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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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darüber, wo ich mich aufhielt, würden einen guten Preis erzielen. Da ich mich seit unserer Ankunft in Paradisse nicht aus diesem Zimmer bewegt hatte, konnte ich mir nur vorstellen, was da vor sich ging. McKinley war einmal draußen gewesen, um Vorräte zu besorgen, hatte aber keine Scheide mitgebracht, sondern war blass und ein wenig zittrig sowie nach Dämon und Adrenalin riechend zurückgekehrt. Er hatte Essen, mehrere Flaschen destilliertes Wasser und zwei Medisets dabei. Und er war mir nicht böse, als ich ihn an der Tür mit einer Projektilwaffe empfing, den Finger am Abzug, in der anderen Hand das Messer.
    Inzwischen konnte ich ihn ein wenig besser leiden, aber das war immer noch nicht sonderlich viel. Immerhin verstaute ich das in seiner Scheide steckende Messer in meiner Tasche. Das pulsierende Flüstern des Dings machte mich nervös, und ich war auch so schon kurz davor, die Nerven zu verlieren.
    Dafür gab es ja auch so manchen Grund, und mein blankes Schwert machte die Sache auch nicht besser.
    Ich hielt die Armlehnen umklammert. Das Zimmer befand sich in einer heruntergekommenen kleinen Pension tief in einer der übelsten Gegenden der Darkside, in der es genügend Schmerz und Verzweiflung gab – ganz zu schweigen von verbotenem Sex, Gewaltausbrüchen und sonstigem psychischem Krach –, sodass meine Aura fast unter der Umgebungspsinergie begraben wurde. Das Zimmer war spärlich möbliert, nur mit einer Liege, dem Stuhl, auf dem ich saß, und einem wackeligen Tisch, der nur aus Holzsplittern und Leim bestand. McKinley hatte sich angewöhnt, auf dem Boden zu schlafen, die Hand am Griffeines Messers. Beim leisesten Geräusch hoben sich seine Augenlider.
    Ich schlief nicht.
    Stattdessen schloss ich die Augen und atmete, wobei mir das rote, flammende Band in den Tiefen meines Bewusstseins ein gewisser Trost war. Es war ein ähnlicher Trost wie das blaue Leuchten des Todesreichs, die aufsteigenden, durchsichtigen Filigranmuster, die von der Aufmerksamkeit meines Gottes zeugten. Mein Schwert summte leise vor sich hin, das Messer brummte in seiner Scheide und antwortete auf jeden Ausschlag meiner Wut. Ab und zu bewegten sich meine Finger und berührten die geschwungene Oberseite des Katana, und das warme Metall reagierte wie eine schnurrende Katze.
    Warten ist immer das Schwierigste, egal ob bei einer Kopfgeldjagd oder einem Kampflauf. Dass die Gedanken immer um dasselbe kreisen, kann einen in den Wahnsinn treiben. Wenn dann noch McKinley auf und ab tigerte, aus dem Fenster starrte oder mit halb offenen Augen schlief, reichte das aus, um meine Nerven in hauchdünne Fäden zu verwandeln.
    Wobei sie schon vorher nicht viel mehr gewesen waren.
    Ich glitt vom Stuhl und setzte mich im Schneidersitz auf den Boden. Meine Tasche hing an den Stuhlbeinen herunter wie ein verlorenes kleines Leinenhäufchen. Ich öffnete die obere Klappe, legte das Schwert in Reichweite neben mich und durchforstete die Tasche nach meinem blauen, fest verknoteten Seidentuch.
    Der Stoff roch nach Kyphii, Waffenöl und die Nase reizendem menschlichem Schweiß, gemischt mit einem Hauch Dämonenwürze. Ich musste eine Zeit lang an den Knoten herumzupfen, bevor sie nachgaben und sich meine abgegriffenen Tarotkarten mit der blau-schwarzen Kreuzschraffierung auf der Rückseite aus dem seidenen Nest herausschälten.
    Ich hob sie hoch, glättete die Seide und mischte. Mit einem schnalzenden Laut fielen die Karten ineinander. McKinley versteifte sich und drehte den Kopf, um mir zuzuschauen. Im Profil sah er beinahe hässlich aus mit der dünnen Nase, den schwarzen Ringen unter den Augen und dem verkniffenen Mund.
    Schon eine Ewigkeit hatte ich die Karten nicht mehr in die Hand genommen. Während ich mit Japh in Toscano lebte, schien ich sie nicht zu brauchen. Und seit er mir erklärt hatte, dass Luzifer Wert auf meine Dienste legte, hatte ich nie Zeit zum Nachdenken, geschweige denn für Divination gehabt.
    Wieder mischte ich die Karten, und das Schnalzen hallte laut in dem leeren Zimmer wider. McKinley schwieg.
    Die Karten teilten sich fast von selbst aus. Zwei der Schwerter. Der Tod. Mit einem Totenkopfgrinsen, das im Unterschied zu sonst eher gequält als frech wirkte. Der Turm, schreiende Gesichter und zerfallene Steine. Die Karte des Teufels flatterte hoch, als ich sie niederlegte, obwohl kein Lüftchen wehte.
    Die nächste Karte war leer.
    Das ist doch sinnlos, Danny. Das sagt dir nur, was du bereits weißt. Meine Ringe funkelten, und die

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