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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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… es stank nach Dämon, die Ausdünstungen eines Höllensprosses erfüllten die Tunnel mir ihren gebogenen Dächern und den mosaikverzierten Wänden. Sich wiederholende geometrische Muster bildeten Grenzlinien zwischen Gartenszenen und dem blauen Himmel. Immer wieder war die Sonne dargestellt, geformt aus einem seltsamen goldenen Metall, das in regelmäßigen Abständen einen würzigen Duft absonderte und die Wege beleuchtete.
    Der Stil, in dem all das gehalten war, mutete seltsam an. Die Art, wie die Figuren stilisiert waren, erinnerte an Egyptianica, die Mosaike dagegen waren eher der Ära Byzantin nachempfunden. Fantasievögel aus der sudromerikanischen Volkskunst vermischten sich mit Renaissancelöwen und assyrianischen Greifen, die auf meeresähnlichen Rasenflächen aus grünem Plasilica herumtollten.
    Überall tauchte die Frau mit dem blutfarbenen Haar auf. In den Gärten schaute sie hinter Bäumen hervor, sie stand da und hielt das Gesicht der Sonne entgegen oder blickte aus traurigen, unergründlichen Augen, die liebevoll aus Obsidiansteinchen zusammengesetzt waren, auf die Tunnel. Es musste unvorstellbar viele Jahre gedauert haben, all diese Wände mit solch kleinen Teilchen zu pflastern, von denen jedes so eingepasst war, dass ein überwältigender Gesamteindruck entstand.
    Das grenzte schon an Besessenheit und war durchaus ein bisschen beängstigend.
    Ich hatte meine Jeans zugeknöpft und stolperte jetzt hinter Sephrimel her. Jedes Mal, wenn mein Blick auf die Frau fiel, zuckte ich zusammen. Sie war wirklich überall, und immer trug sie dasselbe weiße Kleid. Es war, als würde man von einem Geist verfolgt, und allmählich wurde mir schwindelig. Währenddessen lotste Sephrimel mich durch ein Gewirr von Tunneln immer tiefer und tiefer, was meinen Orientierungssinn noch mehr durcheinanderbrachte.
    Wie lange lebte er wohl schon hier unten? Denn es schien nicht sehr wahrscheinlich, dass jemand anderes als er all dies geschaffen hatte.
    Einen besseren Zeitpunkt, das zu fragen, würde es nicht geben. „Wie lange lebst du schon hier unten?“ Schließlich kann ich dir genauso gut ein paar Informationen aus der Nase ziehen.
    Er zog die Schultern hoch, behielt seinen gleichmäßigen Schritt aber bei. „Nicht sehr lange. Früher stand hier eine Stadt, die man die Ewige nannte, aber keine von Sterblichen erbaute Stadt ist ewig. Ich war auch in Babylon.“ Bei einer Gabelung blieb er stehen, bevor er sich für die rechte Abzweigung entschied, die uns noch tiefer hinunterführte. Die Frau – Inhana – schaute hinter einem Feigenbaum hervor und lächelte uns schüchtern zu. Das hin und her gleitende Mal, von dem ich annahm, dass es den Namen ihres Gefallenen darstellte, zog sich in Form eines Lapislazuli über die sanfte Rundung ihrer Hüfte.
    Japhrimel hat sie umgebracht. Ich sehe Bilder einer Frau, die er umgebracht hat. Sekhmet sa’es, wie viele Menschen mag er getötet haben? Und zählen die anderen Dämonen auch?
    So hatte ich das noch nie gesehen. Aber ihr Lächeln, das in endloser Folge in diesen verschlungenen Gängen festgehalten war, traf mich jedes Mal wieder wie ein Hieb mit dem Vorschlaghammer. „Also hast du … sie ist gestorben, und du hast überlebt.“ Klasse, Danny. Erinnere ihn an den Tag, der vermutlich der glücklichste in seinem ganzen von vielen Kämpfen geprägten dämonischen Leben war.
    „Das nennst du überleben?“ Sephrimels sarkastische Stimme hallte von den gefliesten Wänden wider. „Ich blute aus, durch die Wunde, die ihr Tod hinterlassen hat, Hedaira. Ich wandere durch eine Welt, die sich verdunkelt, und bewege mich auf den Tod der Sterblichen zu. Luzifer hat mich am Leben gelassen. Als Warnung, und um mich umso schlimmer zu bestrafen.“
    „Ich dachte, er hätte seit einiger Zeit keine Gefallenen mehr.“
    „Ich war der Dritte.“ Sephrimel streckte eine seiner dünnen Hände aus und strich über die Wand, als berührte er die Brust einer Geliebten. Die Röte stieg mir ins Gesicht, und ich musste den Blick senken. „Sicherlich nicht der Letzte, und ich wurde nicht als der Geringste unter uns betrachtet. Ich half bei der Entstehung des Messers und hatte gedacht, mein Diebstahl wäre nicht bemerkt worden. Wie viel hat der Sippenmörder dir erzählt?“
    Messer? Unruhig schob ich den Riemen meiner Tasche an meiner Schulter zurecht. Ich hatte schließlich beschlossen, die Fetzen meines Hemds zusammenzubinden wie bei Gypsy Roens Bauchtanz-Kostüm, das die Taille freiließ.

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