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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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    Das Herumsitzen wurde Kilian zu langweilig. Er
verließ das alte Kirchengemäuer und trat in den Garten. Um Dafour nicht
ungewollt vor die Füße zu laufen, ließ er das Gebäude mit Bibliothek und
Sammelzimmer links liegen. Stattdessen erkundete er die Häuser auf der anderen
Seite. Mit Erstaunen bemerkte er, dass keine der Eingangstüren geschlossen war,
und das, obwohl vom Petersplatz aus jeder durch den Durchgang kommen und das
Gelände betreten konnte. Viele Geheimnisse schien Danyel also nicht zu hegen –
im Gegensatz zu Dafour.
    Das erste Gebäude wirkte weitestgehend
ungenutzt. Er fand eine Wäschekammer und einen Vorratsraum. Ein Labor, bei dem
er vermutete, es sei einzig dazu da, Danyels Lebensmittel anzureichern, und
eine kleine Werkstatt. Werkzeuge aller Art, Glühbirnen, Bohnerwachs, Putzeimer
und sonstiger Kram, der zur Reinigung und Unterhaltung des Anwesens diente.
    Je weiter er herumschlenderte, umso mehr
verwirrte es ihn, dass ihm keiner begegnete. Allzu viel Personal konnte es
nicht geben – oder die tägliche Arbeitszeit war vorüber. Er wusste es nicht.
Seine Schritte hallten auf den Böden, die entweder steinern oder mit Holzdielen
ausgelegt waren. Plötzlich erklang Musik, zwar gedämpft, aber deutlich zu
hören. Neugierig suchte Kilian nach deren Ursprung und wurde zwei Gebäude
weiter fündig. Das weiß gestrichene Haus war eindeutig das belebteste. Als er
sich näherte, und dabei einen Blick durch das Fenster warf, erkannte er sofort,
wer dort wohnte. Die Boten.
    Unschlüssig blieb er stehen. Konnte er denn einfach
dort hineingehen? Er konnte nicht abschätzen, wie sie auf ihn reagieren würden.
    „Hey Karl!“, rief unerwartet einer. „Sieh mal,
wer uns hier besucht! Danyels Schoßhündchen.“
    Kilian schluckte. Er hatte weder erwartet, dass
einer der Boten Deutsch sprach, noch fand er die Bezeichnung seiner Person
angemessen. Grimmig zog er die Stirn kraus und sah sich um. Kurz darauf tauchte
der auf, der mit Karl angesprochen worden war.
    „Du hast recht, Werner. Was will der
Blondschopf nur?“, rätselte er.
    Kilian betrachtete ihn. Er wirkte wie Anfang
dreißig, trug dunkles, an den Schläfen leicht meliertes Haar und war leger
gekleidet. Trainingshose und T-Shirt, keine Schuhe, und in der Hand hielt er
einen Weinpokal.
    „Ich wollte den Feierabend-Umtrunk nicht
stören“, murmelte Kilian und drehte sich weg.
    „Wohin willst du denn so schnell, du bist doch
gerade erst gekommen?“, erkundigte sich der Erste, der, während er sprach,
durch die Tür trat.
    Eine Antwort blieb Kilian ihm schuldig, denn
die Erscheinung des Kerls war doch ziemlich imposant und nicht das, was er
erwartet hatte. Vor ihm stand ein Mann, der gut in jede Rockergruppe gepasst
hätte. Das lange, aber schüttere strohblonde Haar zum Zopf gebunden, ein
gepflegter Bart zierte das Gesicht. Die sichtlich muskulösen Beine steckten in
schwarzen Bikerhosen. Den Oberkörper umspielte nur ein offenes, kariertes Hemd.
Passend dazu, als wolle er einem Klischee entsprechen, wurde seine Haut von
Tattoos geziert, deren Machart auf das vorige Jahrhundert schließen ließ. Als i-Tüpfelchen
hielt er ein Bier in der Hand.
    „Na, was ist? Willste auch eins?“
    Kilian schüttelte den Kopf. „Ich trinke nicht.“
    „Das ist aber schade. Wenn du es dir anders
überlegst, kannst du auch einen Pokal Wein haben …“, bot Karl an.
    „Danke, aber nein. Macht ruhig weiter, was auch
immer ihr feiert. Ich wollte nur wissen, wo die Musik herkommt.“
    „Bei uns ist jeden Tag Party. Wer seine Arbeit
schnell macht … Fünf oder zehn Minuten Aufwand in der Stunde“, erwiderte Werner
und grinste. Der Bart hob sich dabei ein Stückchen, was dem strengen Aussehen
des Kerls etwas Witziges verlieh. Dessen Aussage stimmte Kilian allerdings
nachdenklich.
    „Was denn? Pergamente ausliefern, feiern,
Pergamente ausliefern, feiern … und so weiter. Verfliegt ihr euch nicht, wenn
ihr in den Pausen trinkt?“
    „Ach was!“ Karl leerte seinen Wein. „Um
betrunken zu werden, müsste ich schon eine ganze Wanne voll in mich
hineinschütten. Keine Bange, jedes Baby bekommt das richtige Dokument.“
    „Okay. Danke für die Erklärung.“
    „Jetzt habe ich aber eine Frage: Was treibt
dich Jungchen denn in Danyels Arme? Jemanden wie dich hat es hier noch nie
gegeben.“ Werner musterte ihn fragend.
    „Ein Handel, was sonst?“
    Die beiden Boten sahen sich vielsagend an.
Kilian verdrehte die Augen, denn er war fast

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