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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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er zwar, was
er wollte, doch er fühlte sich gar nicht mehr wohl damit. Da half es auch
nicht, dass Danyel ein grandioser Liebhaber war, der Kilian bis in die Sterne
katapultierte.
    Plötzlich fand er sich vor der Tür wieder,
hinter der er all die wertvollen Sachen entdeckt hatte. Er sah sich um. Außer
ihm war niemand da. Er legte die Hand auf die Klinke, doch dann hörte er
Schritte, die sich näherten. Hastig eilte er in die entgegengesetzte Richtung
und versteckte sich hinter einem Vorsprung. Flach atmend, um sich nicht zu
verraten, verharrte er. Das Geräusch kam immer näher und kurz darauf sah Kilian
den Verursacher.
    Dafour.
    Ein selbstgefälliges Grinsen zierte sein
Gesicht. Unter dem Arm trug er eine Kiste, auf der eine Weinflasche abgebildet
war. Kilian traute sich nicht, auch nur den kleinen Zeh zu bewegen. Völlig
unpassend und typisch für eine solche Situation, begann es in seiner Nase zu
kribbeln. Er hielt die Luft an, hoffte das Unausweichliche aufzuhalten. Dann
endlich hatte Dafour die Tür erreicht, öffnete sie und verschwand in dem Raum.
Kilian nahm die Beine in die Hand und rannte. Auf dem untersten Treppenabsatz
konnte er es nicht mehr unterdrücken. Er nieste in die vorgehaltene Hand. Das
Geräusch wurde dadurch zwar gedämpft, hallte aber trotzdem von den nackten
Wänden wider. Draußen angekommen sah er hinter sich, um sicherzugehen, dass
Dafour ihm nicht schon auf den Fersen war. Dem war nicht so. Beruhigt lief er
über den Rasen und atmete erst auf, als er zurück und durch den Vorhang getreten
war.
    Er ließ sich auf das große Sofa fallen und
realisierte erst jetzt, dass die Aktion auch vollkommen anders hätte enden
können. Und noch eines wurde ihm klar: Dafour sammelte das ganze Zeug in dem
Zimmer! Die Möbel, den Schmuck, den Wein …

Fünfzehn
     
    Danyel hatte bemerkt, dass Kilian nach draußen
gegangen war. Er ließ ihn, vor allem weil er nicht wusste, wie genau er nun mit
ihm umgehen sollte. Er kannte das nicht von sich, und es ärgerte ihn. Sonst
beruhten alle seine Entscheidungen und Handlungen auf seinem Willen. Nun aber
wusste er nicht einmal, was er wollte!
    Um sich abzulenken, nahm er sich vor, seinen
Füller mit neuem Blut zu versehen. Im Grunde unnötig, doch die tägliche
Handlung hatte sich so festgesetzt, dass er gar nicht mehr darüber nachdachte.
Auch wenn keiner zum Verhandeln käme, sollte das Schreibgerät gepflegt werden.
Geronnenes Blut würde rasch die Feder verstopfen, was eine intensive Reinigung
nötig werden ließe.
    Das edle Stück aus dem Hause Montegrappa besaß
er seit zwanzig Jahren. Der Korpus bestand aus matt gebürstetem Silber, die
Kappe und das hintere Ende waren mit Perlmutt überzogen. Das Ritual war stets
gleich. Danyel nahm den Füller mit in die Küche, drehte das Endstück, bis der
Kolben sämtliches Blut herausgedrückt hatte, spülte die Feder ab und trocknete
sie. Anschließend nahm er das Messer vom Regal oberhalb der Spüle und das kleine
Glas, welches danebenstand. Ein kleiner Schnitt in die Ader am Handgelenk,
etwas Druck und sein Blut tropfte ins Glas. Dunkelrot. Sein Lebenselixier mit
besonderer Kraft. Die Menge maß er mit den Augen ab, er wusste genau, wie viel
in den Tintentank passte. Ehe er diesen füllte, spülte er sich die Haut ab und
trocknete sie mit einem Stück Küchenpapier. Binnen Sekunden schloss sich der
Schnitt, der in weniger als einer Stunde gar nicht mehr zu sehen wäre. Erst
danach sog er das neue Blut auf, reinigte das Glas und das Messer und brachte
sein Schmuckstück zurück an seinen Platz. Zuletzt hatte er ihn benutzt, um
Kilians Lebenszeit zu kürzen …
    Danach machte er das, was er immer tat. Er
schrieb die Jahrzehnte, Jahre, Monate und Tage der neugeborenen Menschen auf.
Die Namen der Kinder las er, ohne sich auch nur einen davon zu merken. Wozu
auch? Irgendwann kamen diejenigen, die mit seiner Entscheidung nicht zufrieden
waren. Sofern sie einen Termin bekamen. Diesen Diskussionen konnte er momentan
nichts abgewinnen und er war froh, dass er Dafour angewiesen hatte, die
nächsten Termine zu streichen. Wie der, oder Lucia, die für die Post zuständig
war, das gehandhabt hatten, war ihm gleich. Hauptsache, es machte nicht noch
einer von denen Theater an der Tür.
     
    Er hörte Kilian sofort, als er zurückkam.
Kilian eilte von der Tür bis zum Vorhang. Danyel vernahm die Bewegung des
schweren Stoffs, als Kilian hindurchtrat. Es schien, als habe der junge Mann es
eilig.
    Danyel stand auf. Nur um sich

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