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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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verblasste noch mehr, und dann hörte ich ein weiteres Geräusch: ein Knistern, Flammen, die etwas verschlangen. Der Geruch verbrannten Papiers und ein anderer, heißender Gestank ließen die Luft orangefarben aufleuchten, und ich drehte mich mit wehenden Haaren um und …
    … befand mich unter der Erde. Das erkannte ich daran, dass es nicht die geringsten psychischen Schwingungen gab. Als ich die Augen öffnete, blendete mich goldener Kerzenschein. Die unerträgliche Schwere war verschwunden, aber ich fühlte mich völlig zerschlagen und wie überdehnt.
    „Du wirst leben.“ Der weißhaarige Dämon stand über mich gebeugt, und seine Klauen tasteten an meinen Handgelenken nach einem Puls.
    Was zum Teufel?
    Eine Wand aus Stein erhob sich zu meiner Rechten. Ich lag auf etwas unnachgiebig Hartem, und Kälte kroch mir unter die Haut. Mein Rüstzeug war verschwunden, und aus meiner Kleidung schlug mir der faulige Gestank meines Blutes entgegen. Meine Schulter pulsierte, als wolle sie mir Mut machen, und ein weiterer Psinergiestrom ergoss sich über meine Haut.
    Ich leckte mir über die Lippen. Das Gesicht des Dämons war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Lange, dünne Nase, breiter, dünner Mund, eingefallene Wangen und diese Augen, in denen sich unendliches Leid widerspiegelte und deren Blick wie ein Schuss in den Bauch war. Eine dicke Strähne seines weißen Haars rutschte ihm über die Schulter, strich mir über die Wange und weiter hinunter über die harte Oberfläche, auf der ich lag.
    Na gut, ich gebe es zu. Ich schrie wie eine nicht gemeldete Hure, die dabei erwischt wird, wie sie ihren Zuhälter hintergeht. Außerdem versuchte ich, mich aufzurichten und ihm eine zu knallen.
    Geschmeidig wich er dem Schlag aus. Ich krabbelte rückwärts das Podest entlang, bis ich mit dem Rücken gegen eine raue Wand stieß. Ich raffte mein zerfetztes Hemd zusammen und stellte fest, dass meine Jeans aufgeknöpft und bis zu den Knöcheln mit verkrustetem Blut getränkt war. Als mein Kopf wieder klarer wurde und ich nach Luft schnappte, erstarb der Schrei.
    „Ich hatte vergessen, wie zerbrechlich sie sind“, sagte der weißhaarige Dämon nachdenklich. „ Avayin, Hedaira. Du bist gesund und munter.“
    Er hatte recht. Narben liefen kreuz und quer über meinen Bauch, die goldene Haut war mit dünnen weißen Linien überzogen. Es sah aus, als hätte man meinen Bauch durch einen schlecht eingestellten Laserschneider gejagt. Ich legte die Handfläche auf das warme Fleisch, und dann merkte ich, dass meine Brüste entblößt waren, zog das Hemd fest um mich zusammen und starrte ihn mit offenem Mund an.
    Was zum Teufel? Eben fallen mir noch die Eingeweide heraus, und jetzt … was?
    „Weißt du, wer ich bin?“ Er wich nicht zurück, sondern stampfte am Rand des grob gemeißelten Steinquaders, auf dem ich kauerte, auf mich zu. Die Wände waren ein einziges Farbenmeer. Sie bestanden aus kleinsten Teilchen von Steinen, Plasstahl, Plasilica und anderen zerbrochenen Gegenständen, die jede nur denkbare Farbe hatten, und in diesem Mosaik, das mit seinen schreienden Farben die gesamte Kuppel bedeckte, wirbelten Gestalten umher. Darunter standen dunkle Holzregale, auf denen Unmengen von Schriftrollen lagen, die nach verwesender Tierhaut rochen und offensichtlich völlig wahllos hineingestopft worden waren. Die einzigen Stellen, an denen sich keine Regale befanden, waren eine niedrige Holztür und der Stein, auf dem ich hockte.
    Die Kuppel selbst war ebenfalls beeindruckend – ein geriffeltes Gemach, das mindestens neun Meter hoch war. An ihrem höchsten Punkt glitzerte etwas matt, etwas, das wie flackerndes, glühendes Gold aussah. Es wirkte so fremdartig, dass es bestimmt von Dämonenhand hergestellt war, genau wie die Bögen des Gewölbes.
    Wieder schnappte ich nach Luft. Verzweifelt überlegte ich, was ich sagen sollte. Was dann schließlich aus meinem Mund kam, war beinahe so beschämend, wie es beruhigend war, denn es klang voll und ganz nach mir.
    „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du nicht Father Egyptos bist, mein Lieber. Du siehst aus wie ein Sk8ter, der das mit der Haarpracht irgendwie falsch verstanden hat.“ Die Worte hallten von den Mosaiken wider, auch wenn meine Stimme nur noch ein müder Abklatsch meines einst so kehlig klingenden Organs war. Verzweifelt blickte ich mich nach Japhrimel um. Er war nirgendwo zu sehen.
    Ich war allein unter der Erde, und vor mir stand ein Dämon mit Rastazöpfchen.
    Du hättest dir

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