ansatz der hin und her gleitenden, flüssigen Narbe sehen konnte, die Japhrimels Mal in der Vertiefung an meiner linken Schulter darstellte. „Manchmal tut es weh.“ Das Mal ist also etwas, was dazugehört. Aber ich habe es von Luzifer bekommen, als er Japhrimel zu meinem
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