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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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altmodisches Glück der Schlüssel, um das selbst erschaffene Wunderwerk zu überleben.
    Die Geistererscheinungen zogen sich allmählich zurück, ihre rauchigen Formen lösten sich auf. Während sich ihre Münder zu lautlosem, durchdringendem Schreien öffneten, lenkte mich die Psinergie wie einen Fluss in einem Kanal. Ich sog Notra Dama tatsächlich alle Psinergie ab und richtete die Energieflut auf das Ziel, die Einfriedungen der Welt zu durchbrechen, die bereits hauchdünn, aber aus einem kräftigen, unverwüstlichen Material waren.
    Das Messer vibrierte in meiner Tasche, ich konnte es als Schmerz in meinen Zähnen und Knochen spüren. Fudoshin antwortete mit einem ganz eigenen Summen, als Echo auf die Runen im Kreis. Sie bewegten sich jetzt so schnell, dass sie einen goldenen Ring bildeten, einen Reif aus Feuer. Durch Kette und Schuss des Zaubers lief ein dünner roter Faden und zog ihn fester und immer fester.
    McKinley schrie irgendetwas, aber ich achtete nicht auf ihn. Ich war zu vertieft in den Zauber. Mehr und mehr Psinergie sammelte sich und bahnte sich gewaltsam einen Weg durch meine angeknacksten Schutzschilde, und die kaum vernarbten Flecken in meiner Psyche begannen unter dem Druck zu dampfen. Ich war wie ein zu kleiner Handschuh für die Hand, die in mich eindrang. Aber die Magik interessierte sich nicht für menschliche Grenzen, das Gefüge meines Geistes bog sich und gab unter der Belastung nach …
    … genau in dem Moment, als der Stoff, aus dem die Wirklichkeit bestand, zerriss und sich ein senkrechter Schlitz öffnete, mit einem Geräusch, als würde ein überlasteter Seidenfallschirm reißen.
    Wieder schrie McKinley irgendetwas Unverständliches. Die zweite Hälfte des Zaubers rastete ein – tief in den Boden des Tempels getriebene Anker. Die Steine stöhnten auf, und einen endlosen, grauenhaften Moment lang fühlte es sich an, als würde sich die gesamte Stadt durch meinen ungeschützten Schädel rammen. Die Anker hielten, und an den Rändern des Loches, das ich gerade in die Welt gesprengt hatte, krümmte sich die Wirklichkeit.
    In dem langen Tunnel leuchtete ein seltsames, zielloses orangefarbenes Licht. Eisige Höllenhitze schlug heraus, ließ den Boden knacken und versuchte, sich auf die Kälte der Sterblichen zu stürzen. Aber der Kreis hielt. Zitternd sog er Psinergie durch den Tempel … und aus dem tiefen, volltönenden Herzen der Stadt mit seinen Unmengen von Schmerz, Angst und psychischem Schlamm einer zusammengepferchten Bevölkerung, die seit Jahrhunderten wie in einem brodelnden Kessel auf engstem Raum lebte.
    Das Tor stand offen.
    Ich bin nicht einmal eine Magi, dachte ich voll atemlosem Erstaunen. Jeder Magi, der auch nur einen Pfifferling wert ist, würde mich für das hier bezahlen. Ich habe geschafft, wofür sie Jahre brauchen.
    Verdammt, ich bin gut.
    Als sie herausstürmten, fiel ich nach hinten, und McKinley fing mich auf. Der Tempel stöhnte vor Schmerz. Während sich mein Bewusstsein zu einem Faden verdichtete, schälten sich aus der Dunkelheit leuchtende Augen und Hörner, Federn und lange Arme. Kichernd und in ihrer unangenehmen Sprache plappernd ergriffen die Bewohner der Hölle die Gelegenheit zur Flucht. Das Chaos rannte gegen die Tempelwände an, und Notra Dama setzte all ihre Psinergie in Bewegung, um sich gegen diesen Übergriff zu wehren.
    McKinley zog mich zur Seite. Psychische Dunkelheit flutete gegen die Wände des Tempels, überzog seinen abfallübersäten Boden, und nicht wenige Dämonen hielten in ihrem überstürzten Davoneilen inne, um mich in Augenschein zu nehmen. Der Hellesvrontagent zerrte mich fluchend hinter einen Müllhaufen und versperrte mir so die Sicht auf den Kreis und die flüchtenden Dämonen der Niederen Schar. „Was zum Teufel ist bloß los mit dir?“, schrie er mir ins Ohr, gerade als der Tempel erneut erbebte. Das Knacken, mit dem die Verbindung zwischen mir und dem Kreis riss, war eine Riesenerleichterung. Mein Geist zog sich hinter die von Japhrimel geborgten Schutzschilde zurück.
    Schon wieder ein Anlass, bei dem sich mein Gehirn eigentlich in Weizenmehl hätte verwandeln müssen. Was habe ich doch für ein Glück.
    Die Türen würden so lange offen bleiben, wie die Zubringerleitungen, die sie mit Psinergie versorgten, dem Druck standhalten konnten, bevor sie sich mit einem Schlag verschlossen und der Stoff, aus dem die Wirklichkeit bestand, seine Struktur wiederherstellte. Die Dämonen würden hindurchfluten, und da Luzifer

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