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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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kurz darauf
wieder zu setzen. Was brachte es, wenn er jetzt zu ihm ging? Er wusste noch
immer nicht, wie er mit dem kleinen Sturkopf umgehen sollte. Er wollte gegenüber dem jungen Menschen nicht das Gesicht
verlieren. Denn das war es, was ihn widersprüchlich handeln ließ. Die Angst,
nicht als das angesehen zu werden, was er war. Zuzugeben, wie ein Mensch eine
Schwäche zu besitzen. Seine harsche Art stand für alles, was er war und sorgte
zugleich dafür, dass er sich von den Menschen abgrenzte. Wäre es eine Schwäche,
sich von Emotionen leiten zu lassen, statt von alten eingefahrenen
Verhaltensmustern?
     
    h
     
    Mit Blick auf den künstlichen Sternenhimmel,
der schwach glomm, gab sich Kilian seinen Grübeleien hin. Er hatte keinen
Zweifel daran, dass all die kostbaren Sachen in dem Raum von Dafour gehortet
wurden. Nur warum? Und was ihm noch wichtiger war, wusste Danyel davon? Wo auch
immer Dafour die Sachen her hatte – es interessierte Kilian brennend, weshalb
er sie bekam. Der Herr der Boten wirkte nicht unbedingt vertrauenerweckend,
eher abschreckend. Vom ersten Moment an war er Kilian unheimlich gewesen. Die Warnungen
seitens Dafour, er solle nicht schnüffeln, sprachen dafür, dass Danyel nicht
eingeweiht war. Auch den Übergriff sah Kilian als Zeichen, dass Dafour etwas zu
verbergen hatte.
    Da Kilian keinen von beiden fragen konnte, ohne
mit dem Vorwurf konfrontiert zu werden, er habe tatsächlich geschnüffelt,
wollte er sein Wissen für sich behalten. Vorerst. Sollte Dafour ihn erneut
angreifen, könnte er ihn damit konfrontieren und sehen, wie der darauf
reagieren würde. Denn er glaubte nicht, dass die Möbel, der Schmuck und die
restlichen Dinge Geschenke waren. Kilian fiel nicht ein Grund ein, weshalb man
den Weißhaarigen beschenken sollte. Vielleicht war alles gestohlen? Nein, das
konnte er sich nicht vorstellen. Es musste einen anderen Grund geben.
    Um die Grübeleien zu vertreiben, stand er auf
und ging in die Küche, um sein spätes Frühstück zu genießen. Das Tablett stand
noch genauso da, wie er es zurückgelassen hatte. Bewaffnet mit den leckeren
Sachen hockte er sich an den Tresen und vermied es, seine Gedanken erneut zu Dafour
wandern zu lassen.
    Zuerst machte er sich über den Lachs her, der
vorzüglich schmeckte, auch wenn er nicht mehr gekühlt war. Anschließend belegte
er sich das Vollkornbrötchen mit Käse und schnitt eine Tomate drauf. Die kleine
Flasche Orangensaft leerte er nebenbei und hob sich das Frühstücksei bis zum
Ende auf. Bei sich zu Hause würde er sich ein solches Frühstück nie machen. Das
bestand meist aus zwei Scheiben Toast und einer Tasse Kaffee, wenn er überhaupt
etwas aß, ehe er sich auf den Weg zur Arbeit machte. Viel zu oft hatte er
länger geschlafen, als er sollte, und deshalb unterwegs ein belegtes Brötchen
oder Teilchen gekauft. Auch bei seiner Mutter hatte es solche Auswahl nie gegeben.
Müsli und Obst waren ihr Credo, wenn es darum ging, gut in den Tag zu starten.
Ein Punkt, den er ihr wirklich zugutehalten musste. Denn so knapp die
Familienkasse manchmal gewesen war, hatte sie immer auf gesunde und ausgewogene
Ernährung bestanden. Ihm wurde das Herz schwer, wenn er an sie dachte.
Irgendwie verstand er sie auch. Von Anfang an hatte sie sich damit abgefunden,
dass sie Monja gehen lassen musste. Plötzlich war es genau umgekehrt.
     
    h
     
    Monja hatte eine wahre Odyssee hinter sich. Bei
der Polizei hatte man ihr nicht helfen können, stattdessen wurde sie an die
Deutsche Botschaft verwiesen. Der Marsch durch die Stadt, mangels Geld für die
Metro, war ermüdend gewesen. Nach gefühlten fünf Kilometern war sie endlich auf
das große Gebäude gestoßen. Die schwere Eingangstür hatte ihr Respekt
eingeflößt, denn sie hatte sich nur mit kräftigem Druck öffnen lassen. Als sie
hindurchgetreten war, erkannte sie, dass dieser Kraftakt gar nicht von Nöten gewesen
wäre, denn die Tür hatte ein automatisches Öffnungssystem. Es war ihr
schrecklich peinlich, dass sie sich wie eine Irre gegen das Holz gelehnt hatte,
wo die Tür doch von ganz allein aufgegangen war.
    Der Mann an der Information, hinter einer
dicken Glasscheibe, kommentierte diesen Fauxpas glücklicherweise nicht. Sie
wusste genau, dass er sie beobachtet haben musste, denn sein Monitor zeigte die
Kamerabilder des Eingangsbereichs. Nachdem Monja ihm ihr Problem geschildert
hatte, war ein Botschafter gerufen worden.
     
    Stunden später, nach einer Menge bürokratischem
Aufwand, vielen

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