Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
Kiefermuskulatur lockerte sich ein wenig, sodass ich sprechen konnte. „Er hat mich durch eine Tür und in die Hölle geschleift.“
    „Was ist passiert?“
    Sanft berührten seine schwieligen Finger meine Wange, fuhren mein Kinn entlang und glitten hinunter zu meiner Kehle.
    Damals, als ich noch ganz und gar Mensch war, hatte ich einen breiteren Nacken gehabt, und die Muskelstränge, die sich vom Schläfenbein über das Brustbein bis zum Schlüsselbein erstreckt hatten, waren gut entwickelt gewesen. Jetzt waren Halswirbelsäule und dämonische Knochen so konstruiert, dass sie stärkere Schläge aushalten konnten, und auch die Muskeln verliefen etwas anders, um größere Hebelkraft und mehr Beweglichkeit zu gewährleisten.
    Japhrimels warme Finger schmiegten sich an meine Kehle, und sein Daumen strich über die Stelle, an der sich die ganze Anspannung gesammelt hatte. Als ich schluckte, drückte sich mein Kehlkopf gegen seine Handfläche.
    Ich riss die Augen auf und blickte in sein vertrautes und gleichzeitig erschreckend fremdes Gesicht, und es dauerte den Bruchteil einer Sekunde, bis ich ihn erkannte.
    Was sollte ich ihm sagen? Wie sollte ich das in Worte fassen?
    „Er hat mir wehgetan“, flüsterte ich. „Dann bin ich aus der Hölle herausgefallen, und Lucas hat mich gefunden.“
    „Er hat dir wehgetan?“ Ruhig und leise, als könnte ich nicht das leichte Zittern spüren, das seine Knochen vibrieren ließ. Seine grünen Augen glühten, bis sie aussahen wie …
    … wie seine. Wie die von Luzifer. Als könnten sie mich bis auf die Knochen ausziehen und verbrennen, bis nicht mal mehr Asche von mir übrig blieb. Ich spürte, wie meine Muskeln sich einer nach dem anderen verkrampften, während ich in seine Augen starrte.
    Sehr sanft und mit der menschlichsten seiner Stimmen sagte er: „Erzähl es mir, Geliebte. Erzähl mir, was dir angetan worden ist.“
    Die Worte wollten einfach nicht kommen. Sie saßen in meiner Brust wie ein Ei aus Stein, wie die Schwere in meinem Bauch, wie die verräterische Schwäche meines treulosen Körpers. Ich roch Zimt und Moschus – den kräftigeren Geruch von Japhrimels Pheromonen, überlagert von meinen leichteren, die gemeinsam eine Blase bildeten, in der ich mich sicher und aufgehoben fühlte. Die Wände knirschten und stöhnten, als Japhrimels Aura sich ausdehnte und die Luft schwarz färbte.
    Ich hielt seinem Blick stand, was mir nur gelang, weil sich im Hintergrund seiner grünen Augen, direkt im Zentrum der gleißenden Dunkelheit, die seine Pupillen bildete, noch eine andere Dunkelheit bewegte.
    Bevor er mit Luzifer ausgehandelt hatte, dass er seine dämonische Psinergie zurückerhielt, waren seine Augen dunkel wie die eines Menschen gewesen, und genau dieses Menschliche in ihnen sah ich jetzt. Die Dunkelheit war nicht von dem grünen Licht verschluckt worden, das sich über seine Iriden ergoss.
    Sie war da, und zwar unter dem Licht. Wieso war mir das bisher nie aufgefallen?
    „Er hat mir wehgetan.“ Dieses Kleinmädchengeflüster kam nicht von mir. Konnte nicht von mir kommen. „Ich will nicht darüber reden.“
    Seine Hand löste sich von meiner Kehle und hinterließ ein kaltes Gefühl. „Dann musst du auch nicht.“ Sein Ton war immer noch samtweich, und die darunter verborgene Schärfe war nicht gegen mich gerichtet. „Wenn du irgendwann darüber reden möchtest, werde ich dir zuhören. Aber beantworte mir doch noch Folgendes: Hast du wirklich nichts vom Fürsten oder von seinen Dienern angenommen, absolut nichts?“
    Natürlich nicht. Niemand, der halbwegs bei Verstand ist, nimmt ein Geschenk von einem Dämon an. Außer mir natürlich. Ich hatte so oft Geschenke von Japhrimel angenommen, dass ich sie schon gar nicht mehr zählen konnte.
    „Nein“, antwortete ich flüsternd. „Mit Annehmen hatte das nichts zu tun, Japhrimel.“ Und wenn du mich das noch mal fragst, fange ich an zu schreien.
    „Er hat dir bloß … wehgetan?“
    „Mir hat es gereicht. Ich habe doch gesagt, ich will nicht darüber reden.“ Ich drehte mich auf dem Absatz um, machte zwei Schritte auf das Badezimmer zu, blieb dann unsicher stehen. Trotz der Dusche fühlte ich mich plötzlich ekelhaft schmutzig.
    „Wir sind noch nicht fertig.“
    Das Mal an meiner Schulter pulsierte sanft vor sich hin. Meine Ringe funkelten im Licht, und unter dem sanften Druck von Japhrimels Aura beruhigte sich auch meine.
    Nur er hielt mich noch zusammen, dieser Mantel aus dämonischer Psinergie, der mich wie

Weitere Kostenlose Bücher