Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Kilian
und stand auf.
Danyel schnaubte belustigt.
„Was ist denn daran witzig? Ich habe so etwas
bis vor drei Stunden noch nie gesehen!“
Danyels Mimik änderte sich. Nun blickte er
Kilian ermahnend an. Hätte er eine Brille getragen, so würde er in diesem
Moment über die Gläser hinwegsehen. Dann räusperte er sich.
„Ich habe dir Essen bringen lassen.“
„Danke.“
Danyel wies einladend in Richtung Vorhang und
Kilian folgte der Aufforderung. Es war das erste Mal, dass sie nebeneinander
liefen.
„War deine Schwester glücklich?“, erkundigte
sich Danyel unvermittelt.
„Ehrlich gesagt nicht. Sie war von Anfang an
dagegen, dass ich ihr meine Zeit schenken wollte. Aber das spielt keine Rolle“,
sagte Kilian und hoffte, einen Ehrlichkeitspunkt zu ergattern.
Danyel gab ein summendes Geräusch von sich, was
ebenso Kenntnisnahme wie auch Unverständnis bedeuten konnte.
Eine Stunde später saß Kilian auf dem Sofa und
fühlte sich pappsatt. Danyel hatte untertrieben, als er von Essen gesprochen
hatte. Ein üppiges Menü befand sich nun in Kilians Magen – Antipasti,
Olivenbrot, Pasta Arrabiata und ein Tiramisu. Er hatte die italienische Küche
schon immer gemocht, doch jeder Versuch, die Gerichte nachzukochen, war
gescheitert. Wo Danyel das Menü aufgetrieben hatte, war Kilian eigentlich egal
– es hatte geschmeckt.
Während er in Danyels Gesellschaft gegessen hatte,
war dieser still gewesen. Ohne aufdringlich zu wirken und ohne selbst etwas zu
essen. Kilian lehnte sich am gemütlichen Polster an und sah Danyel nach, der
zurück in die Küche ging. Kurz darauf kam er mit zwei Gläsern in den Händen
wieder.
„Wein?“, fragte er.
„Ich weiß nicht …“, Kilian blickte skeptisch
drein. Er trank nur selten Alkohol und das aus gutem Grund. Als er noch in der
Ausbildung gewesen war, hatte sich die Berufsschulklasse zu einer Party
getroffen. Kilian hatte zu viel und zu schnell getrunken, was ziemlich peinlich
geendet hatte.
„Es ist nur Rotwein, keine Sorge“, meinte
Danyel und reichte ihm das Glas.
Kilian wollte nicht unhöflich sein und vor
allem wollte er sein Gegenüber nicht verärgern, indem er ablehnte. Also nahm er
den Wein an. Danyel setzte sich mit etwas Abstand zu ihm und sah ihn von der
Seite an. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, doch es erschien Kilian
nicht unangenehm.
Er nippte vorsichtig an dem Glas. Der Wein
besaß eine fruchtige Süße und eine leicht herbe Note. Ein angenehmer Kontrast.
Er drehte den Kopf und wollte Danyel sagen, dass ihm der Rotwein schmeckte,
doch dessen Augen sorgten dafür, dass die Worte unausgesprochen blieben. Das
Türkis erschien ihm strahlend und unnatürlich, sodass er Danyel mit offenem Mund
anstarrte. Das Leuchten der Augen ließ nach, dann blinzelte Danyel.
„Ich habe Verpflichtungen“, sagte er nur, als
er Kilians Blick einfing.
Der schlussfolgerte sofort. „Die Federn – du
steuerst sie auf diese Weise.“
„Ja, wer sonst?“
„Es war keine Frage“, erwiderte er, zuckte mit
den Schultern und trank einen weiteren Schluck.
„Stell das Glas ab.“ Keine Bitte, eine
Forderung.
Er kam dem nach und wunderte sich, dass er
trotz der aufsteigenden Nervosität nichts verschüttete. Kaum hatte der Fuß die
Tischplatte berührt, wurde Kilian unsanft zurück gegen das Polster gezogen.
Danyel umfasste seine Handgelenke, dirigierte die Arme nach oben und schob die
Hände hinter Kilians Kopf.
„Die bleiben dort, wo sie sind“, befahl Danyel
leise und ließ die Gelenke los.
Kilian glaubte, ihm müsste das Herz aus der
Brust springen, so heftig schlug es. In ihm herrschten die widersprüchlichsten
Gefühle. Überraschung, aufkeimende Leidenschaft durch die Berührung, leichte
Panik wegen Danyels dominanter Art, Angst vor dem Kommenden, Vorfreude aus dem
gleichen Grund.
Danyel zog Kilians Shirt aus dem Hosenbund,
streifte es hoch und wickelte es, nachdem es über den Kopf gezogen war, um
Kilians Hände. Er fühlte sich gefesselt, auch wenn er nicht wirklich gefangen
war.
Danyel erkundete mit den Fingerspitzen die
nackte Haut, glitt über den Oberkörper und den Bauch. Die Berührungen
verursachten ein Prickeln in Kilian, das er so nicht kannte. Jeder Hautkontakt
schürte ein Feuer in ihm, Lust und Gier wallten unkontrollierbar auf. Atemlos
folgte er Danyels Bewegungen mit Blicken, biss sich dabei auf die Unterlippe,
um sich im Zaum zu halten.
‚Was macht er nur mit mir?‘, fragte er sich.
Unerwartet zog Danyel seine Hand
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